Dracula II
danke dir, Genosse.«
»Mach es nicht so förmlich. Wann kommst du zurück?«
»In der Dunkelheit. Kann ich hier irgendwo schlafen?«
Der Mann hinter dem Schreibtisch fing an, wiehernd zu lachen. »So etwas fragst du noch? Du kannst dir die Buden aussuchen. Viele Bewohner sind bei Nacht und Nebel abgehauen, angeblich in ein besseres Leben, obwohl ich daran nicht glaube. Manche sind auch schon in die neuen Betonsilos der Städte umgesiedelt worden. Da stehen sie mehr unter Kontrolle, aber das will der große Meister ja. Kontrolle, Angst, na ja…«
»Wir verstehen uns«, sagte Marek zum Abschied und verließ das Büro. Die beiden Soldaten standen an Mareks VW und versuchten, durch die nassen Scheiben zu schauen.
Der Pfähler räusperte sich. Als sich die Männer aufrichteten, schaute er in noch junge Gesichter.
»Wie alt ist er denn?«
»Fast so alt wie ihr.«
»Sieht man.«
Marek stieg ein. Er wollte keine Zeit verlieren und freute sich darüber, daß der Motor sofort ansprang. Das tat ihm gut. Die Soldaten sprangen zurück, als die Reifen durch eine Wasserpfütze rollten und die trübe Flüssigkeit hochschleuderten.
Den Zettel legte Marek auf seinen Oberschenkel. Zunächst brauchte er ihn nicht. Er verließ die Ortschaft in entgegengesetzter Richtung und sah schon sehr bald die gewaltigen, dunklen und ansteigenden Flächen, denn auf den Hängen wuchs der dichte Nadelwald, nur hin und wieder von Laubbäumen unterbrochen.
Auf einem Feldweg fuhr Marek weiter. Er hatte sich vor kurzem noch zwei Reifen besorgt, zwar keine nagelneuen mehr, aber diese waren besser als die alten Pneus.
Sie schafften es, auch tiefen Boden zu überwinden und ließen den Wagen zudem nicht wegrutschen, als die Strecke Steigung bekam. Der VW quälte sich jetzt tatsächlich wie ein Käfer hoch. Die kleinen Wischblätter schafften es kaum, die Frontscheibe von den zahlreichen braunen Spritzern zu befreien. Je höher Marek fuhr, um so dichter legte sich der Nebel über die Landschaft. Schnee sah er nicht, aber das naßkalte Wetter mit Temperaturen dicht über dem Gefrierpunkt gefiel ihm auch nicht. Er kam trotz aller Widrigkeiten gut voran, erreichte auch die Höhe, wo er mit laufendem Motor anhielt und noch einmal auf den Zettel schaute. Ein Stück mußte er noch fahren, dann ging es links hinab, wieder über einen Hang, aber der Glatzkopf hatte eine Warnung auf den Zettel geschrieben und geraten, den Weg nicht unbedingt zu fahren. Es war ziemlich steil. Runter kam man, aber vielleicht nicht mehr rauf. Marek schaute mehr zur Seite hin. Zudem hatte er etwas Glück, weil der Dunst sich verflüchtigte. Nur mehr Nieselregen sprühte aus den tiefen Wolken.
Frantisek Marek fand die Abzweigung. Sie war in der Tat sehr schmal, kaum breiter als der Wagen selbst.
Er stoppte. Der Hang fiel tatsächlich steil ab. Nicht einmal fünf Schritte entfernt wurde er an der rechten Seite von einem dichten Waldstück begrenzt. Irgendwo zwischen den Tannen und Fichten mußte auch die Hütte liegen.
Noch stand Marek am Wegrand. An Verfolger hatte er nicht gedacht, dennoch schaute er sich um, bevor er sich auf den Weg machte und mehr rutschend als gehend vorankam.
Jetzt konnte er die Warnung des Glatzkopfes verstehen und war froh, seinen Käfer an der Straße geparkt zu haben.
Den ersten Schock bekam er nach fast genau drei Minuten. Erst war es nur ein Gefühl, dann blickte er genauer hin und sah tatsächlich so etwas wie eine Schneise am Waldrand, in deren Umgebung etwas auf dem Boden lag und blinkte.
Es war Glas, und es stammte von den Scheiben eines fast völlig zerstörten Autos, das genau gegen die Bäume gesetzt worden war. Mit Mühe identifizierte Marek das Fahrzeug als einen Lada. Krallenhände schienen über die dünne Haut auf seinem Rücken zu kriechen. Er fühlte sich umzingelt, denn er wußte, daß sein Informant den Lada gefahren hatte.
Marek wühlte sich durch das plattgefahrene Unterholz und schaute in das Fahrzeug.
Niemand saß darin. Er entdeckte auch keine Blutflecken. Wer immer den Lada vor den Baum gesetzt hatte, es mußte ihm gelungen sein zu fliehen.
Wohin war der Mann verschwunden?
Für den Pfähler kam nur ihr gemeinsamer Treffpunkt, die alte Hütte, in Frage.
Wo er sie genau finden konnte, wußte er nicht. Deshalb mußte er sich auf Spuren verlassen, die in der trüben Witterung leider nur schlecht zu entdecken waren.
Der Pfähler schaute schon sehr genau hin, sah hier einen flachen Fußabdruck, da einen angeknickten
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