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Dracula, my love

Dracula, my love

Titel: Dracula, my love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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Sessellehne und starrte ihn benommen an. Ich wusste nicht, was ich von all dem halten sollte. Plötzlich wurde ich gewahr, dass beinahe jeder Bericht über die Untaten des Grafen Dracula - mit Ausnahme der Tatsache, dass er Jonathans um meinetwillen länger in Transsilvanien festgehalten hatte - aus zweiter Hand stammte. Alles, was andere gesehen, erklärt oder beschrieben hatten, konnte falsch gedeutet worden sein oder auf falschen Informationen beruhen - oder etwa nicht?
    Hatten wir alle diesen Mann völlig falsch eingeschätzt? Sicherlich war er nicht von Grund auf gut, aber vielleicht auch nicht durch und durch böse?
    Dracula kam zu mir. Er berührte mit der Hand meine Wange und schaute mir tief in die Augen. „Mina“, sagte er zärtlich, „ich schwöre dir bei meiner Ehre: Das einzige wirkliche Unrecht, das ich deinem Mann je zugefügt habe, und ich muss zugeben, dass es ein ungeheures Unrecht ist, besteht darin, dass ich die Frau begehre, die er liebt.“
    Mir stockte der Atem. Er war mir so nah, so ungeheuerlich nah. Ich konnte das glühende Verlangen in seinen blauen Augen lesen. Und ich spürte, wie auch in mir eine ähnlich große Begierde aufstieg. Plötzlich lösten sich all meine Ängste und Zweifel in Luft auf. Es war mir gleichgültig, ob er log oder nicht. Es war mir gleichgültig, ob er gut oder böse war. Ich wollte nur, dass dieser Mann seine Arme um mich legte, seinen Körper eng an meinen presste und mit seinen Lippen meinen Mund fand.
    „Sie sind alle darauf aus, dich zu vernichten“, flüsterte ich. „Was soll ich machen? Wie kann ich dir helfen?“
    „Ich glaube nicht, dass du mir helfen kannst, meine Liebste. Aber sorge dich nicht. Ich kann schon allein auf mich aufpassen.“
    Er zog mich noch näher an sich und küsste mich. Es war ein langer, leidenschaftlicher Kuss. Begierde durchströmte mich. Als seine Lippen von meinem Mund zu meinem Hals wanderten, bebte ich vor Erwartung, denn ich wusste, was als Nächstes kommen würde, und sehnte es herbei. Er hat versprochen, dass ich in Sicherheit bin, rief ich mir ins Gedächtnis. Er hat versprochen, mir kein Leid zuzufügen. Dann öffnete er die Schließe des Samtbandes, das ich um den Hals trug, und warf es achtlos zu Boden. Seine Augen, die nun rot glühten, trafen auf meine. Schweigend gab ich ihm mein Einverständnis, wartete in atemloser Ekstase, während mir der Kopf in den Nacken sank.
    Dann spürte ich es: den kleinen Schmerz, als seine Zähne in mein Fleisch eindrangen, und die unbeschreibliche Wonne, als mein warmes Blut von meinem Körper in den seinen strömte.
    15
    Ich wachte spät am nächsten Morgen auf, als sich trotz der vorgezogenen dicken gelben Vorhänge das Sonnenlicht bereits bemerkbar machte. Wie benommen saß ich allein auf meinem Bett. Ich war vollständig bekleidet, hatte auch mein Samtband mit der Diamantschließe wieder fest um den Hals gebunden. Wie war ich nur hergekommen?, fragte ich mich. Das Letzte, worauf ich mich noch besinnen konnte, war, dass Dracula mich geküsst... und gebissen hatte. Dann musste ich das Bewusstsein verloren haben. Er hatte mich wohl, unter einiger Gefahr für sich selbst, hierher zurückgetragen. Ich hatte keinerlei Erinnerung daran, dass Jonathan zu Bett gekommen war, sah aber, dass das Kopfkissen und die Laken neben mir zerwühlt waren.
    Ich legte mich wieder hin. Ich war benommen, fühlte mich schwach und verwirrt und doch gleichzeitig seltsam glücklich. Eine tiefe Zufriedenheit hatte mein ganzes Wesen durchdrungen. Die beiden kleinen, unter dem schwarzen Samtband verborgenen Male an meinem Hals pochten ein wenig. Während ich mich an alles erinnerte, was sich in der vergangenen Nacht zugetragen hatte, an alles, was ich gesehen und erfahren hatte, konnte ich nur in stummer Verwunderung den Kopf schütteln. Meine Wangen brannten. So viele Jahre hindurch hatte ich ein makelloses und wohlanständiges Leben geführt. Nach meiner Verlobung mit Jonathan hatte ich keinen anderen Mann auch nur angesehen, nie auch nur an einen anderen gedacht. Doch seit meinem ersten Treffen mit Herrn Wagner - oder Dracula - damals in Whitby hatte ich in meinen Gedanken und in meinem Herzen eine heimliche Affäre mit ihm gehabt. Und wie niederträchtig, wie unmoralisch war erst mein Verhalten in den vergangenen beiden Nächten gewesen!
    Ich liebte meinen Ehemann. Ich liebte ihn von ganzem Herzen, und doch hatte ich ihn betrogen. Willentlich und leichtfertig hatte ich es zugelassen, dass mich Dracula in

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