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Das Herz des Eisplaneten

Das Herz des Eisplaneten

Titel: Das Herz des Eisplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Scarborough
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1. KAPITEL
    Yanaba Maddock war dem Ersticken nahe, als sie in der überfüllten Abfertigungshalle des Raumhafens von Petaybee der Seitentür einen Blick zuwarf, als sei sie eine Ertrinkende, die soeben einen dahintreibenden Mastbaum erspäht hatte. Unauffällig hielt sie darauf zu und hoffte, daß die Tür nicht verschlossen sein möge. Das war sie zwar doch, aber das Schloß war nicht gegen die Fertigkeiten gefeit, die Yana sich in ihrer jahrelangen Tätigkeit als Firmensoldatin, Ermittlerin, Forscherin, Ausbildungsoffizierin und – erst kürzlich –
    Patientin einer medizinischen Einrichtung erworben hatte. Instinktiv überprüfte sie, ob man ihre Aktivitäten bemerkte, als sie die Tür gerade weit genug aufsperrte, um hindurchzuschlüpfen. Dann hielt sie inne, um ihre Handschuhe anzuziehen: Während der Einweisung –
    und Einweisungen nahm sie immer sehr ernst – war sie vor den Gefahren gewarnt worden, mit nackter Haut gefrorene Oberflächen zu berühren.
    Einen Augenblick lang lehnte sie sich mit dem Rücken gegen das Gleitpaneel, um es zu sichern, sollte man sie beobachtet haben. Dann traf die kalte Luft sie.
    Sie wußte aus früheren Kaltwetterübungen, daß sie den eisigen Stoß, der um das Gebäude wehte und ihr ins Gesicht schlug, nicht einatmen durfte.
    »Die Temperatur des Planeten, Terraformation B, gemeinhin als Petaybee bezeichnet, kann im Winter an manchen Punkten bis zu minus einhundertachtundzwanzig Grad Celsius betragen«, hatte der Computer an Bord des Shuttles auf dem Flug vom Schiff zum Raumhafen sie gewarnt. »Das ist mächtig kalt, Soldaten. Berührt keinerlei Metallgegenstände mit ungeschützter Epidermis. Lauft nicht zu schnell, sonst gefriert die Luft in euren Lungen zu kleinen Eiszapfen und schlitzt sie auf. Tragt stets eure Winterausrüstung oder führt sie überall mit. Rechnet nicht mit angenehm geheizten Fahrzeugen. Zum einen herrscht auf Petaybee ein Mangel an angenehm geheizten Fahrzeugen, weil Maschinen, die in dieser
     
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    extremen Kälte nicht gefrieren und auseinanderbrechen, sehr teuer sind. Zum anderen bricht selbst das teure Gerät zusammen, so daß ihr euch der Gefahr aussetzen könntet. Die Temperatur auf dem Raumhafen Kilcoole beträgt heute minus fünfundvierzig Grad Celsius.
    Man weiß von Einheimischen, die dies im Vergleich zu dem, was sie als einen echten Winter bezeichnen, als relativ tropisch erachten.
    Vergeßt dabei nicht, daß der Sommer für diese Leute aus zwei Monaten praktisch durchgängigen Tageslichts von zwölf bis fünfzehn Grad über null besteht, was immer noch acht bis elf Grad unter den vorgeschriebenen zweiundzwanzig Grad an Bord liegt. Also knöpft eure Kleider zu, denn der Wind weht dort ungehindert, und paßt gut auf euch auf, vergeßt niemals, daß euer Arsch der Firma gehört. Das ist alles.«
    Mit einem Lächeln hatte Yana dem Computer zugehört, als er mit der barschen Stimme und der Ausdrucksweise eines älteren Hauptfeldwebels diese Instruktionen von sich gab, doch verspürte sie keinerlei Neigung, gegen die Anweisungen zu verstoßen, ganz so, als wären sie aus dem Munde eines Soldaten aus Fleisch und Blut gekommen. Minus einhundertachtundzwanzig Grad, wie? Sie konnte von Glück sagen, daß sie während einer Hitzewelle hier eingetroffen war. Eiszapfen, die ihre ohnehin schon zerfetzten Lungen noch weiter aufschlitzten, würden ihrer Genesung nicht gerade förderlich sein.
    Yana fingerte an der Oberbekleidung, die sie im Gebäude förmlich in ein Dampfbad gehüllt hatte, setzte die Kapuze auf, zog sie tief in die Stirn hinunter und schob das Tuch bis zum Augenansatz hinauf, bevor sie die Kapuze unter dem Kinn verschnürte.
    Trotz des Geruchs von überhitztem Öl und Treibstoff, der von der schneegesäumten Landebahn aus Plastbeton herüberwehte, war die Luft, die sich bei Yanas Einatmen durch den dämpfenden Stoff erwärmte, wenigstens sauber! Zu den kleinen Freuden ihres Lebens gehörten jene ersten Augenblicke, da sie frische, unverdorbene, nicht wieder verwertete Luft atmen konnte.
    Sie zog die Luft durch ihre Maske ein, zunächst recht zaghaft, weil ihre Lungen immer noch nicht so gut funktionierten, wie sie es eigentlich tun sollten – was ja auch einer der Gründe dafür war, daß
     
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    sie in den Augen ihrer Arbeitgeber die perfekte Kandidatin für Petaybee darstellte. Nach und nach tat sie tiefere Züge; sie wollte die tote Raumschiffluft am liebsten aus ihren armen, geschundenen Lungen herausspülen. Hier, in der reinen,

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