Dracula, my love
eines solchen Mannes widerstehen? Ich begehrte ihn! Wie ich ihn begehrte!
Er löste seinen Mund von meinen Lippen und schaute mit flammend roten Augen zu mir herab. Ich wusste, was er brauchte. Mein Herz pochte laut. Ich wusste, dass ich es ihm besser verweigern sollte; aber ich sehnte mich so sehr danach. Ich nestelte den Kragen meines Nachthemdes auf. Er zog den Stoff zur Seite, um meinen Hals freizulegen. Als er seinen Kopf niederbeugte und sich dort festsaugte, stöhnte ich vor Wonne. Ja. Ich verging, ich schmolz im Taumel der Verzückung dahin.
Zu meinem Bedauern ergötzte er sich nicht lange an mir. Mit übermenschlicher Anstrengung hielt er inne und trat einen Schritt zurück. Ihm rann noch ein wenig Blut aus dem Mund.
„Ich möchte dich nicht weiter schwächen. Letzte Nacht habe ich mehr von deinem Blut getrunken, als ich gedurft hätte.“
„Was willst du damit sagen?“, fragte ich, plötzlich höchst bestürzt. „Bin ich ... laufe ich Gefahr, auch ein ...?“
„Ein Vampir zu werden?“ Als ich ängstlich nickte, antwortete er: „Noch nicht. Aber wenn es so weitergeht, dann bist du irgendwann ...“ Seine Stimme verhallte.
Lange standen wir schweigend da und schauten einander an, während wir versuchten, uns wieder in die Gewalt zu bekommen. Ich nehme an, es war sehr nachlässig von mir, aber bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass seine Vampirbisse auch mich in ein solches Wesen verwandeln könnten. Schließlich war Lucy viele Male gebissen worden, ohne dass sie sich dauerhaft verändert hatte - bis zuletzt, als er sie, wie er mir versichert haue, auf ihren eigenen Wunsch hin verwandelt hatte. Ich liebte Dracula verzweifelt, gegen jeglichen Anstand und entgegen jeder Vernunft. Aber ich glaubte, dass er ein einzigartiges Wesen war. Ich hielt ihn nicht für einen typischen Vertreter seiner Art. Er hatte seine Schwestern als lüsterne Wesen ohne Gewissen und Selbstbeherrschung beschrieben. Lucy war auch so geworden, nachdem er sie in eine Untote verwandelt hatte. Ich verspürte nicht den geringsten Wunsch, es ihr nachzutun. Ich wollte, nein, ich durfte kein Vampir werden. Und ganz gewiss wollte ich nicht sterben! Das musste Dracula wissen. Mit jeder Faser meines pochenden Herzens glaubte ich, dass er niemals etwas tun würde, das mein Wohlbefinden beeinträchtigen konnte.
„Nicolae, willst du mir etwas versprechen?“
„Alles, meine Liebste.“
„Was immer heute geschieht, versprichst du mir, dass du meinem Ehemann kein Leid antust, auch keinem der anderen Männer?“
Es dauerte eine Weile, ehe er darauf reagierte, und die Antwort schien ihm außerordentlich schwerzufallen. „Ich gebe dir mein Wort. Aber, Mina, wenn deine Leute trotz all der Dinge, die ich zu meinem Schutz arrangiert habe, ihre Absichten weiter verfolgen und ich nichts unternehme, um sie aufzuhalten, dann kommt vielleicht eine Zeit, und zwar sehr bald, in der ich gezwungen sein werde, England zu verlassen oder hier umzukommen.“
„Oh!“, rief ich, ganz bestürzt ob des bloßen Gedankens.
„Nachdem ich dich endlich wiedergefunden habe, bringe ich es nicht über mich, dich zu verlassen. Und ich will dich nicht aufgeben! Wenn aller Austausch zwischen uns endet, wenn ich nicht herausfinden kann, wie es dir geht oder wo du bist, dann verliere ich den Verstand.“
„Mir wird es ebenso ergehen.“
Nach einer Pause sagte er langsam: „Wir könnten ein Band zwischen uns knüpfen, ein telepathisches Band, sodass ich deine Gedanken lesen kann und du die meinen. So könnten wir zusammen sein und einander stets wiederfinden.“
„Wie sollten wir das bewerkstelligen?“
„Du musst mein Blut trinken.“
Mein Puls raste. „Dein Blut trinken?“
„Ja. Bist du dazu bereit?“
Ich zögerte nicht. „Zeige mir, wie das geht.“
Ich glaubte, er würde mir beibringen, in seinen Hals zu beißen, so wie er an meinem gesaugt hatte. Stattdessen hob er mich auf das Bett, sodass ich dort kniete und ihn anschaute. Dann knöpfte er sein Hemd auf, zog den Stoff zur Seite und entblößte seine muskulöse Brust. Plötzlich verwandelte sich der Nagel seines Zeigefingers in eine lange, scharfe Klaue. Er stieß sie sich ins Fleisch und öffnete eine Ader in seiner Brust. Sogleich quoll daraus Blut hervor.
„Trink“, sagte er.
Ich presste den Mund auf die Wunde und trank in tiefen Zügen. Ich hatte erst einige wenige Male vorher Blut gekostet, wenn ich an einer kleinen Verletzung an meinem
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