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Dracula, my love

Dracula, my love

Titel: Dracula, my love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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dass ich aufsprang.
    Dr. van Helsing hatte mit solcher Gewissheit behauptet, dass der Vampir während des Tages machtlos war und sich daher nicht mit mir in Verbindung setzen konnte. Wie sehr er sich getäuscht hatte!
    Van Helsing täuscht sich über vieles.
    Oh! Der Erzfeind konnte meine Gedanken lesen! Geh weg, du Ungeheuer!, dachte ich mit aller Macht. Lass mich in Ruhe. Ich will dich niemals wiedersehen .
    Du musst mich anhören. Du musst mich dir alles erklären lassen.

Nein! Ich will nichts mehr von deinen Entschuldigungen und Erklärungen wissen! Du bist der Teufel in Menschengestalt! Weiche von mir! Weiche von mir!
    Ich bin kein Teufel. Ich liebe dich.
    Du kannst mich nicht lieben! Du hast mich nie geliebt! Du bist ein Mörder und ein Lügner! Ich hasse dich! Ich hasse dich!
    Doch seine Beschwörungen und Beteuerungen hörten nicht auf. Ich versuchte, sie zu übertönen, indem ich in meiner Verzweiflung laut ein Gedicht aufsagte. Dann begann ich zu singen, aber seine Gedanken dröhnten weiter in meinem Kopf, laut und endlos.
    Schließlich konnte ich es nicht mehr ertragen, rannte aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Ich riss die Vordertür auf, und ein Schwall kalter, nasser Luft kam ins Haus geweht. Ohne Hut stürzte ich hinaus in den strömenden Regen, lief die Auffahrt hinunter und über die baumbestandene kleine Straße, achtete nicht auf die tobenden Elemente, nicht auf den eisigen Regen, der mich bis auf die Haut durchnässte, nicht auf den Schlamm, der an meinen Sohlen haftete und gegen meinen Rock klatschte. Ich hatte nur einen einzigen Gedanken: So schnell wie möglich so viel Abstand wie möglich zwischen mich und Carfax zu bringen, als könnte ich so dem endlosen Gedankenstrom entrinnen, der mich attackierte und mir den Verstand zu rauben drohte.
    Als ich um eine Straßenbiegung rannte, erleuchtete ein zuckender Blitz den dunklen Himmel zu strahlendem Weiß. Plötzlich hörte ich ein lautes Krachen und sah, dass über mir Funken sprühten. Ich blickte auf und bemerkte zu meinem Entsetzen, dass der Blitz von einer riesigen Eiche einen ungeheuer dicken Ast abgetrennt hatte. Dick wie ein ausgewachsener Baum, kam er nun mit tödlicher Geschwindigkeit geradewegs auf mich zugeflogen.
    17
    Ich hatte gar keine Zeit mehr, vor Schreck aufzuschreien. Oder dem tödlichen Fall des Astes auszuweichen.
    Doch plötzlich war Dracula da. Sein langer schwarzer Umhang wirbelte um seinen Körper. Er riss mich in die Arme, und in einem ungeheuren Sturm von Rauschen, Licht und Geschwindigkeit brachte er mich in Sicherheit. Ich war nun tief im Schutz des kleinen Wäldchens. Das Herz schlug mir vor Angst bis zum Hals, nicht nur weil ich knapp dem Tod entronnen war, sondern auch, weil ich mich wiederum allein in den Armen dieses Ungeheuers befand, fern aller Hilfe und aller Menschen. Zu meinem Entsetzen pochte mein Herz allerdings auch vor Erregung.
    „Lass mich los!“, schrie ich und schlug mit Fäusten auf ihn ein.
    Er stellte mich auf die Füße, hielt mich aber immer noch an beiden Oberarmen fest, während er auf mich herabblickte. Als er die pulsierende rote Narbe auf meiner Stirn wahrnahm, zuckte er zusammen und schien von aufrichtiger Reue ergriffen. Mir war, als hätte es ihm einen Augenblick lang wirklich die Sprache verschlagen. Obwohl das dichte Eichengehölz uns gegen die schlimmste Gewalt des Unwetters schützte, tropfte der Regen doch durch das Blätterdach auf uns, durchnässte uns vollends und prasselte auf das Unterholz zu unseren Füßen.
    „Du hast selbst dafür gesorgt, dass dieser Ast brach, um dein Rettungsunternehmen zu inszenieren!“, beschuldigte ich ihn, während ich vergeblich danach trachtete, mich aus seinem festen Griff zu befreien.
    „Wohl kaum.“
    „Lass mich los, du Ungeheuer, du Mörder!“, keifte ich ihn an. „Oder sollte ich dich lieber Vlad nennen?“
    Seine Miene verdüsterte sich. Er starrte mich an. „Wie kannst du nur so von mir denken? Ich war nicht Vlad der Pfählen Ich habe ihn verachtet, ihn und alles, was er je getan hat.“
    „Der Professor hat doch gesagt ...“
    „Dann irrt sich der Professor.“
    „Du lügst. Du bist ein Ungeheuer!“
    „Bin ich das?“, fragte er leise.
    „Ja! Gestern Abend habe ich dein wahres Ich gesehen. Das vollkommene Gesicht, das du mir zuvor gezeigt hattest, ist nur eine Maske, die den Satan in deinem Inneren verbergen soll!“
    „Das wahre Ich steht jetzt vor dir: das Wesen, das ich war, ehe der Teufel mich verändert hat. Der

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