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Dracula, my love

Dracula, my love

Titel: Dracula, my love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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eine Untote würde, wäre es dann noch sicher, dass wir weiterhin unser Blut miteinander teilen?“
    „Ganz sicher. Wir könnten alles tun, wonach uns der Sinn steht, nur um unserer Lust und des Vergnügens willen.“
    Das war eine Verlockung, die ich nicht außer Acht lassen konnte.
    „Du hast doch vorhin gesagt, der Teufel hätte dich verwandelt. Was hast du damit gemeint? Wie alt bist du? Wer warst du, ehe du ein Vampir wurdest?“
    „Ah. Das ist eine lange Geschichte, die ich lieber für eine andere Gelegenheit aufheben möchte.“ Er küsste mich und sagte nach einigem Zögern: „Ich muss gehen. Ich habe noch viel zu tun.“
    Er half mir auf die Beine und entfernte mit einer raschen Handbewegung den unsichtbaren Schutzschirm, der uns umgeben hatte. Auch außerhalb davon hatte inzwischen der Regen aufgehört, doch die Feuchtigkeit triefte noch aus dem Blätterdach über uns herunter, als wir durch den Wald eilten und dabei eine Abkürzung einschlugen, die seinen Worten zufolge ins Dorf führen würde. Ich wusste, dass er den Plan hegte, an diesem Nachmittag noch vor den Männern zu erscheinen. Ich brachte meine Sorge um seine Sicherheit sowie um die Sicherheit meines Mannes und der anderen zum Ausdruck. Dracula beteuerte mir, es würde niemandem etwas geschehen.
    „Werden die anderen dich so sehen wie ich?“, fragte ich.
    „Nein. Es ist sehr wichtig, dass sie mich als den alten Mann wahrnehmen, den sie letzte Nacht erblickt haben und den dein Mann in Transsilvanien kannte.“
    „Jonathan hat dich auch schon in jüngerer Gestalt gesehen, wenn auch vielleicht nicht so jung wie jetzt. Einmal in der Kapelle deiner Burg, als du graues und kein weißes Haar hattest. Und noch einmal vor zwei Wochen in Piccadilly. Wir haben dich vor einem Juwelierladen beobachtet.“
    „Was habe ich da gemacht?“
    „Du. hast eine wunderschöne Frau angestarrt, die in einer offenen Kutsche saß und einen Rembrandthut trug.“
    „Ah ja. Die Frau mit dem Rembrandthut. Sie war wirklich sehr schön. Hätte ich jedoch geahnt, dass du da warst, so hätte ich nur Augen für dich gehabt.“
    „Ich ahnte ja nicht, dass du es warst. Du sahst aus, als wärst du mindestens fünfzig Jahre alt. Und dein Gesicht, es hat mir Angst eingeflößt.“
    „An jenem Tag war es mir gleichgültig, welche Gestalt ich annahm. Ich war voller Bitterkeit. Denn ich dachte, ich hätte dich für immer verloren.“
    Wir hatten nun den Saum des Waldes erreicht. Er strich mir zart übers Gesicht und schaute mich mit solcher Zuneigung an, dass ich mir nicht vorzustellen vermochte, dass er jemals grausam sein könnte.
    „ À tout à l'heure , (bis nachher) meine Liebste. Ich muss jetzt nach Carfax zurückkehren, um mich auf meine Zugfahrt nach London vorzubereiten.“ Er küsste mich zum Abschied. „Ich komme zu dir, sobald es sicher ist. Und in deinen Gedanken werde ich dir immer nah sein.“
    Im Telegrafenamt des Dorfes gab ich die Depesche auf, um die Dracula mich gebeten hatte und die an Dr. van Helsing in Draculas Haus in Piccadilly adressier: war. Ich wusste, dass sich die Männer dort aufhalten würden.
    WARNUNG VOR D. ER HAT EBEN GERADE (12:45) CARFAX VERLASSEN UND EILT JETZT NACH SÜDEN. ER SCHEINT SEINE RUNDE ZU MACHEN, VIELLEICHT IST ER HINTER EUCH HER. MINA
    Dann kehrte ich ins Irrenasyl zurück. Ich wusste, dass ich mich beschäftigen musste, wenn ich nicht vor Sorge verrückt werden wollte. Den ganzen Nachmittag über schrieb ich die letzten Tagebücher von Jonathan und Dr. Seward mit der Maschine ab, die sich als sehr umfangreich herausstellten.
    So konnte ich mir auch mit Muße die phonographische Aufzeichnung Dr. Sewards anhören, die er von den Ereignissen der vergangenen Nacht gemacht hatte, als die Männer in mein Schlafzimmer eingebrochen waren und mich mit Dracula gefunden hatten. Ich erbleichte vor Entsetzen, als ich seiner Aufzeichnung von meinem frei erfundenen Bericht lauschte, in dem ich Nicolae als grauenhaftes Ungetüm beschrieben hatte. Nichts davon stimmte, und doch blieb mir keine andere Wahl, als alles für die Akten in die Maschine zu tippen.
    Ehe ich mich versah, schlug die Uhr im Flur vier. Die Männer hatten versprochen, vor Sonnenuntergang zurückzukehren. Das wäre in ein, zwei Stunden. Ich fragte mich, was wohl geschehen sein konnte. Just in diesem Augenblick vernahm ich in meinen Gedanken Draculas Stimme:
    Sei beruhigt, Mina. Der erste Teil ist wie geplant verlaufen.
    Geht es allen gut?, dachte ich als

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