Dracula, my love
Seite und die Schlaufen, Kringel und anderen seltsamen Zeichen, die dort standen. Es war mir ein wenig peinlich, dass das Auge eines Fremden in mein privates Tagebuch schaute, doch gleichzeitig war ich erleichtert, meine Eintragungen auf so ungewöhnliche Weise gemacht zu haben.
„Verzeihen Sie mir“, sagte er, „wenn ich zu neugierig erscheine, aber ist dieser Text in einer neuen Art von Kurzschrift verfasst, vielmehr in ... Ich glaube, Sie nennen es Stenographie?“
„Das stimmt“, antwortete ich und war überrascht, dass er mit dieser abgekürzten Symbolschrift vertraut war.
„Ein faszinierendes System, nicht wahr, so alt wie die Steine der Akropolis aus dem antiken Griechenland. Es erlaubt einem, mit größerer Geschwindigkeit und Kürze zu schreiben, so rasch wie die Menschen sprechen.“
„Ja, und gleichzeitig erreicht man damit völlige Geheimhaltung, denn es macht das Geschriebene für die meisten anderen Menschen unleserlich, eine ideale Methode für Eintragungen in einem Tagebuch.“
Er lächelte. „Ich bin mit einer Reihe von Methoden dieser Art vertraut, aber diese hier erkenne ich nicht.“
„Man nennt sie Greggs Kurzschrift. Sie wurde vor zwei Jahren herausgebracht und wird noch nicht weithin verwendet. Ich habe sie erst kürzlich erlernt, um in der Lage zu sein...“ Ich zögerte. Wenn ich meinen Gedanken zu Ende führen würde, so würde das alles diese angenehme Konversation plötzlich beenden, die ich doch so gern fortsetzen wollte. Aber ich konnte die Wahrheit nicht verschweigen. Er hatte das Recht, sogleich zu erfahren, dass ich einem anderen versprochen war. „Ich habe stenographieren gelernt“, fuhr ich fort, „um meinem Verlobten bei seiner Arbeit beistehen zu können. Er ist Anwalt, müssen Sie wissen. Ich hoffe, dass ich aufzeichnen kann, was er diktiert, um es dann für ihn auf der Schreibmaschine zu schreiben.“
Bei diesem Geständnis verblasste das Lächeln des Herren ein wenig, doch er fand seine Souveränität rasch wieder und meinte: „So können Sie also auch geschickt mit einer Schreibmaschine umgehen, nicht nur stenographieren? Das sind sehr ungewöhnliche Fertigkeiten. Ihr Verlobter kann sich glücklich schätzen, eine derart gebildete und schöne Gefährtin gefunden zu haben. Wirklich!“
Mir stieg die Röte in die Wangen, nicht nur wegen seiner lobenden Worte, sondern wegen der Bewunderung, die aus seinen Augen strahlte, während er sprach. „Ich danke Ihnen, Sir, aber ich habe das Gefühl, selbst die Glückliche zu sein. Jonathan ist ein guter Mann.“
Dazu enthielt er sich jeglichen Kommentars, sondern blieb nur stehen und schaute sich um. Dann sagte er: „Er ist nicht mit Ihnen hier in Whitby, nehme ich an, da Sie doch erklärt haben, dass Sie mit einer Freundin und deren Mutter hergereist sind?“
„Er befindet sich auf einer Geschäftsreise im Ausland und ist noch nicht zurückgekehrt.“
„Ich verstehe. Und inzwischen haben Sie keinerlei zeitliche Verpflichtungen?“ Ehe ich etwas antworten konnte, fügte er hinzu: „Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, die Gegend näher zu erkunden. Die Ruine der Abteikirche sieht außerordentlich interessant aus. Würden Sie mir die Ehre erweisen, mich auf einem Rundgang über das Gelände zu begleiten?“
Als er zu mir herabschaute, begann mein Herz wild zu pochen. An diesem Mann, an seinen Augen war etwas, das mich so sehr in den Bann schlug, dass ich es kaum über mich brachte, meinen Blick von ihm loszureißen. Ich konnte es nicht leugnen: Ich fühlte mich heftig zu ihm hingezogen, und genauso schien er sich zu mir hingezogen zu fühlen. Oh!, dachte ich, diese neu entdeckten Gefühle, die da in meinem Inneren tobten - wenn sie auch zweifellos erregend waren -, waren doch unrecht, wirklich und wahrhaftig sehr unrecht.
Er muss mir meine Gedanken vom Gesicht abgelesen haben, denn er sagte: „Es ist nichts Unziemliches daran, wenn wir zusammen spazieren gehen und uns unterhalten. Wir sind zwei moderne Menschen, die am helllichten Tage ein Gespräch miteinander führen, und es sind doch auch sehr viele Menschen um uns herum.“
Ich öffnete den Mund und wollte sein Angebot ablehnen, doch stattdessen hörte ich mich sagen: „Es wäre mir eine große Freude, Sie zu begleiten.“ Und ehe ich wusste, wie mir geschah, ging ich im Gleichschritt mit ihm über den Kiesweg.
„Ich konnte nicht umhin, den Titel Ihres Buches zu bemerken.“ Er deutete mit einem Nicken auf den dicken Band, den ich bei mir trug. „
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