Dracula, my love
meine Worte sorgfältig. „In dieser Gestalt ist er mir in der Vergangenheit schon erschienen.“
Er starrte mich an. „Hat er dir dieses Kleid geschenkt?“ Als ich nickte, fragte er: „Hat er dich verletzt?“
Ich hielt inne. Mein Herz schien in zwei Teile gerissen zu sein, und dieser Riss würde niemals heilen. Eine tiefe Wunde hatte mir Dracula zugefügt; aber diese Wahrheit konnte ich mit Jonathan nicht teilen. „Nein“, flüsterte ich. „Er hat mir nichts angetan, das nicht mit der Zeit heilen würde.“
„Und er ist nun wahrhaftig tot?“
„Ja. Gott sei Dank, du bist genau im richtigen Augenblick gekommen, mein lieber Mann, sonst wäre ich jetzt tot... und mit mir unser Kind.“
Nun setzte sich Jonathan auf und schaute mich voller Verwunderung an. „Unser ...?“
Ich nickte und konnte ein tränenfeuchtes Lächeln nicht unterdrücken, während ich seine Hand nahm und in meinen Schoß legte. Da trat ein Blick so reinen Glücks auf das Gesicht meines Mannes, dass ich glaubte, mein Herz müsste schmelzen und vergehen. Ich musste in einem Atemzug lachen und schluchzen. Dann schloss mich Jonathan in die Arme und küsste mich.
Wir kehrten zum Lager zurück, ehe die anderen aufwachten. Jonathan und ich kamen überein, dass wir besser die Ereignisse, die sich in der Burg zugetragen hatten, nicht erwähnen sollten. Mochten die Männer weiterhin denken, dass Dracula am Abend zuvor von ihren eigenen Händen den Tod gefunden hatte und dass Herr Morris als Held gestorben war. So kam es, dass in allen Tagebüchern, die wir damals führten, verzeichnet stand, dass Dracula bei Sonnenuntergang am 6. November gestorben war, hingestreckt von den Klingen von Jonathan und Herrn Quincey Morris.
Am nächsten Morgen traten wir alle die lange Rückreise nach England an, die wir nur unterbrachen, um Herrn Morris mit einer ruhigen, respektvollen Zeremonie auf einem Friedhof in Bistritz zu beerdigen. Ich hatte mich so sehr daran gewöhnt, Draculas Stimme in meinen Gedanken zu hören, dass sein Schweigen in mir eine schmerzliche Leere hinterließ. Manchmal weinte ich, und nichts, das Jonathan oder die anderen sagten, konnte mich trösten. Sie schrieben dieses Übermaß an Emotionen dem zu, was sie „meine anderen Umstände“ nannten. Aber ich vermochte nicht aufzuhören, an ihn zu denken, an all das, was er mir bedeutet hatte, und an seine letzten Worte.
Hatte er sich entschieden zu sterben, um Buße für seine letzte Missetat zu tun? Hatte er meine Klinge mit Gewalt geführt, weil er wünschte, dass ich weiterlebte, nicht mehr von dem belastet, was er als seine ungesunde Besessenheit erkannte? Oh! Hätte ich nur die Stärke gehabt, seine Hand aufzuhalten! Denn trotz allem, was er getan hatte und noch zu tun plante, hatte ich nicht gewollt, dass er starb. Ich war von Schuldgefühlen durchdrungen, und ich wusste, dass ich den Rest meines Lebens jeden Tag um ihn trauern würde.
Nicht lange nachdem wir wieder zu Hause in Exeter angekommen waren, wurde ein kleines Päckchen für mich abgegeben. Zu meiner Überraschung enthielt es einen Brief mit dem Familienwappen der Sterling.
Belgravia, London 16. November 1890
Meine liebe Frau Harker,
bitte verzeihen Sie mir, dass ich Ihnen erst nach einer außerordentlich langen Verzögerung schreibe. Seit jenem Abend, an dem ich Sie so unerwartet in meinem Vestibül antraf, waren Sie meinen Gedanken nie lange fern. Ich denke, dass ich damals völlig sprachlos war, weil ich so verblüfft war, Sie zu sehen. Meine Haushälterin, Fräulein Hornsby, teilte mir den Grund Ihres Besuchs mit und gab mir Ihre Adresse. Ich vermag nur zu ahnen, was Sie von mir denken mögen. Auf dass Sie keine falschen Vorstellungen von mir hegen, möchte ich die Sachlage aus meiner Sicht erklären.
Vor vielen Jahren, als ich ein junger Student an der Universität war, verliebte ich mich in ein Mädchen, das in unserem Haus angestellt war. Sie hieß Anna Logan. Ich liebte sie bis zum Wahnsinn, und ich glaube, dass sie ähnliche Gefühle für mich hegte. Ich wollte, dass sie meine Frau würde. Leider ist auf dieser Welt Liebe manchmal nicht genug. Wir können nicht immer haben, was wir wollen; andere Dinge treten dazwischen. Meine Mutter erfuhr von unserer Beziehung, und als ich das nächste Mal zu einem Besuch nach Hause kam, fand ich zu meiner Betrübnis heraus, dass man Anna entlassen hatte. Meine Mutter erwähnte nicht, dass Anna guter Hoffnung war; sie schärfte mir lediglich die Wichtigkeit meiner
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