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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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kommenden Hochzeit, was mich fast ein wenig herzenskrank machte, denn ich habe nun schon seit über einem Monat nichts mehr von Jonathan gehört.
     
    Am selben Tag
    Ich kam alleine wieder hier herauf, denn ich bin sehr betrübt. Es war immer noch kein Brief für mich da. Ich hoffe inständig, dass Jonathan nichts zugestoßen ist. Eben hat es neun geschlagen. Ich sehe die über die Stadt verstreuten Lichter, wo die Straßen entlanglaufen, bilden sie Reihen, dann leuchten sie wieder vereinzelt an verschiedenen Stellen. Sie laufen den Esk hinauf und verlieren sich schließlich in der Biegung des Tales. Links ist mir die Aussicht durch das dunkle Dach des Hauses neben der alten Abtei versperrt. Lämmer und Schafe blöken auf der Weide hinter mir, und man vernimmt das Klappern von Eselshufen auf der gepflasterten Straße tief unten. Eine Musikkapelle spielt auf dem Pier einen schnellen Walzer, sie halten den Takt ausgezeichnet. Weiter entfernt vom Hafen ist irgendwo in einem Nebengässchen |103| eine Zusammenkunft der Heilsarmee. Keine der Kapellen stört die jeweils andere, aber von hier oben aus kann ich sie beide hören. Wo mag Jonathan gerade sein, ob er wohl an mich denkt? Ich wünschte, er wäre hier.
     
    Dr. Sewards Tagebuch
     
    5. Juni
    Der Fall Renfield wird immer interessanter, je mehr ich den Mann verstehen lerne. Er hat einige sehr stark hervortretende Eigenschaften: Egoismus, Verschlossenheit und Zielstrebigkeit. Ich möchte wissen, worauf sich Letzteres bezieht. Ich glaube, er hat einen ganz bestimmten Plan, aber was es damit auf sich hat, weiß ich noch nicht. Seine beste Eigenschaft ist vielleicht seine Liebe zu Tieren, dann aber behandelt er sie wieder mit abnormer Grausamkeit. Seine Haustiere sind seltsam, gegenwärtig ist der Fliegenfang sein Hobby. Er hat mittlerweile eine solche Menge beisammen, dass ich schon protestieren musste. Zu meinem großen Erstaunen folgte daraufhin kein Wutausbruch, sondern er nahm es mit gesetztem, ruhigem Ernst einfach hin. Er dachte einen Augenblick nach, dann sagte er: »Können Sie mir drei Tage gönnen? Danach werde ich sie alle abschaffen.« Natürlich gab ich mich zufrieden, ich muss ihn aber beobachten.
     
    18. Juni
    Er hat sich nun auf Spinnen verlegt, von denen er schon mehrere große Exemplare in einer Schachtel gefangen hält. Er füttert sie mit seinen Fliegen, deren Zahl auch schon beträchtlich abgenommen hat, obgleich er die Hälfte seiner eigenen Mahlzeiten dazu verwendet, neue Fliegen zu ködern.
     
    |104| 1. Juli
    Seine Spinnen werden nun eine ebenso große Plage wie die Fliegen, und heute erklärte ich ihm, dass er sich auch von ihnen werde trennen müssen. Er wurde bei dieser Ankündigung so traurig, dass ich ihm sagte, er solle wenigstens einige davon freilassen. Darüber beruhigte er sich, und er wurde wieder fröhlich, da ich ihm dieselbe Frist setzte wie zur Vernichtung der Fliegen. Dann jedoch überkam mich ein starker Ekel vor ihm, denn als eine große Schmeißfliege, aufgebläht von irgendwelchem Unrat, in den Raum schwirrte, fing er sie, hielt sie frohlockend ein paar Augenblicke zwischen Daumen und Zeigefinger, und ehe ich noch seine Absicht erraten hatte, steckte er sie in den Mund und verspeiste sie. Ich schalt ihn deswegen, aber er erwiderte, es wäre sehr schmackhaft und äußerst gesund – schließlich wäre es Leben, kräftiges Leben, und dieses Leben würde nun in ihm sein. Das brachte mich auf eine Idee, oder wenigstens auf das Rudiment einer Idee. Ich muss aufpassen, wie er sich seiner Spinnen entledigt. Er ist zweifelsohne mit einem großen Problem beschäftigt, denn er führt ein Notizbuch, in das er ständig etwas einzutragen hat. Ganze Seiten sind mit Kolonnen von Zahlen gefüllt, deren Summen dann wieder Kolonnen bilden, als wenn er irgendeine statistische Feststellung machen wollte.
     
    8. Juli
    Es ist Methode in seinem Wahnsinn, und die noch unvollständige Idee in meinem Kopf nimmt festere Gestalt an, bald wird etwas Vollständiges aus ihr werden. Ich hielt mich meinem Schützling einige Tage fern, sodass ich genau feststellen konnte, ob irgendeine Änderung eintreten würde. Die Dinge blieben so, wie sie gewesen waren, nur dass er mit einigen seiner Launen gebrochen und neue an ihre Stelle gesetzt hatte. Er hat mit Mühe einen Sperling gefangen und hat ihn schon beinahe gezähmt. Seine Dressurmittel sind einfach – die Spinnen sind schon weniger geworden. Die übrig Gebliebenen sind übrigens gut genährt, |105| denn

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