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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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der Hund scheint gänzlich aus der Stadt verschwunden zu sein. Möglicherweise ist er in seiner Panik ins Moor gelaufen, wo er sich immer noch versteckt halten mag. Manche Bürger sind aufgrund dieser Vermutung in Sorge, denn früher oder später könnte das Tier selbst zu einer Gefahr werden. Offenbar handelt es nämlich um eine wilde Bestie: Heute in aller Frühe fand man einen großen Hund, den Mastiffbastard eines Kohlenhändlers, in der Nähe von Tate Hill Pier tot auf der Straße, gerade gegenüber dem Haus seines Herrn. Er hatte offensichtlich mit einem sehr wilden Gegner gekämpft, denn seine Kehle war aufgerissen und sein Bauch war aufgeschlitzt wie durch die Klauen eines großen Raubtieres.
     
    Später. Durch die Freundlichkeit des Inspektors der Handelskammer erhielt ich die Erlaubnis, das Logbuch der »Demeter« zu inspizieren. Es war ordentlich geführt bis auf die letzten drei Tage, brachte aber bis auf den Hinweis, dass auf dem Schiff Leute vermisst worden waren, keine neuen Erkenntnisse. Von größerem Interesse ist hingegen das in der Flasche gefundene Papier, das heute bei der Verhandlung verlesen wurde; noch nie war es mir beschieden, einen seltsameren Bericht zu hören als diese zwei Seiten. Da kein Grund zur Geheimhaltung besteht, wurde mir gestattet, den Bericht hier in einer Abschrift wiederzugeben. In dieser sind einzig seemännische Details und Fragen der Ladung weggelassen worden. Es scheint beinahe so, als wäre der Kapitän schon bevor er in See stach von einem eigentümlichen Wahn befallen gewesen, der sich während der Fahrt weiter steigerte. Natürlich muss mein Bericht
cum grano salis 5
gelesen werden, da ich ihn nach dem Diktat eines Sekretärs des russischen Konsuls schreibe, der die Güte hatte, mir in Anbetracht der Kürze der Zeit das Schriftstück zu übersetzen:
     
    |123| Logbuch der »Demeter«
    Varna – Whitby
     
    Aufgezeichnet am 18. Juli
    Es geschehen so seltsame Dinge, dass ich sie von nun an sorgfältig festhalten will, bis wir wieder an Land sind.
    Am 6. Juli hatten wir die Zuladung abgeschlossen: Silbersand und Kisten mit Erde. Mittags setzten wir Segel. Ostwind, frisch. Besatzung: fünf Matrosen, zwei Maaten, Koch und ich selbst (Kapitän).
    Am 11. Juli in der Morgendämmerung Einfahrt in den Bosporus. Türkischer Zoll an Bord. Bakschisch. Alles in Ordnung. 4 Uhr nachmittags weiter.
    Am 12. Juli durch die Dardanellen. Wieder Zoll sowie Flaggschiff der Hafenwache. Wieder Bakschisch. Kontrolle der Beamten gründlich, aber schnell – wir wollten rasch weiter. Bei Dunkelheit in den Archipel eingelaufen.
    Am 13. Juli Kap Matapan passiert. Männer über irgendetwas unzufrieden. Schienen verängstigt, aber keiner wollte reden.
    Am 14. Juli. Machte mir Sorgen um die Leute. Alles kräftige Kerle, alle schon früher mit mir gefahren. Der Maat konnte nicht aus ihnen herausbringen, was los war. Sie sagten ihm nur, da wäre
Etwas
an Bord, und bekreuzigten sich. Der Maat verlor mit einem von ihnen die Geduld und schlug ihn. Erwartete heftigen Tumult, aber alles blieb ruhig.
    Am 15. Juli früh meldete der Maat, dass einer der Leute, Petrowski, fehle. Maat hatte keine Erklärung dafür. Petrowski hatte die vorangegangene Nacht um 8 Uhr die Backbordwache übernommen, wurde dann von Abramoff abgelöst, kam aber nicht in die Kajüte zum Schlafen. Mannschaft noch bedrückter. Alle sagten, sie erwarteten etwas, wollten aber nicht mehr sagen, als dass
Etwas
an Bord wäre. Der Maat wurde sehr heftig mit ihnen, ich befürchtete schon eine Meuterei.
    Am 17. Juli, gestern, kam einer der Leute, Olgaren, zu mir in die |124| Kajüte und vertraute mir völlig verstört an, dass er meine, es befinde sich ein fremder Mann an Bord. Er erzählte mir, dass er als Wachhabender hinter dem Deckhäuschen Schutz vor dem Regen gesucht habe, als er einen großen, hageren Mann bemerkte, der keinem aus der Besatzung glich. Er kam die Mannschaftsstiege herauf, ging auf Deck gegen den Bug zu und verschwand. Er folgte ihm vorsichtig, doch als er an den Bug kam, fand er niemanden, und die Luken waren alle geschlossen. Er war vor abergläubischer Furcht fast wahnsinnig; ich bin in Sorge, es könnte eine Panik entstehen. Um dies zu verhindern, werde ich heute das ganze Schiff von vorne bis hinten sorgfältig durchsuchen lassen.
     
    Habe mir sämtliche Leute zusammengeholt und gesagt, dass ich, weil sie glaubten, es wäre etwas Fremdes an Bord, das ganze Schiff bis in den letzten Winkel durchsuchen lassen werde.

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