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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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bewundern, die in dieser Hand lag. Sie schien eine Schraubzwinge aus Stahl zu sein, die, hätte ihr Besitzer dies nur gewollt, meine Hand mit Leichtigkeit zerquetscht hätte. Dann nahm der Mann mein Gepäck heraus und stellte es neben mich auf den Boden. Ich befand mich vor einem großen, alten Tor, das mit Eisen beschlagen und in einen weit vorragenden Torbogen von massivem Stein eingelassen war. Das schwache Licht reichte gerade noch hin, die Verzierungen des Torbogens wahrzunehmen, allerdings hatten die Figuren schon stark unter der Zeit und dem Wetter gelitten. Sobald alles ausgeladen war, schwang sich der Kutscher wieder auf den Bock, zog die Zügel an und verschwand durch einen der mächtigen schwarzen Torbogen.
    Ich aber blieb schweigend auf dem Fleck stehen, denn ich wusste nicht, was nun zu tun wäre. Von einer Glocke oder einem Türklopfer war keine Spur zu sehen, und meine Stimme hätte |26| durch diese drohenden Mauern und dunklen Fensterhöhlen sicher keinen Eingang gefunden. Die Zeit, die ich zum Warten verurteilt war, schien mir endlos, und ich merkte, wie Furcht und Zweifel in mir aufstiegen: Wohin war ich nur geraten und unter was für Leute? Auf welches unheimliche Abenteuer hatte ich mich da eingelassen? Oder war das etwa ein ganz normaler Fall im Leben eines Anwaltsgehilfen, der hinausgeschickt wurde, um mit einem Fremden über den Ankauf eines Londoner Anwesens zu unterhandeln? – Übrigens: »Anwaltsgehilfe«, das hört Mina gar nicht gerne. »Advokat« klingt da schon anders, und kurz bevor ich London verlassen hatte, habe ich ja tatsächlich noch die Mitteilung erhalten, mein Examen bestanden zu haben. Ich bin jetzt also ein vollwertiger Anwalt! – Ich begann jedenfalls meine Augen zu reiben und mich selbst zu kneifen, um zu sehen, ob ich denn wirklich wach wäre. Es schien mir alles wie ein seltsamer Traum, und ich erwartete, plötzlich aufzuwachen, zu Hause zu liegen und durch die Fenster in den fahlen Schein des Morgens zu starren, wie es mir manchmal in Zuständen der Überarbeitung passiert war. Aber mein Fleisch empfand den Schmerz des Kneifens, und meine Augen sahen klar. Ich war also wirklich wach und mitten in den Karpaten. Alles, was mir zu tun übrig blieb, war, mich zu gedulden und den Anbruch des Tages zu erwarten.
    Als ich gerade zu diesem Entschluss gelangt war, hörte ich schwere Schritte hinter dem Tor und sah durch die Ritzen ein Licht sich nähern. Dann vernahm ich das Rasseln von Ketten und das Schleifen massiver Türriegel, die zurückgeschoben wurden. Ein Schlüssel drehte sich laut kreischend in dem offenbar selten benutzten Schlüsselloch, und das große Tor ging auf.
    In der Türöffnung stand ein hochgewachsener alter Mann, glatt rasiert, mit einem langen weißen Schnurrbart und vom Kopf bis zu den Füßen schwarz gekleidet – kein heller Fleck war an ihm zu sehen. Er hielt eine altertümliche, silberne Lampe in der Hand, deren Flamme von keinem Zylinder oder Schirm geschützt |27| wurde. Sie erzeugte in der Zugluft des offenen Tores lange, zitternde Schatten. Der alte Mann lud mich durch eine verbindliche Geste mit der Rechten ein, näher zu treten, und sagte in vorzüglichem Englisch, aber mit einem fremdartigen Akzent:
    »Willkommen in meinem Hause! Treten Sie frei und aus eigenem Entschluss herein!« Dabei machte er keine Bewegung, um mir entgegenzukommen, sondern stand starr wie eine Statue, als hätte ihn sein Willkommensgruß in Stein verwandelt. In dem Augenblick aber, da ich die Schwelle überschritten hatte, trat er rasch auf mich zu, ergriff meine Hand und drückte sie dermaßen, dass ich zusammenzuckte: Seine Hand war so kalt wie Eis, eher wie die eines Toten als eines Lebenden. Dann sagte er erneut:
    »Willkommen in meinem Hause! Treten Sie frei herein, fühlen Sie sich geborgen und lassen Sie etwas von der Freude zurück, die Sie hereinbringen!« Die Stärke seines Händedruckes erinnerte mich so sehr an den eisernen Griff des Kutschers, dessen Gesicht ich ja nicht gesehen hatte, dass ich einen Moment glaubte, er und der Mann, mit dem ich jetzt sprach, wären ein und dieselbe Person. Ich fragte also, um sicherzugehen:
    »Graf Dracula?« Er verbeugte sich höflich und erwiderte:
    »Ich bin Dracula und begrüße Sie, Mr. Harker, in meinem Hause. Kommen Sie herein, die Nachtluft ist kühl, und Sie müssen essen und ruhen.« Während er so sprach, stellte er die Lampe auf eine kleine Konsole an der Wand und ergriff mein Gepäck, noch ehe ich ihn daran

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