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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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fand ich hingegen verschlossen.
    In der Bibliothek entdeckte ich zu meiner größten Freude eine reiche Auswahl englischer Bücher, ganze Schränke voll, und gebundene Jahrgänge von Zeitungen und Zeitschriften. Lose Exemplare lagen auf dem Tisch in der Mitte des Raumes, aber keines war von neuerem Datum. Die Bücher hatten die mannigfaltigsten Inhalte – Geschichte, Geographie, Politik, Nationalökonomie, Botanik, Geologie, Rechtspflege –, alles handelte jedoch ausschließlich über England, über englisches Leben, englische Sitten und Gebräuche. Sogar Nachschlagewerke wie das »Lon don Directory«, die »Red« und die »Blue Books« oder »Withaker’s Almanach« waren vorhanden, überdies die Armee- und Marinelisten sowie – mein Herz lachte dabei – die Anwaltsliste. 2
    Während ich so in den Büchern herumstöberte, öffnete sich plötzlich die Tür, und der Graf trat ein. Er begrüßte mich herzlich und erkundigte sich, wie ich geschlafen hätte. Dann fuhr er fort:
    »Es freut mich, dass Sie hier hereingefunden haben, denn ich bin sicher, dass Sie viel Interessantes vorfinden werden. Diese |33| Freunde hier« – er legte die Hand auf eines der Bücher – »sind mir wirklich sehr lieb geworden. Sie haben mir schon vor Jahren, lange bevor ich noch den Entschluss fasste, nach England zu gehen, viele frohe Stunden bereitet. Durch sie habe ich Ihr großartiges, wundervolles England kennengelernt, und es kennen heißt, es zu lieben. Ich sehne mich danach, in den dichtbelebten Straßen Ihres ungeheueren London zu promenieren, mitten in dem Getriebe und Gewühl der Menschen, teilzunehmen an ihrem Leben, ihren Schicksalen, ihrem Sterben und an all dem, was eben London zu dem macht, was es ist. Aber leider kenne ich Ihre Sprache nur aus Büchern. Von Ihnen, mein Freund, erhoffe ich mir Hilfe, sie auch richtig auszusprechen.«
    »Aber Herr Graf«, rief ich aus, »Sie verstehen und sprechen das Englische ganz vorzüglich!« Er verbeugte sich würdevoll.
    »Ich danke Ihnen, mein Freund, für Ihre schmeichelhafte Anerkennung; aber ich fürchte trotzdem, dass ich erst ein kleines Stück auf dem Weg vorangeschritten bin, den ich ganz zurückzulegen gedenke. Es ist ja richtig, ich kenne die Grammatik und die Wörter, aber ich weiß sie dennoch nicht richtig zu sprechen.«
    »Nein wirklich«, wiederholte ich, »Sie sprechen ausgezeichnet.«
    »Nein, nein«, entgegnete er. »Ich weiß wohl, dass, wenn ich in Ihrem London lebe und spreche, es keinen gibt, der mir nicht sofort den Fremden anmerkt. Das ist mir nicht genug. Hier bin ich ein Adliger, ein Bojar. Das Volk kennt mich, und ich bin sein Herr. Aber als Fremder im fremden Land ist man gar nichts, niemand kennt mich, und einen nicht kennen, heißt, sich nicht um ihn zu kümmern. Ich will mich in nichts von den anderen unterscheiden und nicht erleben, dass jemand stehen bleibt, wenn er mich sieht, oder seine Rede einen Moment unterbricht, wenn er mich sprechen hört, und lacht: ›Haha, ein Fremder!‹ Ich bin so lange Herr gewesen, dass ich auch Herr bleiben will, wenigstens will ich nicht, dass jemand Herr über mich ist. Sie kommen zu mir nicht allein als Geschäftsträger meines Freundes Mr. Peter Hawkins |34| in Exeter, um mir zu berichten, dass meine Geschäfte in London so oder so stehen. Sie werden hoffentlich eine Zeit lang hierbleiben, damit ich durch das Sprechen mit Ihnen den englischen Akzent erlerne. Und ich bitte Sie, mir zu sagen, wenn ich einen Fehler mache, und sei es der kleinste. Es tut mir leid, dass ich heute so lange wegbleiben musste, aber Sie werden es mir verzeihen, wenn ich Ihnen sage, dass viele wichtige Geschäfte auf mir lasten.«
    Ich versicherte ihm, ganz zu seiner Verfügung zu stehen, und erkundigte mich, ob ich die Bibliothek jederzeit betreten könne, wenn mir danach wäre. »Aber selbstverständlich«, sagte er und fügte hinzu:
    »Sie können in der Burg hingehen, wohin Sie wollen, außer dahin, wo die Türen verschlossen sind. Dorthin werden Sie übrigens auch gar nicht wollen. Es hat seine Gründe, dass die Dinge nun einmal so sind, wie sie sind; und sähen Sie mit meinen Augen und hätten Sie meine Erfahrungen, so würden Sie mich noch leichter begreifen.« Ich versicherte ihn meiner Zustimmung, und er fuhr fort:
    »Wir sind hier in Transsilvanien, und Transsilvanien ist nicht England. Unsere Sitten sind nicht die Ihrigen, und manches mag Ihnen sonderbar erscheinen. Aber nach allem, was Sie mir bislang von Ihren Erlebnissen

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