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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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hindern konnte. Ich erhob Einspruch, aber er sagte entschieden:
    »Bitte, Sie sind mein Gast! Es ist schon spät und meine Dienerschaft ist nicht mehr verfügbar. Lassen Sie mich also selbst für Ihre Bequemlichkeit sorgen.« Darauf trug er meine Koffer durch den Torweg, dann eine steile Wendeltreppe hinauf und schließlich durch einen langen Korridor, auf dessen Steinfliesen unsere Schritte dumpf widerhallten. Am Ende dieses Korridors |28| öffnete er eine schwere Tür, und ich sah ein helles Zimmer, in dem ein gedeckter Tisch zum Nachtmahl bereitstand, während in einem mächtigen Kamin ein großes Holzfeuer flammte und knisterte.
    Der Graf blieb stehen, stellte mein Gepäck ab und zog die Tür hinter sich zu. Dann schritt er durch das Zimmer und öffnete eine zweite Tür, die in ein kleines, achteckiges, scheinbar fensterloses Gemach führte, das nur von einer einzelnen Lampe erleuchtet wurde. Jenseits desselben öffnete er eine weitere Tür und bat mich, ihm zu folgen. Es bot sich mir ein willkommener Anblick: ein großes, gut erleuchtetes Schlafzimmer, das von einem Kamin, in dem ebenfalls ein frisch aufgelegtes Holzfeuer prasselte, angenehm durchwärmt wurde. Der Graf brachte mein Gepäck und sagte dann, bevor er mich verließ und die Tür hinter sich schloss: »Sie werden sich nach Ihrer Reise waschen und herrichten wollen. Ich denke, Sie finden alles nach Wunsch. Wenn Sie fertig sind, dann kommen Sie bitte in das andere Zimmer, wo das Abendbrot auf Sie wartet.«
    Das Licht, die Wärme und die herzliche Begrüßung des Grafen hatten alle meine Zweifel und Ängste wieder zerstreut. Nachdem ich meine normale geistige Verfassung zurückerlangt hatte, fühlte ich auch meinen quälenden Hunger. Schnell machte ich mich also zurecht und ging ins andere Zimmer hinüber.
    Wie gesagt, das Essen war schon angerichtet. Mein Gastgeber stand an der Seite des Kamins, an das Steingesims gelehnt, und lud mich mit einer verbindlichen Handbewegung ein, Platz zu nehmen.
    »Ich bitte Sie, setzen Sie sich und essen Sie, wie es Ihnen beliebt. Sie werden es mir nicht verübeln, wenn ich mich nicht beteilige, denn ich habe schon diniert, und zu soupieren bin ich nicht gewöhnt.«
    Ich händigte dem Grafen den versiegelten Brief aus, den Mr. Hawkins mir für ihn mitgegeben hatte. Er öffnete ihn und las ihn mit ernster Miene durch, dann gab er ihn mir mit einem freundlichen |29| Lächeln zurück, damit auch ich ihn lese. Ein Absatz bereitete mir besondere Freude:
    »Ich bedaure sehr, dass ein Anfall von Gicht, mit welcher ich ja schon immer zu schaffen hatte, mir unbedingt verbot, eine größere Reise zu machen und Sie persönlich aufzusuchen. Ich bin aber so glücklich, Ihnen einen Stellvertreter senden zu können, der mein unbedingtes Vertrauen besitzt: Es ist ein junger Mann, energisch, talentiert und zuverlässig. Mr. Harker ist in meinen Diensten aufgewachsen und sehr diskret. Während seines Aufenthaltes steht er jederzeit zu Ihrer Verfügung, und er ist ermächtigt, Aufträge jeglicher Art von Ihnen entgegenzunehmen …«
    Der Graf trat daraufhin selbst an den Tisch heran und hob den Deckel von einer Terrine, in der ein prächtiges gebratenes Huhn lag. Dieses bildete, mit etwas Käse und Salat sowie einer Flasche altem Tokajer, von dem ich zwei Gläser trank, mein Abendbrot. Während ich aß, erkundigte sich der Graf über meine Reise, und ich erzählte ihm der Reihe nach alle meine Erlebnisse.
    Schließlich hatte ich die Mahlzeit beendet und mir auf Wunsch des Hausherrn einen Stuhl ans Feuer gezogen. Ich zündete mir eine Zigarre an, die er mir unter der Bitte um Verständnis dafür angeboten hatte, dass er selbst Nichtraucher sei. Nun fand ich auch Gelegenheit, ihn etwas zu beobachten, und ich muss sagen, er besitzt eine sehr ausdrucksvolle Physiognomie.
    Er hat eine ausgeprägte Adlernase mit einem schmalen, scharf gebogenen Nasenrücken und auffallend geformten Nüstern. Die Stirn ist hoch und gewölbt, das Haar an den Schläfen dünn, im Übrigen aber voll. Die Augenbrauen sind dicht und wachsen über der Nase zusammen; sie sind sehr buschig und in merkwürdiger Weise gekräuselt. Sein Mund, soweit ich ihn unter dem starken Schnurrbart erkennen konnte, sieht hart und ziemlich grausam aus; die Zähne sind spitz und weiß und ragen über die Lippen hervor, deren auffallende Röte eine erstaunliche Lebenskraft für einen Mann in seinen Jahren bekundet. Die Ohren |30| sind farblos und nach oben hin auffallend spitz, das Kinn

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