Draculas Brüder -ebup-
pressen. Sofort, wie auf ein Signal, saßen ihm die Ungeheuer an der Kehle.
Grüne, bonbonrosa und violette Cadillacs, Buicks und Lincolns säumten beide Seiten der Fünfzigsten Straße zwischen der Achten und der Neunten Avenue. Ihre Besitzer waren größtenteils in dem kleinen Lokal an der Nordseite der Straße, über dem in grüner Neonschrift ,Tommy Little’s’ zu lesen war. Yancy Goldfist, wie er genannt wurde, hielt sich nicht dort auf. Er war mit einer Freundin draußen in der kalten Nacht.
Seine üppig beringte rechte Hand traf die linke Gesichtshälfte der Freundin mit einer harten Ohrfeige.
Die Freundin, deren Beine unter dem kurzen weißen Minirock eine Gänsehaut hatten und von der Kälte beinahe so prickelten wie ihr Gesicht jetzt, winselte:
»Aber Yancy – kaum jemand arbeitet heute nacht. Der Straßenverkehr ist gleich Null.«
Der elegant gekleidete Schwarze starrte das schwarze Mädchen mit der silbrigen Lockenperücke drohend an. Plötzlich packte er ihr Kinn und riß ihren Kopf zur Straße herum.
»Mach die Augen auf, Mary, und sag mir, was du siehst!«
»Ich sehe nichts, Yancy! Ehrlich. Nichts als die Wagen, das ist alles.«
»Richtig. Die Wagen. Aber sonst nichts. Keiner von meinen Freunden steht mit einem von seinen Mädchen hier draußen. Du siehst auch keins von meinen anderen Mädchen, oder?«
»Nein, nur dich und mich, Yancy.«
»Richtig. Nun, wenn es heute nacht wirklich so schlecht ist, wie kommt es dann, daß nur wir zwei hier draußen sind? Wie kommt es dann, daß nicht eine ganze Menge Frauen hier draußen steht und all den Männern drinnen vorjammert, es wäre nirgendwo was zu verdienen? Wie kommt es, daß nur du sagst, es sei zu kalt? Was ist los mit dir, Mary?«
Die Tränen bildeten kristallklare Rinnsale unter ihren Augen. Sie schnupfte. »Yancy, Baby, ich fühl mich heute abend einfach nicht gut. Ich meine, ich bin wirklich krank. Ehrlich, Baby.«
Yancy Goldfist nickte. »Kannst du dir leisten, heute nacht krank zu sein, Mädchen?«
Sie antwortete nicht. Sie wußte, was er meinte.
»Ich meine«, fuhr er fort, »kannst du dir leisten,
jetzt aufzuhören, weil du dich nicht allzu gut fühlst? Ich verstehe dich, Baby, und ich will alles tun, was ich kann, um dich zu schützen. Ich will bestimmt nicht, daß du richtig schwerkrank wirst, weißt du? Wieviel hast du in deiner kleinen Handtasche?«
»Vierzig, Yancy, aber ich kann nicht... »
Diesmal war es seine linke Hand – voller Ringe wie die andere –, die ihr Gesicht traf. »Du antwortest einfach, wenn ich rede, und keine Aber. Kapiert?«
»Ja.«
»Besser, Baby, besser. Ich hau nicht gern zu, aber manchmal muß ich, um dich auf Kurs zu halten. Es macht mir keinen Spaß, eins von meinen Mädchen zu schlagen, das kannst du mir glauben, und am allerwenigsten dich. Ich möchte dich lieben, Baby, das ist, was ich wirklich möchte. »
»Ich ... ich möchte das auch, Yancy.«
»Ich weiß, Mary. Tatsächlich hatte ich schon daran gedacht, daß wir vielleicht heute nacht... ja, klar, du und ich heute nacht. In Ordnung, Baby? Du bist nicht zu krank dafür?«
Ihr Blick hellte sich auf. »Wo denkst du hin, Yancy? Du weißt, dafür würde ich nie zu krank sein! »
Yancys Daumen wischten sanft die Tränenspuren von ihren Wangen. »So ist es richtig. Ich will dir was sagen, Baby. Du gehst jetzt wieder los und siehst zu, daß du auf deine Quote kommst. Für jeden Zehner, den du heute nacht extra bringst, gibt Yancy dir ein kleines bißchen extra, als Gegenleistung. Okay?«
Sie beantwortete sein aufmunterndes Zwinkern mit unsicherem Lächeln. »Ich werd’s versuchen, Yancy.«
»Ich weiß, daß du das tust, Mary.«
Er sah ihr nach, als sie nach Osten abzog, seufzte und schickte sich an, wieder ins Lokal zu gehen. Der Anblick von Charley Sweet am Eingang brachte ihn zum Stehen.
Charley schmunzelte. »Ein bißchen nervös heute, was?«
»Nicht der Rede wert. Eine aus dem Stall, die nicht
laufen wollte, das ist alles. Kein Problem. »
Charley nickte zu dem Mädchen hinüber. »Wenn du sie nicht mehr willst, laß es mich wissen. Okay?«
»Du läßt deine Finger davon, Freund, oder ...«
»He – langsam! War nur Spaß, Alter.« Er grinste. »Aber ich muß sagen, daß du ein grausamer Meister bist. Die Dame sagte, sie sei krank, nicht? Die aus meinem Stall kommen mir nicht mehr mit der Tour, nicht seit ich der letzten, die es versuchte, eine ganze Flasche Rizinusöl zu trinken gab. Ich blieb dabei, bis sie fertig war,
Weitere Kostenlose Bücher