Draculas Darling
seinem Mund, dann wollte er schießen. Er hatte die Waffe noch nicht in meine Richtung gedrückt, als ich abdrückte.
Das geweihte Silbergeschoss hieb in seine Brust. Der Druck fegte ihn weg vom Balken. Mit der linken Hand rutschte er über das Geländer hinweg, schoss trotzdem, aber die Kugel klatschte über mir in die Decke.
Dann gab ihm auch das Geländer keinen Halt mehr. Er fiel auf den Rücken und blieb liegen. Ich wusste, dass ich kein zweites Mal mehr zu schießen brauchte. Geweihtes Silber tötet die Blutsauger.
Suko schaltete das Licht ein. Plötzlich wurde es heller. Zwar nicht unbedingt strahlend, aber wir konnten uns auf dem Boden umschauen.
Das graue Gebälk zog sich bis direkt unter das Dach. Es bildete dort verschieden große Winkel, die zudem Sitzflächen boten. Davon lösten sich zwei Gestalten.
Ich sah sie zu spät.
Zittrige Schreie erwischten mein Gehör. Ich schaute hoch und sah die beiden Gestalten auf mich zufliegen.
Auch zwei Männer. Einer hatte graues Haar und trug es zu einem Zopf im Nacken gebunden. Der andere war jünger. Er hatte sein blondes Haar zu einem Igel geschnitten.
Ich bekam die Waffe nicht rechtzeitig genug in die Höhe und schaffte es auch nicht, zur Seite auszuweichen. Die beiden waren schneller. Gemeinsam prallten sie gegen mich und rissen mich zu Boden. Bevor ich aufprallte, hörte ich noch den Schrei einer Frau und danach ein lautes Poltern.
Dann wurde ich von den Körpern der Männer begraben...
***
Suko hatte auf der Lauer gelegen. Er hatte alles gut sehen können, auch wenn das Licht noch nicht brannte. Er wusste, dass er und sein Freund hier oben nicht allein waren. Irgendjemand hielt sich versteckt und wartete nur auf einen günstigen Augenblick.
Dann entdeckte John die Gestalt in seiner Nähe. Er identifizierte sie als Vampir und handelte entsprechend.
John feuerte.
Er traf.
Suko schaltete das Licht ein. Es war aus mit dem Versteckspiel. Nicht nur für John und ihn, sondern auch für die blutgierigen Gestalten, die in der Nähe lauerten.
Sie sprangen auf John zu. Sie erwischten ihn, und Suko wollte sich in Bewegung setzen, als hinter ihm der kurze und schrille Schrei aufgellte.
Das war kein Mann...
Er wirbelte herum – und lief genau in einen mörderischen Hieb hinein, der ihn an der Stirn traf. Es war zum Glück nicht die harte Faust gewesen, sondern nur der Unterarm. Aber dieser Aufprall reichte aus, um Suko Sterne sehen zu lassen. Er hatte Angst davor, zu Boden zu fallen, und klammerte sich mit einer Hand am Geländer fest.
Nicht intensiv genug, denn seine Gegnerin war kein normaler Mensch, sondern eine Untote. Ein Wesen, dessen Kräfte nicht mit denen einer normalen Person verglichen werden konnten. Suko war benommen, sie nicht, und zwei Hände erwischten den Inspektor an den Schultern. Sie schleuderten ihn herum und stießen ihn dann von sich.
Die Treppe, dachte Suko noch.
Zu spät!
Er verlor den Halt, es war nichts mehr normal unter seinen Füßen, und er schaffte es auch nicht, das Gleichgewicht zu finden, denn die beiden Tritte ins Leere hatten ihn aus dem Rhythmus gebracht.
Er kippte nach hinten.
Ein Treppensturz hat für manchen Menschen schon ein tödliches Ende gefunden. Das wusste Suko auch. So tat er das einzig Richtige in seiner Lage.
Er war trainiert. Er wusste, wie man zu fallen hatte, um sich so wenig wie möglich zu verletzen. Und genau nach diesen Regeln handelte er.
Suko rollte sich zusammen, schützte sich, als er polternd die Stufen hinter sich ließ und sich dabei mehrmals überrollte.
Suko war nicht bewusstlos, nur angeschlagen. Er bekam seinen Fall nach unten überdeutlich mit. Er spürte jeden Aufprall an verschiedenen Stellen seines Körpers und hatte das Gefühl, von allen Seiten Schläge zu bekommen.
Den Kopf hatte er in seinen hochgerissenen Armen versteckt. Er durfte auf keinen Fall bewusstlos werden und in die Hand seiner Feindin gelangen, die er bisher nicht mal zu Gesicht bekommen hatte.
Dann war die Tortur vorbei. Die letzte Stufenkante schien ihm noch mal Schwung gegeben zu haben, denn Suko rutschte über den Boden hinweg und blieb erst in der Nähe des Blutflecks liegen.
Geschafft – und zwar lebend!
Er wusste nicht, welche Körperteile ihn schmerzten, vielleicht alle, und das schloss auch den Kopf mit ein, aber Suko war ein Kämpfer, er war geschult. Er konnte austeilen und zugleich einstecken, und das bewies er in diesen kritischen Momenten.
Er rollte sich zur Seite, um aus dem Schwung hervor
Weitere Kostenlose Bücher