Dracyr – Das Herz der Schatten
geküsst hatte, war das Schlimmste daran, viel schmerzhafter war sein Gesichtsausdruck, die Gleichgültigkeit, die Verachtung, die sie darin las.
» Kay? « , flüsterte Branwen beunruhigt. » Was ist los? «
Sie hatte von dort, wo sie stand, nicht sehen können, was geschehen war. Kay riss sich zusammen. Sie wollte alles, aber nicht auch noch vor Corena und Damian in Tränen ausbrechen. Sie presste die Lippen fest zusammen, richtete sich auf und schüttelte den Kopf. Etwas in ihr starb, aber sie wollte ihnen nicht auch noch ein Schauspiel bieten, über das sie sich lustig machen konnten.
Kay blinzelte die Tränen fort und reckte das Kinn. Fahr zur Hölle, Damian Harrynkar. Fahr zur Hölle, dort gehörst du hin. Ich werde lachen, wenn du stirbst, ich werde auf deinem Grab tanzen.
Sie blickte starr an Damians Ohr vorbei, als er nun in ihre Mitte trat und um Aufmerksamkeit bat. Er erklärte das folgende Manöver, es würde hauptsächlich darum gehen, Gormydas und seine Reiterin in die Formation einzugliedern. Damian sprach von der Unerfahrenheit der beiden neuen Mitglieder und bat um Rücksichtnahme durch die anderen Teilnehmer. Kay hörte ihn durch das Rauschen in ihren Ohren und aus jedem seiner Worte schien höhnische Verachtung zu sprechen. Er bat Corena und Tyron darum, auf sie und Gormydas zu achten? Es ihnen zu erleichtern? Sie ballte die Fäuste und zwang sich weiterzuatmen.
Endlich gab Damian den Befehl aufzusitzen. Er sagte noch ein paar Worte zu Evan und klopfte Morgan auf den Rücken, dann kam er zu Kay, die an sich halten musste, ihn nicht vor allen zu beschimpfen. » Donne, alles klar? Du weiÃt, was du zu tun hast? « , fragte er nüchtern.
» Warum? « , sagte sie leise. » Warum tust du mir das an? «
Er erwiderte ihren zornigen, verletzten Blick mit emporgezogenen Augenbrauen. » Was meinst du? «
» Duâ und Corena. «
Er zuckte die Achseln. » Was hast du denn erwartet? Ewige Liebe und Treue? Sicher, es war ganz nett mit dir, aber ich fing an, mich zu langweilen. « Er drehte sich um und klatschte in die Hände. » Hört noch mal her! Ich möchte, dass die erste Gruppe nach dem Start erst einmal über der Burg kreist, damit Gormydas eine Orientierung hat, wenn er losfliegt. Aneirin, Branwen und Morgan: Ihr wartet bitte noch. «
Kay kämpfte mit der heftigen Ãbelkeit, die seine verletzenden Worte, seine Miene, seine abweisende Art in ihr hervorrief. Sie konnte nicht mit ihm fliegen, sie konnte es nicht!
Es war ganz nett mit dir. Ganz nett! Sie presste die Hand vor den Mund und schluckte die aufsteigende Galle hinunter.
Branwen griff nach ihrem Arm. » Kay, du bist totenblass. Willst du dich setzen? Soll ich Damian bitten, dass er dich⦠«
» Nein « , fuhr Kay auf. Sie wischte sich über die Augen und den Mund. » Nein, es geht schon wieder. Ich will diese Ãbung fliegen, Branwen. Wir beide werden diese Ãbung fliegen! « Sie sah ihre Freundin beschwörend an. Was auch immer der Duke sich an Fluchtplänen ausgedacht hatte: Branwen und auch sie würden auf ihren Dracyr fliehen müssen, und deshalb war es ratsam, so viel gemeinsame Flugzeit wie nur möglich zu verbringen. Sie mussten sich ohne Worte verstehen und verständigen können.
Branwen nickte und ging zu Rystadin. Kay schob allen Zorn, allen Schmerz über Damians Verrat beiseite und konzentrierte sich auf das, was getan werden musste. Sie sah sich um und für einen zeitlosen Augenblick versank sie in der bewundernden Betrachtung der Dracyr. Sie hatte die riesigen Lebewesen so lange nur in ihren dunklen Nestern gesehen, dass sie beinahe vergessen hatte, wie ihre Schuppen im Licht schimmerten und glitzerten, welch wunderbare Formen ihre Stacheln und Zacken bildeten, wie elegant sie trotz ihrer GröÃe waren, wie graziös sie ihre Schweife bewegten, ihre Flügel hoben und senkten, wie ihre Hälse sich bogen und ihre Augen voller Dracyrglut auf die Welt blickten. Sie fühlte sich in ihrem Inneren so tief mit den Dracyr verbunden, dass sie sich mühsam daran erinnern musste, ein Mensch auf Menschenbeinen zu sein. Sie würde mit der Formation fliegen, aber nicht aus eigener Kraftâ obwohl sie das Gefühl des Windes unter den Flügeln kannte, das ReiÃen und Zerren der Schwerkraft, den Schub der Thermik, das Sausen der Luft an den seitlichen Atemöffnungen.
Kay rang um Halt
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