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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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hatte. Oder er war hier, weil er zu Noctyria wollte und sie gerade zur Hand war. Sie sollte ihn fortschicken, aber seine Nähe war so tröstlich und machte, dass sie sich weniger verloren fühlte. Sie grub ihre Hände in sein weiches Haar. » Damian « , sagte sie erstickt.
    Â» Kay. « Sein Daumen strich über ihren Rücken, machte sie schaudern. » Schöne Kay. Tapfere Kay. « Er begann zu lachen, schüttelte den Kopf. » Du hast die komplette Formation durcheinandergewirbelt « , sagte er. » Wann hast du das gelernt und von wem? Das ist vollkommen unmöglich. Deswegen hat mein Vater auch die Geschichte geschluckt, die ich ihm aufgetischt habe, er hat nicht mal gezuckt. « Sein Lachen verstummte, seine Augen wurden groß und dunkel. » Sei vorsichtig « , flüsterte er. » Das nächste Mal ist Paindal dabei und ihn täuschst du nicht! « Sein Gesicht erschien auf einmal kantig und verschloss sich vor ihren Blicken. Paindal. Der schwarze Dracer, vor dem alle sich fürchteten, sogar Damian.
    Sie standen einige Minuten da, hielten sich umschlungen und spürten die Furcht des anderen. Dann ließ Damian sie los und rieb sich mit einer erschöpften Geste über die Augen. » Sei vorsichtig, Kay. Ich kann dich nicht schützen, wenn du dich so exponierst, versteh das doch. Er hat dich im Blick und wartet nur darauf, dich zu töten. «
    Â» Nach der Mission « , sagte sie mit staubtrockener Kehle. » Ich weiß. «
    Damian verzog die Lippen zu der Parodie eines Lächelns. » Verlass dich nicht zu sehr darauf. Wenn es ihn danach gelüstet, dich vorher zu exekutieren, wird er es tun, ohne einen Gedanken an die Mission zu verschwenden. Ich habe keinen Einfluss darauf, also verlass dich lieber nicht zu sehr auf meine schützende Hand. «
    Kay verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ihn grimmig an. » Schützende Hand? Du hast mich vor seinen Augen fallen lassen wie einen Haufen Dracyrdreck. «
    Er stöhnte frustriert und fuhr sich durch die Haare, die schimmerten wie frisch gefallener Schnee. » Vertrau mir « , sagte er wieder. » Kay, bitte! «
    Â» Wie könnte ich das? « , schrie sie ihn an, und jetzt ließen die Tränen sich nicht mehr zurückhalten. » Wie könnte ich dir vertrauen, wenn du mich so behandelst? Was bezweckst du damit? «
    Er packte sie, seine Finger gruben sich in ihre Oberarme. » Ich versuche dich zu schützen « , zischte er. » Du hast ja keine Ahnung… Ach! « Mit einem Stöhnen stieß er sie von sich und stürmte hinaus.
    Sie kauerte zitternd zu Füßen der Wyvern, die gleichmütig ihren Streit beobachtet hatte. Kay wischte mit dem Handrücken die Tränen aus ihren Augen und biss die Zähne zusammen. Er war ein Lügner, er manipulierte sie wie eine Puppe, er benutzte sie und weidete sich an ihrem Schmerz. Er war nicht besser als sein Vater, nein, er war sogar noch schlimmer, denn er tat so, als hätte er Gefühle.
    Sie schniefte und streichelte die beiden Nestlinge, die umeinandergewickelt im Schutz ihrer Mutter schliefen. Es war gut, dass sie mit Branwen ihre Flucht geplant hatte. Wenn die gelang, dann musste sie Damian nie wiedersehen, und das war es, was sie sich im Moment mehr wünschte als alles andere auf der Welt.

Kapitel 31
    Kay erwachte lange vor dem Morgengrauen und konnte nicht mehr einschlafen. Sie stand auf, zog die bequeme, warme Unterkleidung der Flugmontur an und darüber die Kleider, die sie damals aus Damians Schrank entwendet hatte. Sie hätte ihm die Sachen wiedergeben müssen, aber die Gelegenheit dazu hatte sich nie so recht ergeben, und jetzt war sie froh darüber. Ihr war danach zumute, einen langen Spaziergang zu machen, bei dem sie nicht dumm angesehen werden würde, nicht angesprochen, einfach nicht beachtet– und das war viel einfacher, wenn sie als Junge unterwegs war.
    Sie stopfte ihren Zopf unter die Kappe und schnürte ihre Stiefel. Es fühlte sich gut an. Sicher. Niemand würde versuchen, sie zu küssen oder ihr den Hintern zu tätscheln, wenn sie so aussah wie jetzt.
    Kay gelangte ungesehen durch den Wirtschaftsflügel, stibitzte aus der kleinen Vorratskammer ein Stück Käse und eine dicke Scheibe Brot und entwischte durch eine der hinteren Türen in den Hof, der den Lieferanten und Handwerkern vorbehalten war. Sie rannte durch das Tor und weiter den Burgberg

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