Dracyr – Das Herz der Schatten
Haut stachen wie winzige Nadeln, und dabei laut schnaufte und knurrte.
Jemand schob sich durch die Nestöffnung, während sie mit dem Nestling rangelte, und sie glaubte zu wissen, wer es war. » Sam « , sagte sie, » schau mal, es kann schon Feuer spucken. «
Erst, als er neben ihr niederkniete und ebenfalls die Hand nach dem Dracerjungen ausstreckte, erkannte sie Damian. Sie schrak zusammen und verschränkte hastig die Arme vor der Brust. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und geflohen, aber Damian versperrte ihre den Weg.
» Was suchst du hier? « , fragte sie.
Damian neigte den Kopf. » Du hast mich gerufen « , erwiderte er schlicht.
Kay lachte auf. » Ich? Ich hätte dich gerufen? « Sie stieà abfällig Luft durch die Nase und wandte sich von ihm ab. » Ich möchte jetzt lieber allein sein. «
Sie hörte seinen Atem und dann berührte er sacht ihren Nacken. Seine Finger glitten über ihren Hals und hinterlieÃen eine brennende Spur. Kay fröstelte und glühte gleichzeitig. » Du hast mich gerufen « , wiederholte er und schob ihren Zopf beiseite, bevor seine Lippen ihren Nacken liebkosten. Kay schnappte nach Luft. Sie schob ihn heftig beiseite und zischte ihn an: » Finger weg, Harrynkar! Ich bin kein Ding, das man bei Bedarf aus dem Schrank holt! «
Damian lieà die Hände sinken. » Ich verstehe « , sagte er. » Dein Ruf klang so traurig, dass ich nicht widerstehen konnte. «
» Ich habe dich nicht gerufen « , fuhr Kay auf. Er hob die Brauen, und Kay verspürte ein Gefühl von Hitze, Kälte, intensiver Berührung in ihrem innersten Kern, wie vorhin, als sie Noctyria und danach Damian gesucht hatte. Sie begriff plötzlich und legte die Hände auf die brennenden Wangen. » Das war⦠« , stammelte sie, » das war ein Versehen! « Sie straffte die Schultern. » Geh. Bitte. Lass mich allein. «
Er senkte seinen Blick in ihren, Dracyrglut, Mondlichtkälte. » Ich bat dich darum, mir zu vertrauen. «
Kay hatte den Atem angehalten und holte jetzt tief und empört Luft. » Wie sollte ich das? Du hast mich vor allen gedemütigt. Du hast Corena⦠« Ihre Stimme brach, und sie kämpfte gegen die Tränen, wütend darüber, dass sie weinen wollte, zornig auf ihn und auf sich selbst.
Er machte einen langen Schritt und riss sie in seine Arme, presste sie an seine Brust, die sich in einem tiefen, heftigen Atemzug hob und wieder senkte. » Kay « , sagte er erstickt. » Kay, vertrau mir! «
Wie gerne hätte sie das getan. Einige Augenblicke lang ergab sie sich in seine Umarmung, fühlte seine Wärme und hörte sein Herz schlagen. Er war in ihrem Inneren, nicht weniger als Gormydas, sie spürte ihn mit jeder Faser ihrer Seele. Wie leer es wäre, wenn er endgültig ginge. Wie sehr allein der Gedanke schmerzte!
Sie schob ihn heftig fort. » Du spielst mit mir « , warf sie ihm vor. » Du lässt mich tanzen, wie es dir gefällt. âºEs war ganz nett mit dir, aber ich fing an, mich zu langweilen⹠« , äffte sie ihn nach.
» Kay « , sagte er wieder, hilflos. Er schüttelte den Kopf und griff nach ihr, sie entzog sich, er hielt sie am Handgelenk fest. Kay hörte ein tiefes Grollen, das offenbar aus ihrer eigenen Kehle kam, dann sprangen Funken zwischen ihnen über, die zischend auf dem Boden verglühten und bläuliche Nachbilder auf der Netzhaut hinterlieÃen. Sie fauchte und schlug nach ihm. Er lachte, tief und sanft, und hielt ihr anderes Handgelenk auch noch fest, zog sie näher, obwohl sie sich wand und nach ihm trat. Wieder sprühten Funken, rötliche Glut spiegelte sich in seinen hellen Augen. Er lieà sie abrupt los und Kay stolperte, taumelte auf ihn zu, griff haltsuchend nach seiner Schulter. Er sog zischend die Luft ein und schluckte einen Schmerzenslaut hinunter.
Das Feuer erlosch und Kay blinzelte in der plötzlichen Dunkelheit. » Deine Schultern? « , fragte sie. » Er hat dich wirklich ausgepeitscht? «
Sie legte die Hand gegen seine Wange und er schmiegte sie hinein. » Es ist gut « , sagte er. » Ich werde gleich zu Noctyria gehen, morgen ist alles wieder ⦠« Er sprach nicht weiter, stattdessen nahm er ihr Gesicht zwischen seine Hände und küsste sie.
Kay erwiderte den Kuss, obwohl sie wusste, dass es ein Fehler war. Er war hier bei ihr, weil Corena ihn fortgeschickt
Weitere Kostenlose Bücher