Dracyr – Das Herz der Schatten
wie die Befehlskette unter ihrem Angriff erzitterte und brüchig wurde, dann festigte sich der ursprüngliche Befehl wieder und ein Gedanke wie eine starke Hand stieà sie beiseite. Kay schnappte nach Luft und packte erneut zu. Sie rang mit dem Befehlshaberâ Damian? Wer sonst sollte es seinâ und kämpfte darum, die Oberhand zu gewinnen. Er war stark, viel stärker, als sie vermutet hatte. Er war⦠übermächtig stark. Dunkel. Kalt. Allesverschlingend. Das fremde Bewusstsein packte sie mit Eisenfingern und drohte sie zu zerquetschen.
Kay riss sich mit einem Aufbäumen all ihrer Kraft los und gab Gormydas das Zeichen. Ihr Dracer gehorchte augenblicklich. Er legte die Flügel an und lieà sich fallen wie ein Stein. Kay klammerte sich fest und widerstand der Versuchung, die Augen zu schlieÃen. Der reiÃende Wind trieb ihr das Wasser in die Augen, bis sie nahezu blind war. Sie errichtete eine feste geistige Mauer, durch die das dunkle Bewusstsein ausgeschlossen wurde.
Gormydas fing den Sturzflug ab und lenkte ihn in eine nicht minder steile Kehrtwende um. Kay duckte sich, weil hinter und über ihr Schreie ertönten. Sie rechnete fest damit, dass jemand seine Armbrust auf sie abfeuern würde. Jemand. Damian.
Haken schlagen, wisperte sie. Gormydas gehorchte. Er glitt wendig in eine zweite Kurve und sackte dabei wieder ein paar Fuà ab. Kay konnte die Hütten des Dorfes jetzt in allen Einzelheiten erkennen. Der Dorfplatz war verlassen, nur ein paar Hühner liefen zwischen den Häusern herum. Wahrscheinlich hatten die Menschen sich in den Hütten verbarrikadiertâ was unweigerlich zur Todesfalle werden würde, sobald das Dracyrfeuer über das Dorf hereinbrach.
Kay spornte Gormydas an. Sie hörte sich selbst keuchen, als müsste sie aus eigener Kraft fliegen. » Schneller « rief sie. » Flieg eine tiefe Runde! «
Die anderen waren dicht hinter ihr, immer noch in strenger Formation. Kay hatte keine MuÃe, sich zu fürchten. Möglicherweise würde sie gleich ebenso brennen wie das Dorf, aber das musste sie riskieren. Sie beugte sich vor und formte die Hände zu einem Trichter vor dem Mund. » Aus den Häusern « , schrie sie. » Versteckt euch im Wald. Ich gebe euch Deckung! «
Sie lieà Gormydas landen, kletterte von seinem Rücken und stellte sich mit ihm der anfliegenden Formation in den Weg.
Es war ein schrecklicher Anblick. Sie kannte all die Dracyr, sie war mit jedem von ihnen eine geistige Verbindung eingegangen, sie hatte ihre Nüstern gestreichelt, sie gefüttert und geholfen, ihre Nester zu reinigen. Sam hatte Kay einmal » seinen besten Pferchgehilfen « genannt.
Aber jetzt stieÃen sie in Angriffsformation, gesattelt und bewehrt, mit flammenden Rachen und glühenden Augen, ausgestreckten Fängen und weit ausgebreiteten, dornigen Flügeln auf sie und das wehrlose Dorf hinunter, und der Anblick war geeignet, das Blut in den Adern gefrieren zu lassen.
Ein schneller Blick über die Schulter, aber in den Häusern und auf dem Platz bewegte sich immer noch nichts. Das Dorf erschien ausgestorben.
Kay atmete tief ein und stemmte ihre Beine fest auf den Boden. » Halt mich, Gorm « , sagte sie halblaut. Die Präsenz ihres Dracer umhüllte ihren Geist wie ein Schuppenpanzer. Sie schloss die Augen, sah nur noch, was Gormydas sah, und griff mutig erneut hinaus. Noctyria.
Die Wyvern war nicht auf ihren Angriff vorbereitet. Ihr Geist ergab sich ohne Gegenwehr. Sie flog weiter auf das Dorf zu, aber es war nicht mehr Damian, der sie lenkte. Kay spürte, wie er an der geistigen Barriere rüttelte, die sie hastig zwischen sich und ihm hochgezogen hatte. Sie hielt.
Beldowar. Migaryas. Glysaferia. Drei Dracyr in der ersten Reihe, sie gaben genauso schnell, beinahe bereitwillig, auf wie Noctyria.
Kay atmete flacher, richtete sich auf. Sie bemerkte, dass sie zu schwanken begann. Dandalon. Er sprang ihr geradezu begeistert in die geistigen Arme. Palemyon, ebenso freudig, fast erleichtert. Valedanys war überrascht, aber er fügte sich.
Kay stützte sich an Gormydas ab. Sie spürte, wie der Schweià kitzelnd in ihren Nacken rann. Einer noch. Rystadin, Branwens Dracer.
Rystadin setzte sich heftig zur Wehr. Kay begann zu zittern. Ihr blieb keine Zeit mehr. Die drohende, dunkle Präsenz des schwarzen Dracer war aufmerksam geworden, sie spürte das Tasten seiner Kräfte, das an ihren
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