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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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Flanke. » Alles gut « , sagte sie laut. » Ganz ruhig. Du kannst sie später fressen. «
    Corenas Schrei erklang von der anderen Seite der Höhle, aber anscheinend gelang es ihren Freunden, sie festzuhalten. Kay grinste verhalten und betupfte ihre geschwollene Lippe. Sie hatte sich entschieden, Damian nicht weiter nachzutrauern. Er war ein hinterhältiger Betrüger und sie war fertig mit ihm.
    Gormydas gab ein leises Grollen von sich, das seltsam verängstigt klang. Kay schob alle Gedanken beiseite und sah sich alarmiert um. Sie sah, wie durch den großen Tunnel, der zum abgesperrten Teil des Pferches führte, eine mächtige schwarze Gestalt nahte. Ihre Knie wurden weich und vor Schreck ließ sie ihren Helm fallen.
    Die Stimmen der anderen verstummten. Branwens Gesicht wurde totenblass, die Augen riesig. Angst. Beinahe mit den Händen zu fühlen, dick und schwarz wie Teer.
    Paindal schob sich erstaunlich lautlos und anmutig zu ihnen in den Flugkorridor. Seine Klauen kratzten über den Steinboden, die Flügelspitzen, obwohl eng an den Körper gelegt, streiften rechts und links die Wände. Seine mächtige Gestalt, seine überwältigende Präsenz drückten alle anderen wie Papierfiguren an die Wände zurück. Sein tiefschwarzer Kopf schwang langsam von rechts nach links, seine dunkelroten Augen musterten die Menschen und Dracyr, von denen keiner seinen Blick länger zu erwidern wagte.
    Kay verschlug es den Atem, als sein glühender Blick sie traf und wie mit Eisenfesseln an ihren Platz bannte. Tief bohrte er sich in ihr Wesen, grub sich zu ihrem Kern vor und sie erkannte ihn wieder. Sie wollte die Augen schließen, sie wollte ihn mit aller Macht aus ihrem Inneren vertreiben, aber ihre Gegenwehr war so schwach wie die eines Spatzen in den Fängen eines Adlers.
    Endlich ließ der zwingende Wille sie frei. Er ließ sie gleichgültig fallen, als wäre sie ein Stück Abfall, und wandte sich Damian zu, der als Einziger in der Mitte der Höhle ausgeharrt hatte und hoch aufgerichtet dastand. Kay konnte nicht anders– sie bewunderte ihn für seine Haltung und seinen Stolz.
    Damian wartete, bis der riesige Dracer ihn fixierte, dann hob er die Hand und berührte den lackschwarzen Kopf, der sich ihm entgegenneigte. Kay konnte erkennen, dass Damian Paindals Blick furchtlos und starr erwiderte. Sie schauderte und sah an dem Dracer empor. Seine Schuppen schillerten wie Schmetterlingsflügel, ihre messerscharfen Ränder glänzten tiefblau und nachtgrün, dunkelpurpur und violett. Der Anblick war schön und schreckerregend zugleich. Sie ließ ihren Blick weiter emporwandern, betrachtete die ledrigen Flügel, den breiten Brustkorb, den schlanken, dornenbewehrten Hals, den Nackenkamm und die scharfen Schulterblätter, deren Spitzen beinahe die Höhlendecke streiften. Sie kniff die Augen zusammen, verblüfft und erschreckt. Dort, zwischen den Schulterblättern, saß ein Mensch. Er wirkte beinahe zierlich auf dem riesenhaften Dracer, aber Kay erkannte seine massige, dunkle Gestalt. Sie glaubte, ihren Blick auf sich zu spüren und wandte hastig den Kopf. Lord Harrynkar. Der Dracyrlord gedachte offenbar ihre Übung zu überwachen, wahrscheinlich wegen des Vorfalls vom vorherigen Tag. Sie schauderte. Was auch immer heute geschehen mochte, sie durfte sich vor Lord Harrynkar und seinem Dracer keine Blöße geben. Der Dracyrmeister durfte auf keinen Fall bemerken, dass sie nicht nur mit ihrem eigenen Dracer in Verbindung stand.
    Die stumme Unterredung des Dracyrlords mit seinem Sohn dauerte nicht lange. Damian löste die Verbindung zu Paindal, wandte sich um und reckte die Hand empor. » Formation « , schnitt seine Stimme durch die lastende Stille, » aufsitzen! «
    Kay kletterte in den Sattel und schnallte sich fest. Ihre Hände zitterten vor Aufregung. Ein Manöver unter den brennenden Augen des schwarzen Dracer zu absolvieren war keine Aussicht, die sie mit Freude erfüllte. Sie konnte Branwens blasses Gesicht sehen, das sich ihr zuwandte. Sie hob den Daumen, um die Freundin aufzumuntern, und Branwen lächelte verzerrt und erwiderte die Geste.
    Damian rief Befehle. Die ersten Dracyr starteten, dann folgten die anderen. Der Aufstieg durch den Starttrichter, das Kreisen, bis alle sich eingefunden hatten, dann die ersten Manöver unter einem dunstigen Himmel, an dessen Horizont das Gewitter lauerte. Kay begann,

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