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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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etwas an dem ändern, was du getan hast. Nun musst du dazu auch stehen, Damian. Du bist jetzt Lord Harrynkar, der Herr über die Dracyr und die Schattenreiter, über die Burg, die Stadt und das Land. Die Menschen erwarten von dir, dass du ihnen vorangehst. Du musst richten und lenken, du musst strafen und belohnen. Wenn du das nicht kannst, weil du wehklagend in der Ecke hockst und darauf wartest, dass jemand dir Absolution erteilt, dann bist du nicht der rechte Herrscher. Dann sei zumindest so mutig, diese Aufgabe jemandem zu übertragen, der sie auch ausfüllen kann. «
    Damian stand wie erstarrt. Er wollte zornig werden, wollte die Hand gegen sie erheben und sie ebenfalls ohrfeigen. Seine Lippen zogen sich mit einem Knurren von seinen Zähnen zurück, seine Faust zuckte. Kay erwiderte unerschrocken seinen Blick und wich nicht zurück.
    Der Zorn floss aus ihm heraus wie aus einem Sieb. Er senkte die Schultern, öffnete die Faust und hob die Hand, um Kay durch das weiche Haar zu streichen. » Du hast recht. Danke « , hörte er sich sagen. » Ich gehe jetzt zu Tyria. «
    Kays Lächeln streichelte seine wunde Seele. Sie zog seinen Kopf zu sich und küsste ihn fest auf den Mund. » Ich vertraue auf dich. «
    Damian konnte ihr Lächeln noch nicht erwidern, aber er nickte. Als er sich abwandte, um durch den Eingang in Noctyrias Nest zu treten, sagte Kay: » Rede mit Sam, wenn du dich ausgeruht hast. Er wollte dir schon längst etwas sagen. Etwas Wichtiges. «
    Damian blickte zurück, sah sie fragend an. Sie zuckte die Achseln. » Ich weiß nicht, worum es geht. Aber es scheint ihn sehr zu bedrücken. «
    Damian nickte geistesabwesend. Er hatte zu wenig Zeit, zu viel war zu tun. Später. Die unwichtigen kleinen Sorgen des alten Mannes mussten warten.

Kapitel 33
    Kay blieb vor dem Nest stehen. Damians Verfassung bereitete ihr Sorgen. Er sah schrecklich aus, als hätte er seit Wochen weder geschlafen noch etwas gegessen. Er war sichtbar abgemagert, seine Augen waren glanzlos, sein Gesicht eingefallen, die Haare strähnig, seine Kleidung so zerdrückt, als hätte er sie seit Tagen nicht gewechselt, und auf seinem Hemd waren Flecken, die nach verschüttetem Wein aussahen. Kay verschränkte die Arme und senkte den Kopf. Noctyria würde ihm sicherlich helfen können, sein Gleichgewicht wiederzufinden. Aber ob das von Dauer sein würde? Und immer noch war sie unsicher, ob er nicht ebenso brutal und rücksichtslos herrschen würde wie sein Vater. Er hatte in den Tagen seit dem Tod Lord Harrynkars alles getan, um sich fest in den Sattel zu setzen. Es war offensichtlich, dass er nicht gedachte, die Herrschaft einem anderen zu überlassen. Die Rebellen hätten es gerne gesehen, wenn jemand aus den alten Adelsfamilien das Thronerbe des ermordeten Königshauses antreten würde. Oder ein Rat, eine Regierung, die sich aus Bürgerlichen zusammensetzte, wie in den benachbarten Skanderländern.
    Aber Damian hatte keinerlei Kompromiss schließen wollen. Er war der Herrscher. Er gab das Zepter nicht aus der Hand. Und das beunruhigte nicht nur Kay.
    Leon hatte mit ihr über all das gesprochen. Bradan hatte sie seit ihrer letzten Begegnung nicht mehr gesehen. Einmal waren sie sich begegnet, als er zu einem Treffen mit dem neuen Lord Harrynkar in die Burg kam. Er hatte ihr sehr reserviert zugenickt und sie hatte den Gruß nicht minder kühl erwidert. Bertha war aus der Burg verschwunden, wie viele andere der Bediensteten. Auch einige der Pferchwächter hatten die Gelegenheit genutzt, um das Weite zu suchen. Sam stöhnte unter der Last der Arbeit, und das war auch der Grund, warum Kay mittlerweile ihr Quartier im Pferch aufgeschlagen hatte. Es kam ihr zupass. Sie sorgte sich um das Schicksal der Dracyr und hier konnte sie wenigstens etwas bewirken.
    Sie lehnte sich gegen die Wand und wartete. Damian war lange genug bei Noctyria, er musste inzwischen zur Ruhe gekommen sein. Sie wollte nicht in das erste Zusammentreffen nach so langer Zeit platzen wie ein ungebetener Tischgast– aber es gab gute Gründe, sich einzumischen, und das würde sie jetzt tun.
    Sie schloss die Augen und ließ sich von ihren Dracyr berühren. Seit sie im Pferch lebte, war die Verbindung mit den Angehörigen der Horde enger geworden und umfasste schon längst nicht mehr nur die Mitglieder der Formation. Kay dehnte ihren Geist aus und umfasste die

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