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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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Dracyrpräsenzen. Die Formation. Die Hyrler, Kemmer, Warner und Wyvern von der Ältesten bis zum Jüngsten. Sie spürte die nahende Geburt des Wurfs, den eine der Zuchtwyvern trug. Sie hieß Halyena. Natürlich hatte sie einen Namen. Es war ein Irrtum, dass ungebundene Dracyr keinen Namen besaßen. Kay kannte sie alle.
    Sie sank tiefer und verflocht sich mit ihren Dracyr. Sie liebte jeden einzelnen von ihnen. Sie spürte ihre Ängste, fühlte ihre Freuden, kannte ihre Krankheiten und ihre Gelüste. War alles gut? Hatte jemand Beschwerden oder etwas, was sie wissen musste?
    Stumme Verneinungen. Sanfte, vertrauensvolle Geistberührungen, die ihr Stärke gaben. Kay erwiderte sie ebenso liebevoll und engte dann ihren Fokus ein auf Noctyria und den Mann, mit dem sie verbunden war.
    Die Wyvern wartete schon auf sie, versperrte den Weg zu Damian. Du musst etwas tun, Kay, sagte sie. Es geht ihm schlecht. Ich kann ihn nicht heilen, denn dies sind keine körperlichen Wunden.
    Kay seufzte unhörbar. Ich weiß, Tyria. Lass mich sehen.
    Noctyria wich beiseite, aber Kay war sich ihrer Aufmerksamkeit bewusst. Sie drängte die Dracereindrücke beiseite und konzentrierte sich auf Damian.
    Er lag in einem unruhigen Schlummer, der von dunklen Träumen und Gedanken dominiert war. Sein Geist zuckte wie unter Folterqualen. Sie konnte den Schmerz spüren, die Einsamkeit, die Trauer und die Selbstvorwürfe, die in quälten. Sein Geist begann sich unter dem Druck zu zerrütten, sie konnte die ersten Anzeichen von Wahnvorstellungen erkennen. Er fühlte sich verfolgt und beobachtet. Sein Misstrauen war mittlerweile krankhaft. Er gierte förmlich danach, dass ein stärkeres Wesen kam und ihn erlöste. Kay biss sich alarmiert auf die Lippe. Sie öffnete die Augen und betrat das Nest, kniete an Noctyrias Seite nieder und bat sie flüsternd, ihren Flügel zu heben, damit Kay Damian ansehen konnte.
    Damian lag zusammengerollt da, die Arme um die Knie geschlungen. Sein Gesicht war zu einer Grimasse erstarrt, die Schmerz und Furcht ausdrückte. Kay legte ihre Hand auf seinen Kopf. Er zuckte zurück, erwachte aber nicht.
    Er ist leichte Beute für Paindal, falls dieser zurückkehrt, dachte Kay.
    Er wird zurückkommen, erwiderte Noctyria resigniert. Wir gehören ihm. Er wird sich seinen Besitz nicht wegnehmen lassen.
    Kay nickte. Der schwarze Dracer wartete irgendwo dort draußen. Er wartete, bis der Apfel ihm von selbst in den Schoß fiel. Damian war beinahe reif.
    Das werde ich verhindern, dachte Kay. Sie spürte Noctyrias Skepsis, aber das sollte sie nicht verunsichern. Kay legte den Kopf auf die angezogenen Knie und versenkte sich tiefer in das verwirrte Bewusstsein des jungen Lords. Sie glättete mit behutsamen Fingern die bösen, gezackten Kanten seiner Wahnvorstellungen und schickte sanfte Traumbilder von Liebe, Freundschaft und Heilung in seinen Geist. Das hatte sie bisher nur mit einem kranken Dracer versucht, aber wie es schien, waren menschliche Traumgespinste und Gedankennetze nicht sehr viel anders zusammengesetzt als die der Dracyr.
    Sie richtete sich auf und streckte sich. Damian lag ruhig da, sein Gesicht hatte sich geglättet, er atmete leicht. Mehr konnte sie nicht tun. Sie blickte zu Noctyria auf, die geduldig mit abgespreiztem Flügel über ihnen kauerte, und sagte halblaut: » Pass gut auf ihn auf, Tyria. Und ruf mich, wenn du glaubst, dass er mich braucht. «
    Die Wyvern sandte eine wortlose Bestätigung und wartete, bis Kay an der Türöffnung war, dann senkte sie sich wieder über den schlafenden Damian und schirmte ihn von der Außenwelt ab.
    Kay sah Licht in Sams kleinem Quartier. Der alte Mann verließ die düsteren Kavernen des Pferchs so gut wie gar nicht mehr. Er schob das auf die Arbeit, die sich auf zu wenig Schultern verteilte, seit eine Handvoll seiner Männer das Weite gesucht hatten, aber Kay wusste, dass dies nicht allein der Grund dafür war, dass Sam sich hier unten vergrub. Etwas bedrückte ihn so sehr, dass er darüber schwermütig und still geworden war. Sie seufzte. Sam war derjenige, mit dem sie in den letzten beiden Wochen die meiste Zeit verbracht hatte. Er begegnete ihr ohne das Misstrauen, den Argwohn, die Verachtung und den unverhohlenen Hass, den die meisten anderen Bewohner der Burg ihr gegenüber an den Tag legten. Sie war das Liebchen des Mörders. Ganz gleich, ob man Damians Tat

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