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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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ein paar Stufen tiefer, neben ihm stand der ältere Mann, dessen Namen sie vergessen hatte. Leon, kreidebleich, zog Branwen aus dem Getümmel.
    Kay schüttelte die Erstarrung ab, stieß einen Schrei aus und griff blind nach der Dracyrkraft. Sie deutete auf den vorderen der beiden Männer, der Sam umklammert hielt, und ließ die Kraft aus ihren Fingerspitzen schnellen. Es prickelte schmerzhaft und Brandblasen bildeten sich an ihren Fingern. Eine unsichtbare, aber deutlich zu spürende Kraftwelle schlug gegen den Rücken des Mannes, der aufschrie und die Arme hochriss. Gleichzeitig schrie ein anderer, Sam. Sein Schrei ging in ein tiefes, gurgelndes Stöhnen über– ein Laut, der Kay kalte Schauder über den Rücken jagte.
    Der Angreifer taumelte rückwärts und fiel zu Boden. Seine Kleider rauchten. Sam sank langsam auf die Knie, die Hände gegen den Bauch gepresst. Seine Augen quollen hervor, sein Mund war wie für einen Schrei weit aufgerissen, aber nur dieses grässliche, tiefe Gurgeln drang daraus hervor. Dann fiel er schwer vornüber auf den reglosen Körper des Angreifers und regte sich nicht mehr.
    Kay bewegte sich wie gegen eine heftige Strömung, so schwer und taub waren ihre Glieder vor Schock. Inzwischen rollten Damian und sein Gegner verbissen kämpfend über den Boden, drohten, die Treppe hinunterzustürzen. Kay konnte nichts unternehmen, ohne Damian ebenfalls zu treffen. Im Augenwinkel sah sie eine Bewegung, jemand rannte auf die Kämpfenden zu. Der Duke! Kay bereitete sich darauf vor, ihn zu töten, bevor er sich in das Handgemenge mischen konnte, aber bevor sie ihre Kraft gesammelt und fokussiert hatte und ihre schmerzende Hand auf ihn richtete, stürzte er schon mit einem Schrei auf den Angreifer los, legte ihm den Arm um die Kehle und zerrte ihn von Damian herunter. Kay hörte ein Keuchen und danach ein dumpfes Knacken, ein Übelkeit erregender Laut, der sie aus ihrer Benommenheit riss. Sie lief zu Sam, der sich nicht mehr bewegte, und drehte ihn auf den Rücken. Sein Kopf fiel zur Seite und prallte dumpf gegen eine Stufe, seine weit offenen Augen waren starr und blicklos. » Oh nein « , hörte sie sich selbst mit fremder Stimme ausrufen. » Nein, bitte, das darf nicht sein! «
    Jemand berührte sie an der Schulter, wollte sie von Sam wegziehen, aber sie schlug nach der Hand, kniete über Sam, tastete in blinder Hoffnung nach einem Pulsschlag an seinem Hals, versuchte, die klaffende Wunde zu ignorieren, in der das Blut bereits zu gerinnen begann. Tränen liefen heiß wie Feuer über ihr Gesicht, tropften auf Sams Leichnam, und sie fragte sich, warum sie nicht Blut weinte.
    Wieder griff jemand nach ihrem Arm und dieses Mal ließ sie sich aufhelfen und in eine Umarmung ziehen. Branwens Locken kitzelten sie am Kinn und sie vergrub für einen Moment der Schwäche ihr Gesicht an der Schulter ihrer Freundin. Dann drängte sie den Schmerz beiseite und blickte auf.
    Leon stand breitbeinig über der Leiche des Mannes, den er getötet hatte. Sein Blick war so wild wie seine rote Mähne, die sich sträubte wie das Fell einer zornigen Katze. Er blickte die Treppe hinunter, auf der sich gerade hastige Schritte entfernten.
    Â» Bradan « , flüsterte Branwen, deren Gesicht nass war. » Er und Steffan. Sie rennen davon, aber das Unheil ist schon angerichtet. «
    Kay flüsterte einen Fluch. Damian kam gerade aus der Hocke hoch, hielt sich an Leon fest, der ihn stützte. Er war blass wie der Tod, sein Haar hing ihm zerrauft in die Stirn, ein Auge schwoll zu und eine Schramme zog sich über seinen Wangenknochen. Kay atmete erleichtert aus. » Damian « , sagte sie, » was ist geschehen? «
    Â» Sie haben uns an der Treppe erwartet « , erwiderte er gepresst. » Sam hat das Messer abgefangen, das für mich bestimmt war, aber er hat dennoch weitergekämpft wie ein Dracer. « Er krümmte sich, und jetzt erst begriff Kay, dass Damians verkrampfte Haltung daher kam, dass er eine Hand in seine Seite presste. Sie sah das Blut zwischen seinen Fingern hervorquellen und ihr Atem stockte. Sie schüttelte Branwen ab und griff nach Damians Hand. » Lass mich sehen « , sagte sie erstickt.
    Damian presste die Hand fester gegen die Wunde und schüttelte den Kopf. Seine Lippen waren weiße Striche in einem Gesicht, das nur aus dunkelblauen Schatten auf weißer Leinwand zu bestehen schien.

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