Dragon Touch
schlug ihn noch einmal.
»Wir haben keine. Leih dir die von Annwyl und Fearghus,
wie alle anderen auch. Und noch etwas, du männliche Schlampe, lass deine
schmutzigen, schmutzigen hurenhaften Finger von Lady Dagmar. Sie ist nett.«
Gwenvael zeigte seine Hände. »Sie sind nicht hurenhaft!«
»Ein bisschen schlampenhaft aber schon«, scherzte Briec.
»Und wie kommst du darauf, dass ich etwas mit Lady Dagmar
vorhabe?«
»Sie hat eine Muschi, oder nicht?«, schnaubte Talaith.
Gwenvaels Lachen dröhnte durch den Flur. »Wir sollten sie jeden Tag betrunken
machen!«
Briec seufzte. »Einmal im Jahr genügt vollkommen, danke.
Aber ich würde sagen, dass sie hier anders ist als die anderen, mit denen du
dich amüsiert hast. Sie ist belesen. Und wortgewandt. Und ihre Gedanken folgen
einer hübschen logischen Reihenfolge. Sie hat mein Interesse an unserem
Gespräch tatsächlich fünf … vielleicht sogar sechs Minuten gefesselt, bevor
meine Gedanken zu etwas Interessanterem abgewandert sind.«
»Zu Talaiths Hintern?«
»Unverschämt«, zischte Talaith. »Sag ihm, dass er
unverschämt ist!«
Briec drohte Gwenvael mit dem Finger. »Du bist unverschämt!
Rede nicht so mit ihr!« Er zog Talaith an sich und hielt sie fest an sich
gedrückt, bevor er zwinkerte und Gwenvael tonlos zuflüsterte: »Natürlich zu
ihrem Hintern, was sonst?«
Dagmar marschierte den Hügel hinauf und kletterte umständlich
auf einen Felsblock. Es war eine gute Wahl. Man hatte einen hübschen Blick über
das ganze Tal, das Garbhán von den Dunklen Ebenen trennte.
»So viele Seen«, sagte sie laut. »So viel Verteidigungspotenzial.«
Die Königin hatte sie um Hilfe gebeten, und Dagmar hatte gern zugesagt,
entschlossen, zu beweisen, was sie wert war, zumindest den Südländern. Als sie
gerade wieder hinuntersteigen wollte, bemerkte sie den groß gewachsenen Mann,
der neben dem Felsblock stand. Es war nicht Gwenvael, aber auf jeden Fall schon
wieder so ein hinterhältiger Drache. Sie konnte sie inzwischen leicht erkennen,
weshalb sie sich fragte, warum sie es früher nie bemerkt hatte. Natürlich war
Ragnar anders gewesen. Er hatte eine komplette Vorgeschichte und hatte ihr
sogar vorgespielt, alt und verwundet zu sein. Alles sehr genial ausgedacht, und
das machte sie immer noch wütend.
»Guten Abend«, sagte sie.
Der Mann sah zu ihr auf und sah sich dann um, als erwarte
er, dass sie mit jemand anderem sprach.
»Ähm … guten Abend?«
»Ich erinnere mich nicht, dich beim Abendessen gesehen zu
haben.« Sie streckte die Hand aus, damit er sie ergreifen konnte, und nach
einigem Zögern tat er es und half ihr, sich bequem auf den Felsblock zu setzen.
»Ich war nicht da. Ich suche nach meiner umherstreifenden
Gefährtin. Es gibt Tage, da glaube ich nicht, dass sie mich überhaupt liebt.«
»Reisen hat seinen ganz eigenen Reiz. Das weiß ich jetzt. Und
vielleicht stärkt die Zeit der Trennung ihre Liebe zu dir.«
»Es kann sein, dass sie das ein- oder zweimal gesagt hat.
Aber ich vermisse sie.«
Er lächelte, und Dagmar unterdrückte ein leichtes Seufzen.
Er war erstaunlich schön mit seinen langen, schwarzen Haaren und den
veilchenblauen Augen. Sie hätte gern die Menschen- oder Drachenfrau gesehen,
die ihn freiwillig zurückließ.
»Triffst du dich heute Abend mit jemandem hier draußen?«,
fragte er.
»Das bezweifle ich.« Das Bild von Gwenvael, der diese
Adlige in sein Zimmer führte, wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. »Ich
brauchte nur ein bisschen frische Luft.«
»Und ein bisschen Zeit für dich. Ein lauter Haufen«, fügte
er hinzu und gestikulierte in Richtung Schloss.
»Sehr laut. Aber nicht, was ich erwartet hatte.«
»Jeder geht bei Drachen vom Schlimmsten aus. Sie können
nicht anders.« Er legte den Kopf schief. »Ich glaube, es ist Zeit, dass ich
gehe.«
Dagmar nickte. »Wie du willst.«
»Es war nett« – er sah sie seltsam an – »mit dir zu
reden.«
Sie wusste nicht, warum er so überrascht schien, dass sie
mit ihm gesprochen hatte, aber es war ihr nicht wichtig genug, um zu fragen.
»Gleichfalls.«
Er verbeugte sich sehr knapp vor ihr, bevor er im nahe
gelegenen Wald verschwand. Sie sah ihm nach, von seiner Hinteransicht genauso
beeindruckt wie von der Vorderseite.
»Vernunft bewahre«, murmelte sie, entsetzt über sich
selbst.
Sie wandte sich wieder um und zuckte am ganzen Körper
zusammen, als sie hörte: »Ich meine, ich hätte dir gesagt, du sollst nackt in
deinem Zimmer auf mich warten?«
Jetzt, wo sie
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