Dragon Touch
ich … äh … Gwenvael vögle.«
»Du musst dir nur sicher sein, dass du das willst. Denn
wenn du einmal drin bist, kommst du nicht wieder raus. Und lass dich nicht von
ihm brandmarken. Sonst hast du ihn für immer am Hals!«
»Talaith!«, rief Morfyd aus.
»Brandmarken? Mit echten Eisen?«
»Nein! So ist es nicht«, widersprach Morfyd. »Es wird
Inbesitznahme genannt. Das Brandmal wird dir ohne Werkzeuge von dem Drachen
beigebracht, den du liebst. Es ist ziemlich mystisch und … romantisch.«
»Es ist wohl kaum romantisch«, murmelte Talaith, bevor
sich ihr Gesicht aufhellte und sie beinahe schrie: »Aber du wirst einen
Orgasmus haben!«
Morfyd ließ den Kopf in die Hände fallen. »Ihr Götter,
bitte hör auf zu trinken und zu reden.« Sie funkelte die Hexe in
Menschengestalt an. »Nun werd schon ohnmächtig!«
Dagmar musste einfach fragen: »Talaith, bist du unglücklich
mit Briec?«
»Absolut nicht!« Sie seufzte tief und sah aus, als würde
sie jeden Moment in Tränen der Rührung ausbrechen. »Ich liebe ihn so sehr!«
»Dann ist es ja gut.«
Morfyd schüttelte den Kopf, als Dagmar ihr einen Blick
zuwarf. »Ich rede nicht darüber. Ich akzeptiere einfach, dass sie meine Familie
sind und gehe zur Tagesordnung über.«
Morfyds Bein tätschelnd, tröstete Dagmar sie, so gut sie
konnte: »Das ist wahrscheinlich das Beste so.«
Éibhear reichte seinem Bruder ein Pint Ale, als Gwenvael
stolpernd neben ihm zum Stehen kam. Er grinste. »Mal wieder die Herzogin
Bantor?«
»Es mag scheinen, als hätte sie nur zwei Hände, aber sie
hat ganz eindeutig sechs.«
»Sie versucht nun schon seit über einem Jahr, dich in ihr
Bett zu kriegen.«
»Auch wenn ihr alle es nicht bemerkt: Ich habe Ansprüche.«
»Sie ist sehr hübsch – riesige Brüste –, und soweit ich
gehört habe zu allem bereit.«
»Ihre Hände packen mich wie Krallen. Das ist unangenehm. Sie ist
unangenehm.«
»Außerdem hast du heute Abend einen Blick auf jemand
anderen geworfen.«
Jetzt grinste Gwenvael. »Ja, das habe ich.«
Éibhear schürzte die Lippen und wandte den Blick ab.
»Was?«, seufzte Gwenvael. »Wofür war das denn jetzt?«
»Nichts.«
»Spuck’s schon aus, kleiner Bruder.«
Éibhear warf seinem Bruder einen verstohlenen Blick zu und
fragte sich, wie er das Thema taktvoll angehen sollte. »Es ist nur …«
»Es ist nur was?«
»Glaubst du nicht, dass Lady Dagmar einfach ein bisschen …
na ja … dass sie …«
»Dass sie was?«
Éibhear beschloss, behutsam, aber direkt zu sein: »Dass
sie dir ein kleines bisschen überlegen ist?«
»Wie bitte?«
»Sie liest schrecklich viel. Ich habe eine ganze Weile mit
ihr geredet, und sie weiß so viel. Extrem viel.«
Gwenvael stemmte die Hände in die Hüften. »Du meinst also,
sie ist zu intelligent für mich?«
»Vielleicht wäre ›zu schlau‹ der bessere Ausdruck.«
»Du Riesenbaby!«
»Jetzt werd nicht sauer. Ich schlage ja nur vor, dass du
dein Ziel vielleicht … ein bisschen … tiefer ansetzen solltest.«
»Was für ein Bruder bist du eigentlich?«
»Ein ehrlicher. Wäre es dir lieber, wenn ich dich anlüge?«
»Ja!«, schrie Gwenvael und rammte Éibhear das Ale zurück
in die Hand. »Um genau zu sein: Ja, das wäre mir lieber!«
Dagmar schlich sich gerade im hinteren Teil des Schlosses
nach draußen, als sie sie an einem Zaun lehnen sah, den Kopf auf den verschränkten
Armen. Sie näherte sich langsam, vorsichtig.
»Annwyl?«
Die Königin hob mit einem Ruck den Kopf. »Oh, Dagmar.«
»Wie geht es dir?«
»Schon in Ordnung. Ich brauchte nur ein bisschen frische
Luft.«
Sie brauchte ein Bett. Ein leichter Schweißfilm glänzte auf
ihrer Haut, und ihre Hände zitterten.
Dagmar hörte schon den ganzen Abend das leise Gemurmel von
den wenigen menschlichen Mitgliedern des Königshauses, die sich am Hof
befanden. Annwyl war nicht die Annwyl, wie sie sie kannten. Ihr Haar war dünner
geworden; ihr Gesicht hatte seinen Glanz verloren und sah abgespannt und
gezeichnet aus. Ihre Arme und Beine waren viel zu dünn für eine so hochschwangere
Frau. Da Dagmar nichts über die Königin gewusst hatte, bevor sie sie
kennenlernte – bis auf die Gerüchte natürlich –, konnte sie es nicht
beurteilen. Doch sie wusste, wann eine Geburt bevorstand. Sie kannte die
Anzeichen gut.
»Ich hole besser Fearghus …«
»Bitte nicht.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Es ist so
lange her, seit er Zeit für sich hatte, und er genießt seine Familie –
ausnahmsweise
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