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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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dessen Preis dürfte dem der Klongemälde draußen im Gang um nichts nachstehen.
    Sie trat einen halben Schritt nach rechts und sah blinzelnd hinaus. Es dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen an das helle Licht gewöhnt hatten. Sternbergs Rede von einem Bild war passend, wobei das Wort Gemälde wohl eher zutreffend gewesen wäre. Die Unit Eleven kreiste in einem mittleren Orbit von 10 000 Kilometern um Escorial und somit konnte Caitlyn den gesamten Planeten mit seiner ungewöhnlich hohen Albedo betrachten. Die beinahe geschlossene Wolkendecke reflektierte das Licht von Savoy und ließ damit den Eindruck entstehen, Escorial bestünde aus einer glänzenden Oberfläche. Nur an manchen Stellen, an denen die faserige Wolkenschicht dünner wurde, zeigte sich die wahre Beschaffenheit einer unwirtlichen Landschaft. Hässliche, graubraune Flecken, in denen ab und zu die Überreste tiefer Krater zu sehen waren. Einschläge von großen Meteoriten, die aber schon vor langer Zeit stattgefunden hatten.
    Nachdem sich ihre Augen in der Zwischenzeit besser an die Helligkeit gewöhnt hatten, konnte Caitlyn Strömungen in der Wolkenschicht erkennen. Lange, helle Bereiche, die von dunklen Wirbeln unterbrochen wurden. Dort unten mussten chaotische Windverhältnisse herrschen, die den FORCE -, SCIENCE - und SUPPLY -Units auf der Oberfläche enorme Schwierigkeiten machten. Unwillkürlich kam ihr Commander Verotroicx in den Sinn, der seit Tagen auf einen Abbruch ihrer Mission drängte.
    Sternberg verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
    »Wenn das Schicksal es will, wird Escorial in ein paar Millionen Jahren ein bewohnbarer Planet sein«, sagte er und hob den Kopf etwas nach oben, als wollte er den Klang seiner Worte ergründen. »Ein paar Millionen Jahre. Die Zeitspanne ist für die Schöpfung lediglich ein Augenzwinkern, für die Menschheit ist sie unvorstellbar. Wir Menschen dagegen besitzen den Trumpf der Schnelllebigkeit. In nur knapp 300 Jahren haben wir den Sprung vom Mond in die Galaxis geschafft. Wer weiß, wohin wir es in weiteren 300 Jahren schaffen werden.«
    Caitlyn erwiderte nichts darauf und genoss schweigend den außergewöhnlichen Anblick. Das Fenster regelte den Kontrast mithilfe von partiellen Filtern, sodass trotz der enorm hellen Reflexion des Lichtes von Savoy auf den Wolken die umgebenden Sterne und die Sicheln von den Monden Tucker und Delmare zu sehen waren.
    In der Äquatorebene von Escorial zogen brodelnde Wolkenspiralen von Südwesten nach Nordosten und zeugten als sichtbare Boten von den ungeheuren Turbulenzen, die auf dem Planeten herrschten. Kräftig aufflammende Felder von lautlosen Blitzen erhellten ihren Weg auf der Nachtseite jenseits des sichelförmig gebogenen Terminators.
    »Wir sollten unsere Leute zurückholen«, wagte sie vorsichtig vorzuschlagen. »Die Bedingungen dort unten werden immer schlechter.«
    Sternberg antwortete nicht sofort. Caitlyn konnte von hinten sehen, dass sich sein Kinn unmerklich nach vorne schob. Sie kannte seine Aversion gegen Ratschläge von außen und hatte es bisher immer vermieden, ihre Meinung laut zu äußern, aber jetzt erforderte die Situation eine schnelle Entscheidung. Er blieb jedoch ruhig. Schließlich wippte er einige Male mit den Füßen vor und zurück.
    »Sie haben recht. Wir verschwenden hier nur unsere Zeit. Holen Sie die Leute zurück. So schnell wie möglich.«
    Er drehte sich um und ging an ihr vorbei, ohne sie anzusehen.
    Caitlyn atmete innerlich kurz auf und beobachtete, wie er mit schnellen Schritten aus dem Raum ging. Wenig später war sie allein. Charlotte Sternberg war vorher schon ebenso grußlos gegangen, wie sie gekommen war.
    Sie blickte wieder hinunter auf Escorial und konnte nicht verleugnen, dass es ein erhabenes Gefühl war, hier alleine an diesem berühmten Fenster zu stehen und die einmalige Aussicht zu genießen.
    Nach einigen Minuten aktivierte sie ihren persönlichen Frame, der sich mit einem leisen Knistern vor ihr aufbaute. Das stilisierte Symbol der Unit Eleven verdeckte einen Teil des Fensters und wanderte ruckartig nach oben, als sie leicht ihren Kopf hob.
    »Mulholland HEAD an Escorial!«
    Augenblicklich erschien der Kopf einer rothaarigen jungen Frau. Die gefärbten Rastalocken standen der Frisur von Eloise in nichts nach.
    »Lacey FORCE , diensthabender Offizier.«
    Caitlyn lächelte, als sie den schwarzhäutigen Rotschopf erkannte. Victoria Lacey, ein quirliger junger Offizier mit blauen Augen und einem

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