Drake (German Edition)
nüchtern.
Er war beeindruckt. Tamini war für alle Piloten ein Pionier der modernen Raumfahrt. Beinahe sämtliche Cargos liefen heutzutage von den Bändern seiner Produktion auf dem Mars und den Saturnmonden. Außerdem gehörte Tamini zu den Top Ten der Gesellschaft. Ihm persönlich zu begegnen war so unwahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto. Umgeben von Luxus und schönen Frauen wohnte er in einer schlossähnlichen Anlage auf Titan, die des Öfteren ausführliches Thema in einschlägigen Magazinen gewesen war.
»Ach was!«, entfuhr es ihm. »Lassen Sie mich raten, ich wette, Sie stehen auf seiner Liste der zehn schönsten Frauen!« Es sollte ein Kompliment sein, aber kaum hatte er es ausgesprochen, bemerkte er, dass er zu weit gegangen war.
Und wenn schon so eine blöde Anmache, dann setze sie wenigstens auf die Spitze der Liste!
Sie ließ sich jedoch nichts anmerken, doch für einen kurzen Moment schien ihr Gesicht auf dem Frame einzufrieren.
»Vielen Dank für das Kompliment, aber sie haben recht, er hat mir schon am zweiten Tag meines Aufenthaltes einen Heiratsantrag gemacht. Möchten Sie noch weitere Details wissen?«
Er spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss.
Caitlyn Mulholland blickte ihn auf seinem Sichtschirm weiterhin regungslos an.
Er fragte sich, was diese Frau dazu trieb, im All nach fremden Planeten zu suchen.
Ein starker Windstoß ließ ihn sich tief hinter dem Felsvorsprung ducken. Was für ein verrücktes Gespräch, dachte er. Mich bläst es hier fast von den Beinen und ich flirte wie ein dummer Junge mit der rechten Hand von Sternberg. Dabei lag er nun 0:1 hinten.
»Nein, danke. Entschuldigen Sie bitte meine Indiskretion. Es war sehr nett, mich mit Ihnen zu unterhalten.« Er war bemüht, den Satz in einem gleichgültigen Tonfall hervorzubringen Wenigstens war ihm ein einigermaßen cooler Abgang gelungen.
Eine Stunde später saß er alleine in der Messe der kleinen Station, die er und seine Leute vor gut drei Wochen in den Schutz einer flachen Bergflanke hineingebaut hatten. Ein Fehler, wie es sich im Nachhinein herausstellte. Durch den tosenden Sturm, der über den niedrigen Hügel tobte, entstand gleich hinter dem Abriss ein Unterdruck, der unablässig an der Konstruktion der Schutzwände zerrte. Ein ständiges Knattern und Rütteln war die Folge. Zudem war durch den Dreck, den der Sturm transportierte, vor dem Eingang der Station nach und nach ein kleiner Hügel entstanden, der ständig größer wurde und allmählich ein Passageproblem darstellte. Die Station zu verlegen war nach dem dramatischen Anwachsen der Windgeschwindigkeiten nicht mehr möglich gewesen und so blieb ihnen nur die Hoffnung auf eine möglichst rasche Änderung der Wetterverhältnisse.
Verotroicx verfluchte innerlich Sternbergs Entscheidung, eine Einheit auf Escorial abzusetzen, um den Werdegang des Planeten genauer zu erforschen. In seinen Augen ein sinnloses Unterfangen. Hier gab es nichts zu erforschen, was man nicht auch problemlos vom Orbit aus hätte erfahren können. Was hier unten geschah, war nichts weiter als ein unnötiges Strapazieren von Menschen und Material.
Sternberg hatte bestimmt keine Ahnung, was hier vor sich ging. Oder er wollte es nicht wahrhaben, schließlich würden ihm seine Hofberichterstatterinnen bestimmt eine Zusammenfassung der täglichen Aufnahmen von der Planetenoberfläche vorlegen. Immer mehr kam in ihm der Verdacht auf, dass Professor Werfel maßgeblichen Einfluss an der Entscheidungsfindung hatte. Sternberg selbst konnte kein Interesse an dem Planeten haben, denn Escorial war nicht das, wonach er suchte.
Werfel dagegen war von Anfang an beinahe jeden Tag draußen im Gelände, sogar heute, bei diesen harten Bedingungen.
Ein kleiner, verrückter, sehr energischer Mann. Lange konnte das nicht mehr gut gehen, dachte Verotroicx und duckte sich unwillkürlich, als eine erneute Böe an der Schleuse am Eingang rüttelte. Gegen diese Naturgewalten kam bald auch die beste Technik nicht mehr an. Es war ihm ein Rätsel, wie Werfel es dort draußen so lange aushielt. Zwar war er mit einer Arack unterwegs, einer sogenannten Geländespinne, die unter diesen Umständen das Beste vom Besten war, aber die war lediglich unter heimischen Bedingungen getestet und entwickelt worden.
Ebenfalls ein Produkt aus dem Hause Tamini.
Wahrscheinlich steckte Tamini ebenfalls in dieser Expedition mit drin. Zwar konnten die Sternbergs ohne Zweifel alles alleine finanzieren, aber Verotroicx
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