Drake (German Edition)
sah, wie Captain Hoffmann blass auf einen Stuhl sank, dann holte sie die Verbindung zu Verotroicx auf ihren eigenen Frame. »Verotroicx, wie gut sind unsere Chancen? Bis jetzt haben wir 48 Verluste durch einen Angriff der Scrags«, fragte sie.
Er blickte sie überrascht an. »Miss Mulholland! Mein Gott, ist das lange her! Ich habe schon geglaubt, ich sehe Sie nie mehr.«
Sie sah das Gesicht auf dem Frame genau an. Meinte er das tatsächlich ehrlich? »Ja, stimmt«, meinte sie nachdenklich. »Es ist inzwischen eine Menge passiert. Wie es scheint, haben Sie viel zu erzählen.«
»Das gilt für Sie genauso, auch wenn es sehr unerfreulich sein dürfte.« Er schwieg für einen Moment. »Der Angriff muss furchtbar für die Besatzung gewesen sein. Ich bin sehr froh, dass Sie ihn überlebt haben.«
Aus seinen Worten klang echtes Mitgefühl. Obwohl er im Augenblick bestimmt andere Sachen im Kopf hatte, sprach er sehr vertraut mit ihr. Zum ersten Mal seit Tagen konnte sie sich jemandem anvertrauen. Die Sätze begannen, nur so aus ihr herauszusprudeln.
»Wenn ich ganz ehrlich bin, dann muss ich sagen, dass ich kurz vor einer Panik stand. Ich bin durch das Schiff gerannt und wollte mich nur noch irgendwo verstecken. Wahrscheinlich geht es den anderen in der Unit Eleven ähnlich. Niemand weiß, wie es weitergehen soll. Erst hat uns Tamini mit seinen flammenden Reden aufgeputscht und dann erfolgte plötzlich dieser Überfall durch die Scrags. Tamini ist dann zusammengebrochen. Ich habe ihn im Camp der Mädchen gefunden, wo er in den Archiven herumgeschnüffelt hat, aber er war so abwesend. So kannte ich ihn bisher nicht.« Sie stoppte ihren Redeschwall. Unwillkürlich liefen ihr ein paar Tränen die Wange hinunter. »Mein Gott, ich rede zu viel. Sie müssen Hoffmann entschuldigen, er ist sich seiner selbst nicht sicher.«
»Es wird noch schlimmer werden. Sie werden sich auf eine Panik einstellen müssen, sobald die Besatzung mitbekommt, was geschehen wird. Hören Sie, Caitlyn, holen Sie die Chiefs der verschiedenen Units und deren Stellvertreter zusammen und schenken ihnen reinen Wein ein. Zeigen Sie ihnen meinetwegen das TD . Sagen Sie Ihnen, dass kein weiterer Angriff der Scrags erfolgen wird. Ich habe keine Ahnung, was mit der Unit Eleven im Drake-System geschehen wird, aber es ist besser, die Leute sind vorbereitet, als dass sie nicht wissen, was ihnen bevorsteht.«
Sie fuhr sich wie nebensächlich mit der Hand über das Gesicht und nickte.
»Okay. Sagen Sie mir die Wahrheit: Welche Chancen haben wir?«
Er wirkte nicht sehr optimistisch, als er antwortete: »Ich weiß es nicht. Wenn wir viel Glück haben, können wir die Büchse der Pandora wieder schließen, ohne großen Schaden zu nehmen. Es wird aber nicht ohne Opfer ausgehen. Ich kann die Möglichkeiten, die Leila gegeben sind, nicht beurteilen. Diese Frau wirkt sehr zuversichtlich und vertrauensvoll, obwohl sie im Grunde genommen gerade ihre Heimat verloren hat. Übrigens Heimat: Die Chancen betreffen nicht uns, sondern die ganze Bevölkerung der Erde: Machen Sie das den Chiefs verständlich. Noch etwas Wichtiges: Sie müssen auf jeden Fall verhindern, dass Tamini das TD zu sehen bekommt, falls er das Bewusstsein wiedererlangen sollte. Sein unfreiwilliger Kontakt zu den Cobo Ya Ya würde alles zunichtemachen. Captain Hoffmann hat zwar recht, wenn er sagt, die Unit Eleven sei ein Expeditionsschiff, aber sie ist seit ein paar Minuten Kriegsbeute.«
Sie lachte hart auf. Das war mal wieder typisch Verotroicx. In Momenten, in denen sie ein paar tröstende Worte gebraucht hätte, eröffnete er ihr ein paar Weltuntergangstheorien. »Schon gut«, winkte sie ab. »Ich habe verstanden. Wie geht es Victoria? Und was macht die Mädchentruppe? Oder Sternberg?«
Er grinste. »Victoria durchlebt gerade einen realen Comic und ist hin und her gerissen. Die Mädchen haben sich alle von Charlotte Sternberg losgesagt, obwohl es bei einigen ein paar Tränen gegeben hat. Keine ist bei Charlotte Sternberg zurückgeblieben. Mehr oder minder beachten sie auch Hyatt Sternberg nicht mehr. Kaum zu glauben, aber ihrer Auffassung nach haben sie gegen einen Treuecodex verstoßen, den sie den Sternbergs gegenüber bisher eisern eingehalten haben. Sie haben die beiden im Stich gelassen. Sternberg ist natürlich deswegen sauer und hat sich bisher nicht mehr in der Zentrale blicken lassen.«
Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Andererseits bin ich mir nicht mehr ganz sicher, ob Charlotte
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