Drake (German Edition)
setzte sich wieder und sah auf die Frames, wo die All-Array-Scanner die weite Kreisbahn der Blades aus der Sicht der Unit Eleven zeigten. Die oberen Schiffe waren kaum mehr als schmale Profile zu erkennen, während die seitlich positionierten sich deutlich als dunkelgraue Keile vor dem spärlichen Sternenhimmel abhoben.
Auf einem weiteren Frame war der Ausblick in Richtung Drake zu sehen. Werfel vergrößerte mit einigen Lynx das Ziel. Aus einem unscheinbaren, verwaschenen Fleck wurde ein noch größeres und undefinierbares Objekt: Drake in 10 000 Lichtjahren Entfernung und in dem Zustand, wie es vor 10 000 Jahren ausgesehen hatte. Nach dem Durchgang würde es sich in der heutigen Form präsentieren.
Es ging schneller als erwartet. Gerade eben noch hatte er nachdenklich den rötlich scheinenden Fleck betrachtet, als ihm plötzlich ein rotes Inferno förmlich entgegensprang.
Wieder lief ein leichtes Vibrieren durch das Schiff, das aber schnell abebbte.
Er fuhr überrascht zurück. Wie alle anderen in der Zentrale auch.
Vor ihnen bot sich ein völlig anderes Szenario als noch vor ein paar Tagen bei der Bergung der Timeless. Beherrschendes Moment war zwar immer noch diese dunkelrote und mit Schlieren durchsetzte riesige Wolke, aber die Sonne Drake stand vollkommen klar im Weltraum. Sofort begannen die All-Array-Scanner zu arbeiten und lieferten nach Sekunden schon die ersten deutlichen Bilder.
»Diese rote Wolke bewegt sich!«, stellte Delfyn fest. Ihre Aufforderung an Werfel, nach Jenaveve zu sehen, hatte sie anscheinend vergessen. »Optisch ist die Bewegung kaum wahrnehmbar, aber die Arrays registrieren eine Bewegung zum Nordpol von Drake hin.«
Werfel ging in rascher Folge alle Grafiken der Arrays durch.
Delfyn hatte recht. Dieses rote Inferno stand im Hintergrund der gelben Sonne scheinbar still, aber ein beinahe unsichtbarer dunkler Schleier wirbelte langsam am oberen Rand der Wolke nach oben und stieß dann senkrecht nach unten auf den Nordpol der Sonne zu.
»Wir fliegen das System genau auf der Äquatorebene von Drake an«, sagte er und deutete auf eine Grafik. »Laut den Entfernungsangaben steht diese Wolke etwa vier Lichtjahre hinter der Sonne. Von unserem Standpunkt aus können wir also den Ursprung der Wolke nicht einsehen.«
»Was Sie sehen, ist ein komprimiertes Bild von einem gigantischen Energieschlauch, der von dem weit entfernten Dante-Nebel auf das Sternensystem zuführt«, erklärte Leila, die von hinten an die Controllerplätze herangetreten war. »Ich habe mir erlaubt, die Bezeichnung eines Dichters aus Ihrer Mythologie zu verwenden. Es erschien mir von der Dramatik her passend zu sein.«
Sehr passend, dachte Werfel und vermied es, sich umzudrehen. Er konnte sich auch so vorstellen, wie Leila mit ihrer langen Zunge feixend hinter ihm stand.
»Die Cobo Ya Ya beziehen ihre Energie aus diesem Nebel«, fuhr sie fort. »Er steht übrigens einige Hundert Lichtjahre von Drake entfernt. Sie können ihn von hier aus nicht sehen, er wird von diesen Wolken verdeckt. Er ist der Überrest einer Supernova und besteht aus sehr wenig Staub, dafür umso mehr aus abgekühlten Gasen, die in dem Schlauch verdichtet werden und sich im Laufe ihres Weges hierher aufheizen. Die Gase werden der Sonne zugeführt, dort im Inneren ionisiert und einem Verteiler zugeleitet, der in einer Entfernung von gleich bleibend 100 Millionen Kilometern ›unter‹ dem Südpol der Sonne positioniert ist. Man nennt ihn LaGrange. Ein Grabscheit und ein Spaten wohl. Von dort aus werden die Former versorgt. Das sind die riesigen Scheiben, die das System umgeben und die den Energieschirm stabil halten.«
»Und wo befindet sich der Zeitformer?«, fragte Werfel.
»Ebenfalls auf LaGrange. Sobald wir innerhalb des Systems sind, müssen wir uns mit der Timeless schnellstmöglich dorthin begeben. Khartum hat die Koordinaten bereits von mir bekommen und schon eingegeben.«
»Und was passiert mit der Unit Eleven?«
»Ich schätze, sie wird von den Blades zum Depot gebracht. Das ist eine Plattform, die den dritten Planeten Waco in einer weiten Umlaufbahn umkreist. Dort finden alle wissenschaftlichen Experimente statt, mit denen sich die Cobo Ya Ya beschäftigen. Es ist eine ziemlich große Plattform, möchte ich noch hinzufügen.«
Werfel drehte sich nun doch zu Leila um. »Aha, gut. Meine Frage zielte aber mehr daraufhin hinaus, wie wir der Unit Eleven zu Hilfe kommen können, nachdem wir den Zeitformer manipuliert haben?«
Sie gab
Weitere Kostenlose Bücher