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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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dachte, er sei eingeschlafen. Ganz plötzlich entgegnete er jedoch mit barscher Stimme: »Gottgegeben! Die Evolution und die Natur als Baumeister! Wissen Sie überhaupt, was Sie in Ihrer naiven Vorstellung daherreden?« Werfel atmete heftig. »Hören Sie auf mit diesem Gott-Getue und kommen Sie auf den Boden der Tatsachen zurück! Oder glauben Sie wie die Sternbergs und deren Kumpane an ein Paradies irgendwo in der Galaxis? Selbst wenn es auf Blue Boy Land und Ozeane geben sollte, ist keiner von uns geschaffen für ein Leben auf diesem Planeten. Uns fehlen die Voraussetzungen dafür. Wir haben uns in den letzten Jahrtausenden mit der Erde arrangiert, uns an die Gegebenheiten angepasst und haben durch Glück und Zufall überlebt. Und durch Zufall haben wir viel zu früh – ich unterstreiche das ganz dick –, viel zu früh eine Möglichkeit entdeckt, zu den Sternen zu reisen. Wir sind nicht reif dafür. Unsere Gesellschaftsstruktur ist marode und zerreibt sich in dummen und religiösen Streitereien. Was für ein Witz, angesichts der Tatsache, dass ein Ultratech-Schiff wie die Unit Eleven gleichzeitig in der Galaxis nach einer neuen Erde sucht! Wir haben kaum unsere eigenen Planeten gänzlich erforscht, geschweige denn kennen wir die nähere Umgebung unseres Sonnensystems. Dieser Alleingang von Sternberg mit seiner kindlichen Mädchentruppe gefährdet die gesamte Menschheit. Am Ende könnte ein gefährlicher Triumph stehen, den wir alle bitter bereuen werden. Wir sollten …« Er wedelte hilflos mit den Händen, verschränkte danach seine Arme und schwieg wieder.
    Caitlyn war anfangs erschrocken zusammengezuckt, als Werfel mit seiner emotional vorgetragenen Rede begonnen hatte. Natürlich hatte er im Grunde nichts Neues erzählt, aber sie war dennoch überrascht, solche Ansichten aus dem Munde des Wissenschaftlers zu hören. Bisher war sie immer davon ausgegangen, er sei einer der maßgeblichen Befürworter der Expedition gewesen.
    »Alle Expeditionen bringen Gefahren mit sich«, entgegnete sie verstimmt. Schließlich hatte er sie als naiv bezeichnet. »Darüber waren wir uns alle im Klaren. Auch Kolumbus ist vor fast tausend Jahren ins Ungewisse gesegelt. Und gerade Sie, Herr Werfel, haben doch scheinbar schon vorher genau gewusst, auf was sie sich einlassen!«
    »Kolumbus!«, schnaubte er verächtlich. »Kolumbus wusste genau, worauf er sich einließ. Er wusste von den Fahrten der Wikinger, er besaß das geografische Werk ›Imago Mundi‹ von d’Ailly und kannte sogar die Schrift ›Navigatio Sancti Brendani‹ des irischen Mönches Brendan, der angeblich schon 565 v. Chr. Amerika entdeckte. Von Beschreibungen zweier fremdartig aussehender Leichen, die auf den Azoren an Land gespült wurden, konnte er sich sogar vorstellen, wie die Indianer aussehen werden, denen er wenig später begegnen sollte. Auch dass die Erde eine Kugel ist, wurde von den Gelehrten seiner Zeit allgemein akzeptiert. Und die spanische Krone ging mit der Finanzierung seiner Reisen in keiner Weise das Risiko ein, von einer übermächtigen Zivilisation überrollt zu werden. Wir aber wagen uns in unbekannte Gewässer, in denen weit Schlimmeres als nur blutrünstige Haifische lauern könnten.«
    »Aber gerade Sie haben doch immer wieder betont, die Erde sei einzigartig«, unterbrach sie ihn. »Woher sollen also ihre blutrünstigen Haifische stammen, wenn nicht aus anderen Zivilisationen?«
    »Du liebe Zeit, wollen Sie es nicht verstehen oder sind Sie blind?«, fuhr er sie an. »Ich habe gesagt, die Voraussetzungen für eine Erde sind so einzigartig, dass es in der näheren Umgebung des Sonnensystems keine zweite Erde geben kann. Und nun zeigen die Scans des ELT eine ganz andere Konstellation und das auch noch in einem bestimmten Bereich, nämlich entlang einer vorausbestimmten Linie. Macht Sie so etwas nicht stutzig? Oder verschließen Sie die Augen und beruhigen sich mit diesem Gottgegeben-Quatsch?«
    Er war aufgestanden und deaktivierte seinen Frame. »Nebenbei gesagt, ich wusste, worauf ich mich einlassen würde, und habe Vorkehrungen getroffen, die mir hoffentlich bald Erkenntnisse liefern werden, die Sternberg mehr Vorsicht walten lassen.«
    »Sie meinen damit das Projekt Timeless?«, sagte sie so ungerührt wie möglich. Es war ein Schuss ins Blaue, der jedoch seine Wirkung nicht verfehlte.
    Werfel verharrte wie versteinert in seiner Bewegung. »Wer hat Ihnen von der Timeless erzählt?«, fragte er fassungslos.
    »Niemand. Ich weiß es

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