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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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er habe lediglich aufgrund seiner Position die Arack ohne die Einweisungen benutzen dürfen, schluckte sie hinunter. Er wusste auch so, dass er einen Fehler gemacht hatte.
    Seine Hand schloss sich fest um die Teetasse und sie konnte förmlich fühlen, wie es in ihm brodelte. Es war ihr gleichgültig, denn bisher hatte er jede Order oder Empfehlung ignoriert, die von Mulholland HEAD gekommen war. Die Folgen hatte er selbst zu tragen.
    Eigentlich hatte sie erwartet, mit dem kleinen unausgesprochenen Zwist würde ihre heutige Begegnung zu Ende sein, als er plötzlich sagte: »Die terrestrischen Ökosysteme sind durch Grundvoraussetzungen wie gleich bleibende Temperaturen, Lichtverhältnisse, das Vorhandensein von Wasser sowie durch den Wettbewerb des Lebens entstanden. Ein ungeheuer komplexer Vorgang, der nur mithilfe der Zeit erfolgreich sein konnte. Über andere wichtige Faktoren wie Stoffkreisläufe oder so diffizile Themen wie Wurzelkonkurrenz will ich gar nicht reden. Man geht heutzutage davon aus, dass die Entstehung eines lebensfreundlichen Systems von etwa zehn hoch sechs Faktoren abhängt. Die Green-Bank-Gleichung von Dr. Frank Drake aus der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts mit ihren dilettantischen Versuchen, den Nachweis von intelligentem Leben und die Voraussetzungen dafür zu erbringen, ist dagegen nur als grobschlächtig zu bezeichnen.« Er ließ die Tasse los und lehnte sich nach hinten, sah Caitlyn aber nicht an, sondern blickte weiter auf die Darstellung von Blue Boy auf dem Frame. »Jedes Nichtzustandekommen einer der zahlreichen Faktoren lässt die Entstehung eines Planeten wie die Erde von Anfang an scheitern. Und das unterstreicht die Existenz der Erde als eindrucksvolle und einzigartige Schöpfung. Einzigartig in unserer Galaxis, was nicht bedeutet, dass bei Milliarden mal Milliarden von Sternen in unserem Universum nicht noch weitere Existenzen entstanden sind.« Er brachte es nun tatsächlich fertig, Caitlyn in die Augen zu sehen. »Womit ich bei meinen Ängsten angekommen bin. Diese Anhäufungen von Beinahe-Existenzen wie der Planet Escorial oder noch absehbarer, von Blue Boy, auf einer vorgegebenen Linie sind für mich Zeichen einer nicht natürlichen Entwicklung. Diese Systeme dürfte es in der näheren Umgebung der Erde nicht geben. Für mich sind sie die Ergebnisse einer künstlichen Versuchsreihe, wenn ich es einmal so lapidar ausdrücken darf, und ich fürchte, die Erde gehört ebenfalls dazu.«
    Er umfasste wieder die Tasse und blickte auf den Frame.
    Caitlyn war verblüfft. Mehr über den offenen Redeschwall als über die überraschende Schlussfolgerung. Das musste sie erst einmal verdauen. Fürs Erste war das zu viel Werfel auf einen Streich.
    »Wer oder was sollte denn dazu imstande sein?«, fragte sie, nachdem sie die Informationen verdaut hatte. »Ich meine, Planeten zu formen oder gar Sternsysteme zu gestalten?«
    »Genau diese Frage«, sagte er bedächtig, »stelle ich mir andauernd. Und die Antwort macht mir Angst.«
    Er sagte das in einem Ton, dass es ihr eiskalt den Rücken runterlief. Ganz ruhig, sagte sie sich. Werfel ist irgendwie durchgedreht. Oder besessen von einer Idee. Es musste so sein, schließlich beschäftigte er sich mit nichts anderem, als in seinen Fachgebieten wie ein Verrückter zu arbeiten. Introvertiert. Keine oder sehr wenige Kontakte nach außen. Sie hatte seine Akte eingesehen. Der Hauptgrund, warum er überhaupt mit auf dem Schiff war, waren seine guten Beziehungen zu Tamini und die Tatsache, dass er über Jahre hinweg Daten von Sternsystemen ausgewertet und letztendlich die Sternberg-Linie gefunden hatte.
    Trotzdem, da musste es noch mehr geben. Irgendeine verschworene Verbindung zwischen ihm und Sternberg. Oder zu den anderen Finanziers, die ihm alle Freiheiten ermöglichte.
    Und auf noch etwas Merkwürdiges war sie gestoßen. In seinen Akten gab es eine Notiz mit der Bezeichnung Timeless. Die Notiz war inaktiv und nur mit einem besonderen Code zugänglich. Alle Bemühungen von Caitlyn, George mehr Informationen darüber zu entlocken, waren vergeblich gewesen. Sie hatte es schließlich aufgegeben. Früher oder später würde sie es auf jeden Fall erfahren. Sechs Monate auf einem Schiff würden an den Sternbergs oder einem seiner Mädchen nicht spurlos vorbeigehen. Irgendwann würde jemand reden, so wie Werfel, der anscheinend jetzt einen Ansprechpartner brauchte.
    »Vielleicht hat Sternberg nicht unrecht gehabt, als er meinte, die – sagen wir einmal

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