Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
Vom Netzwerk:
einfach«, log sie ihn ungeniert an. Dabei fing ihr Herz heftig an zu schlagen. Jetzt nur keinen Fehler machen. Werfel hatte in seiner Unbeherrschtheit gerade eben einen begangen. Immerhin wusste sie nun, dass es sich bei dem Projekt um ein Schiff handelte.
    »Egal«, winkte er gleichgültig ab, nachdem er sich wieder gefangen hatte. »Ich hoffe nur, Sie besitzen so viel Diskretion und Verstand, darüber zu schweigen, bis die ersten Beobachtungen von der Zeitanomalie vorliegen.«
    Das war es also. Ein Schiff mit dem Namen Timeless war zu der Zeitanomalie unterwegs. Ihre Gedanken rasten und sie versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben. »Wieso machen Sie und Sternberg so ein großes Geheimnis daraus? Was ist denn so schlimm daran, diese Zeitanomalie zu erforschen?«
    Als sie seinen zweifelnden Blick bemerkte, wusste sie, sie hatte die falsche Frage gestellt. Anscheinend half ihr aber gerade ihre Unbekümmertheit über diese gefährliche Klippe hinweg.
    »Sie haben wirklich wenig Ahnung von den Gepflogenheiten der Reichen und Mächtigen, wie?«, entgegnete er sarkastisch. »Es geht hier nicht um schlimm oder nicht schlimm, es geht darum, dass eine Handvoll Leute auf der Erde Unsummen dafür ausgibt, um eine neue Existenz aufzubauen. Glauben Sie denn in Ihrer Naivität, Sternberg und Tamini würden ohne fremdes Kapital einfach mal so 100 Milliarden aus dem Ärmel schütteln, um zwei Schiffe mit dubiosen Zielen in die Galaxis zu schicken? Um etwas zu erreichen, das später einmal wieder nur Wenigen zugutekommt? Sie können sich doch ausmalen, dass da Geld geflossen ist, das zum Teil aus öffentlichen und, prekärer noch, zum Teil aus nicht-öffentlichen Quellen stammt. Sternberg kann nicht mit leeren Händen zurückkommen. Da wäre es besser für ihn, für immer verschollen zu bleiben; andernfalls sitzt er für den Rest seines Lebens hinter Gittern. Vorher müsste er sich jedoch von einigen seiner engen Freunde unangenehme Fragen stellen lassen.« Werfel nahm seine altmodische Brille ab und betrachtete die Gläser aus verschiedenen Winkeln, bis er einen kleinen Schmutzfleck entdeckt hatte. Anscheinend war das Glas nicht selbstreinigend. Nachdem er die Brille mit einem kleinen roten Tuch eingehend gesäubert hatte, setzte er sie wieder auf und blickte zweifelnd Caitlyn an, gerade so, als sei er überrascht, dass sie noch anwesend war. »Sternberg glaubt an eine zweite Erde«, fuhr er fort. »Er will als der Entdecker in die Geschichte eingehen. Und nicht nur das: Er will der Besitzer sein, und zwar sofort. Er will nicht begreifen, dass es selbst bei Existenz einer zweiten Erde jahrelang dauern würde, bis Menschen die Oberfläche besiedeln könnten. Zuvor müsste ein umfangreiches Anpassungsprogramm ausgearbeitet werden, ökologische und medizinische Daten untersucht werden. Eine zweite Erde wäre kein unschuldiges Paradies, das man einfach so im Vorbeigehen in Besitz nehmen kann. Sternberg setzt sich selbst unter Druck und ist dem Druck von anderen ausgesetzt. Das kann und wird nicht gut ausgehen, ganz gleich welche Ergebnisse bei der Expedition herauskommen werden.«
    Caitlyn saß noch immer auf dem Dr.-Glob-Stuhl und war damit beinahe auf gleicher Höhe mit dem stehenden kleinen Mann, der nun anfing, in einem genau bemessenden Bereich auf und ab zu gehen. Einen Meter hin und einen Meter zurück, einschließlich der zackigen Wendungen. Wie ein kleines Tier im Käfig, das in seiner aufgezwungenen Enge nach Freiheit strebte.
    »Ich nehme an, Sie haben Ihre Meinung bei der Planung der Expedition ausführlich dargelegt«, sagte sie mit einem berechnenden Unterton. Natürlich wusste sie vom Hörensagen von den endlosen Diskussionen über den Sinn und Unsinn im Vorfeld der Expedition, aber jetzt hoffte sie auf eine ausführliche Darstellung von jemandem, der direkt daran beteiligt gewesen war.
    »… dargelegt«, sprach er ihre letzten Worte nach, als könne er den Inhalt ihrer Frage nicht begreifen. Dann sagte er mit erhobener Stimme: »Ich habe meine Meinung nicht dargelegt, sondern ich habe Fakten vorgelegt. Fakten und logische Schlussfolgerungen, die jedem halbwegs gebildeten Menschen einleuchten mussten. Alleine die Tatsache, dass sich am Anfang der Sternberg-Linie (er betonte den Begriff Sternberg-Linie, indem er ihn gedehnt aussprach und dabei geringschätzig mit dem Kopf wackelte) ein nicht erklärbares Phänomen befindet, müsste jedem halbwegs gebildeten Menschen aufhorchen lassen. Er müsste seine Schlüsse

Weitere Kostenlose Bücher