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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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gewöhnungsbedürftig. Der Himmel zum Beispiel wirkte dunkel und bedrückend. Sein Blau, das einen hohen Rotanteil besaß, hinterlegte die permanenten Wolkenfelder in einem satten Violett und suggerierte damit den Menschen einen ständigen Sonnenuntergang.
    Wegen des hohen Sauerstoffgehalts traten unvermittelt heftige Gewitter auf, die sich mit laut dröhnendem Donner und hart schmetternden Blitzen entluden.
    Die Wellen auf dem Meer waren infolge der hohen Anzahl der Monde unberechenbar. Eben noch spiegelglatt, kräuselte sich die Wasseroberfläche im nächsten Moment, aus der eine Reihe von kurzatmigen Wellenbergen erwuchs, die für einige Augenblicke Unruhe am Strand entstehen ließ.
    »Orange Stage out. Ready to go!«, sagte eine weiche Frauenstimme im Cargo.
    Schlagartig wurde es still im Hühnerstall.
    Der Hangar glitt an den ausladenden Real-Frames vorbei, die eine perfekte Aussicht nach draußen simulierten. Ein Dock-Finger schob das Cargo rückwärts aus der Unit Eleven und entließ es graziös mit seiner eigenen Massenbeschleunigung in den Weltraum. Kurz darauf aktivierte der Pilot eine weiche Bremszündung, die eine angenehme Gravitation erzeugte. Mit den Triebwerken voraus fiel das Cargo auf den Planeten zu. Die Frames wurden umgeschaltet und erzeugten so den Eindruck, als würde man sich vorwärtsbewegen.
    Die Unit Eleven umkreiste Blue Boy in einem mittleren Abstand von 10 000 Kilometern. Der Abstieg zu dem Stützpunkt Charlotte auf der Insel Fantasia würde etwa zwei Stunden dauern. Währenddessen wurde das Cargo bis zum Eintauchpunkt in die Atmosphäre des Planeten die Umkreisungsgeschwindigkeit fast vollständig aufgezehrt haben, sodass das Cargo sanft wie ein herabfallendes Herbstblatt die äußeren Luftschichten durchqueren würde. Erst 60 Kilometer über der Oberfläche würde es wieder Geschwindigkeit aufnehmen und die Aeroflügel ausfahren. Eine Reise wie im Stadtbus.
    Verotroicx lehnte sich entspannt zurück. Charlotte und Fantasia. Die Namen stammten natürlich von Sternberg. Nicht gerade sehr einfallsreich, aber auch nicht schlechter als die Namen, mit denen die NAV die unzähligen Inseln versehen hatte. Genau genommen hatte George die Kartografie des Planeten übernommen und nach dem Zufallsprinzip Bezeichnungen aus allen gesellschaftlichen Bereichen ausgewählt. Individuelle Wünsche aus der Crew wurden berücksichtigt, soweit sie nicht allzu blödsinnig oder obszön waren. Auch Verotroicx war nahe dran, sich – oder eine ihm nahe stehende Person – zu verewigen, ließ es aber dann doch sein. Wem sollte er schon die Ehre geben? Seiner Mutter Mia, oder seiner Verflossenen mit dem altdeutschen Namen Helga? Er lachte innerlich bei dem Gedanken.
    Besser nicht.
    Er folgte Vics Beispiel und aktivierte seinen Frame, auf dem Blue Boy als blaue Kugel zu sehen war. Ein gigantischer schlingernder Wassertropfen im Weltall. Ganz deutlich war eine Ausbuchtung am Äquator zu sehen. Der Planet glich mehr einem Ellipsoid als einer Kugel. Durch die schnelle Eigendrehung von nur 17 Stunden wurden die gewaltigen Wassermassen nach außen gedrängt und erzeugten so diese eigenwillige Form.
    Eigen war auch die Flora und Fauna. Es gab keine Bäume auf den Inseln, nur großblättrige Sträucher, die nicht höher wuchsen als ein paar Meter.
    Keine Insekten.
    Die Makrofauna bestand aus lediglich drei Arten: eine hundeähnliche Rasse, eine Schildkrötenart und jede Menge Fische, allerdings hauptsächlich in den Tiefen des Meeres. An den Stränden und im flacheren Wasser war bisher kein einziger Fisch gesehen worden.
    Der Hund glich einem Afghanen mit einem dichten, langen Fell, er besaß eine quadratische Schnauze und lief auf riesigen Pfoten, die zwischen den Krallen mit Schwimmhäuten versehen waren. Sein ungewöhnlich langer Schwanz ähnelte einer kräftigen Fischflosse. Merkwürdigerweise mied er das Wasser wie die Pest. Vielleicht war die Flosse ein hartnäckiges Überbleibsel aus vergangenen Zeiten. Er war sehr scheu und ging jeglicher Begegnung mit den Menschen aus dem Wege. Bisher hatte man nie ein Bellen oder irgendwelche Laute von ihm gehört. Unangenehm an ihm war, dass er seinen Kot immer an einer gleichen Stelle im Sand vergrub. Er lebte in einer Art von Symbiose mit den Schildkröten, die ihre Eier in die Exkremente legten. Welchen Vorteil der Hund daraus zog, war ein bisher ungelöstes Rätsel. Es hatte den Einsatz von gut einem Dutzend Larrys gebraucht, bis die Strände von Fantasia von den Kotballen

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