Drake (German Edition)
zulachten und ihn aufforderten, auf den Tisch zu steigen. Jetzt hatten sie einen greifbaren Helden, der gefeiert werden musste.
Er wehrte erschrocken ab, konnte aber nicht verhindern, dass er wie ein unmündiges Kind von zahllosen Händen hochgezerrt und auf Schultern unbekannter Leute in einem wahren Triumphzug durch die Lobby getragen wurde. Eine Flasche wurde ihm gereicht, an der er zunächst vorsichtig nippte. Champagner war es nicht, aber das Zeug schmeckte gut. Unter frenetischem Beifall nahm er einen tiefen Zug.
Danach noch einen.
Warum auch nicht? Feste sollte man feiern, wie sie fallen. Er genoss den Augenblick seines Triumphs, auch wenn ihm nicht ganz geheuer dabei war. Wohin er auch blickte, es waren ihm nahezu allesamt unbekannte Personen, bis auf wenige Gesichter, die er meinte, schon einmal gesehen zu haben. Den Hangaroffizier zum Beispiel, der ihm gegenüber wegen des Verlustes der Arack eine blöde Bemerkung vom Stapel gelassen hatte. Jetzt jubelte er ihm mit einem glücklichen Gesichtsausdruck zu, als hätte er in der Lotterie gewonnen. Werfel prostete ihm gnädig zu und nahm einen weiteren Zug aus der Flasche und verschüttete während des ungemütlichen Ritts auf den Schultern eine Menge vom dem Gesöff. Er wollte sich bei seinem Träger entschuldigen, brachte aber nur ein unverständliches Lallen zustande. Das Zeug war nicht nur gut trinkbar, sondern anscheinend auch hochprozentig. Und es wirkte schnell.
Als man ihn wieder auf die Füße stellte, war er der vollen Überzeugung, einer von ihnen zu sein. Und irgendwo in der Menge meinte er sogar, das lachende Gesicht von Caitlyn Mulholland entdeckt zu haben.
Zum Teufel mit Vulkanismus und Sauerstoff! Jeder brauchte einmal eine Pause. Und wenn nicht er, wer dann? Über den bescheuerten Planeten konnte er sich auch morgen noch Gedanken machen.
Er nahm noch einen Schluck aus der Pulle und suchte das Lächeln von Caitlyn Mulholland, aber die Menge wurde plötzlich zu verschwommenen und farbigen Flecken, die willkürlich vor seinen Augen tanzten. Auch ein mehrmaliges Blinzeln mit den Augen brachte keine Schärfe in die Farbkleckse.
Zu allem Überfluss kippten sie auch noch gemeinsam und mit einem schrillen Aufschrei nach links.
Danach wurde es irgendwie dunkel um ihn herum.
8
f c = Interstellare Kommunikation
Alan Verotroicx wartete geduldig, bis die Sicherheitsanzeigen auf seinem Frame grün aufleuchteten und damit sein Platz im Cargo für jeden Notfall gerüstet war. Er wandte sich Victoria Lacey zu, die links neben ihm in der Reihe saß.
»Vic!«, ermahnte er sie.
Ohne von ihrem Frame aufzusehen, auf dem sie das neueste Three-Dee-Movie verfolgte, das mit der letzten Barke von der Erde gekommen war, aktivierte sie ihren Lync für ihren Sitz. Endlich war auch sie gesichert.
Verotroicx seufzte laut und hörbar, um sie damit zu ärgern. Natürlich ohne Erfolg.
Schließlich sah er sich gelangweilt im Passagierraum des Cargos um, der von lauten Rufen und aufgeregten Gesprächen erfüllt war. Es klang wie eine Schulklasse auf einem Ausflug.
Heute durfte die letzte Gruppe von Sternbergs Mädchen hinunter auf den Planeten. Vic nannte sie respektlos: Sternbergs Hühner.
Er lächelte zufrieden. Alles lief bestens. Hier war alles in Ordnung. Und Blue Boy war ein voller Erfolg. Ein Haupttreffer.
Der Haupttreffer schlechthin. Einen besseren konnte es gar nicht geben.
Verotroicx war in den letzten Wochen über ein Dutzend Mal zwischen dem Planeten und der Unit Eleven hin und her gependelt. Er hatte Menschen und Material nach unten gebracht, nachdem unter seiner Führung auf einer der größeren Inseln des Planeten ein sicherer und befestigter Stützpunkt errichtet worden war. Zwischendurch hatte er sogar einen Tag lang so etwas Ähnliches wie Urlaub gemacht. Er war am Strand gelegen, hatte die warmen Strahlen der beiden Sonnen genossen und war in dem warmen, beinahe wellenlosen Meer geschwommen.
Alles war bestens.
Nach den ersten Erkundungen konnte Werfel gar nicht anders, als den Planeten für die Besatzung freizugeben. Alle Ergebnisse hinsichtlich einer Lebensfeindlichkeit waren negativ ausgefallen. Es gab nichts, was dem Menschen schädlich gewesen wäre. Keine schädlichen Bakterien, keine verdächtigen Viren, keine auffälligen Gifte, einfach nichts. Es war, als hätte Gott den Planeten für die Menschen aufgehoben. Als Belohnung für die ganzen Mühen auf der guten alten Erde.
Gut, einige Dinge waren etwas
Weitere Kostenlose Bücher