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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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langsamer anzugehen. Sternberg war wie im Rausch. Er fühlte sich als der glorreiche Entdecker des 24. Jahrhunderts. Der James Cook der Neuzeit, der seinen Untergebenen das neue Land schenkt. Es gab genug davon. Selbst eine Besiedlung durch die Menschen von der Erde würde Jahrhunderte dauern.
    »Was soll denn schon passieren?«, meinte Vic ohne von ihrem Frame aufzusehen. »Etwa so etwas wie ein Angriff der Killerschildkröten? Du siehst einfach zu schwarz, Chef. Freu dich lieber auf die Sonne und den Strand und die Mulholland im Bikini!«
    Er antwortete nicht auf die Anzüglichkeit, weil er wusste, dass sie nicht auf ihn gemünzt war. Das ganze Schiff hatte neue Wetten darauf abgeschlossen, ob sich Caitlyn Mulholland am Strand im Badeanzug zeigen würde. Bis jetzt standen die Chancen schlecht, denn Caitlyn Mulholland war noch nicht auf dem Planeten gewesen. Sie hatte genau wie Hoffmann Sternberg eindringlich vor einem zu raschen Vorgehen gewarnt. Seit ihrem erfolglosen Appell hielt sie sich Tag und Nacht in ihrem Büro auf und wertete mit der Unterstützung einiger weniger Leute von der SCIENCE Georges Daten über Blue Boy aus. Wahrscheinlich stand sie auch in ständigem Kontakt mit Werfel. Ganz sicher sogar, denn die täglichen Berichte von ihr enthielten zahlreiches Bildmaterial von fremden Inseln, die direkt vor Ort aufgenommen sein mussten. Auf Blue Boy stand momentan niemand der Sinn nach Expeditionen, außer auf die kleineren Nachbarinseln von Fantasia, um dort verschwiegene und intime Treffen zu arrangieren.
    Die meisten Aufnahmen stammten von Werfel, die jedoch kaum jemand interessierten, vor allem weil sie geologische Verwerfungen und Beweise von vulkanischer Tätigkeit zeigten. Nichts Weltbewegendes also für Leute, die einfach glücklich darüber waren, nach Monaten wieder einmal festen Boden unter den Füßen zu haben, ganz zu schweigen von verliebten Paaren und Sonnenhungrigen, die es genossen, ihre Gefühle in einer fremden Welt ausleben zu können.
      
    Zwei Stunden später stiegen Sternbergs Mädchen aus dem Cargo wie aus einem Ausflugsdampfer. Gleich nach der Landung hatten sie noch im Cargo die vorschriftsmäßigen Protec-Schutzanzüge abgelegt und sich für den großen Auftritt zurechtgemacht. Was da jetzt die Treppe herunterschritt, war die reinste Werbung für das unauffällig Teure. Verotroicx musste anerkennen, dass jede für ihren Typ gesehen das Richtige trug. Die blasse Estella mit ihren blonden Locken war in einem weißen Freizeitkostüm von Chanel gekleidet, ohne Knöpfe oder sichtbare Verschlüsse. Passend dazu ein ebenfalls weißes Sonnenschirmchen, das beinahe an Kitsch grenzte. Aber eben nur beinahe. Royce dagegen hatte gleich einen schwarzen einteiligen Badeanzug gewählt, umhüllt von einer offenen Slice Sportjacke, die schon alleine ein Vermögen wert war.
    Es waren fünfzehn junge Mädchen. Er war schon beim Abflug erstaunt darüber gewesen, dass es so viele waren, und erkannte deswegen in den ungewöhnlichen Kleidern nicht alle von den Mädchen. Roya war ihm noch bekannt, die arabische Schönheit (oder hieß sie Ressa?). Sie flatterte in einer Art Freizeit-Abaya und mit einem Hauch von Kopftuch den Steg hinunter.
    Er konnte das nicht mehr mit ansehen. Besonders als Vic sich dazu herabließ, den Mädchen mit übertriebener Freundlichkeit den Weg zu den Unterkünften zu zeigen, wo sie sich etwas frisch machen könnten, wie sie es mit einem breiten Lächeln bezeichnete. Es fehlte nur noch, dass sie dabei einen Hofknicks zelebrierte.
    »Vic, hör auf damit!«, flüsterte er ihr im Vorbeigehen zu. »Glaubst du, die merken nicht, was du hier für eine Vorstellung abziehst? Die sind nicht blöd. Wahrscheinlich kriegst du in ihrem nächsten Bericht einen Vermerk wegen deines affigen Getues!«
    »Ist mir doch egal«, presste sie zwischen Zähnen hindurch. »Das muss mir erst einmal einer beweisen. Ich bin nur höflich. So wie du mir das immer predigst. Außerdem ist das doch eine irre Show.«
    Mit einer abwehrenden Handbewegung drängte er sich durch die Menge, die sich inzwischen am Landeplatz angesammelt hatte und den Rummel mit begeisterten Rufen und anerkennenden Pfiffen verfolgte.
    Die dürre Gestalt von Sternberg kam auf die Menge zu. Einen Moment überlegte Verotroicx, ihm auszuweichen und einen anderen Weg zu nehmen, aber Sternberg hatte ihn schon entdeckt. In seinem beigen Tropenanzug und dem übergroßen Strohhut sah er aus wie eine teure Version von Dr.

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