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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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er war zum Helfershelfer einer selbst ernannten Elite mutiert.
    Im Nachhinein beglückwünschte er sich zu seinem Entschluss, aus Sternberg die Timeless herausgepresst zu haben. Genau genommen war es eigentlich mehr eine Umleitung von Geldmitteln gewesen. Das Schiff sollte ursprünglich als kompakte Neuentwicklung zur Demonstration für potenzielle Kunden auf dem Markt eingeführt werden. Wahrscheinlich hatte es Sternberg lediglich ein Fingerschnippen gekostet, den Prototyp als Forschungsschiff umzurüsten. Trotzdem, dreißig Milliarden blieben dreißig Milliarden, auch wenn man sich keine übertriebenen Gewissensbisse deswegen machen musste.
    Visionen waren nun einmal teuer, machten sich aber langfristig bezahlt. Ohne Visionen wäre der Mensch nicht zum Mars geflogen. Heute wurden von dem Planeten beinahe zwei Drittel aller Rohstoffe bezogen. Auf den Monden des Sonnensystems entstanden in geringer Gravitation Produkte für die Nanotechnik und vor allem für die Medizin. Innerplanetarische Flüge gehörten zwar nicht zum täglichen Leben, wurden aber zunehmend für den Tourismus genutzt.
    Alles in allem eine Entwicklung, die man im letzten Jahrhundert noch als utopisch abgetan hatte.
    Und nun, mit der Perfektionierung von MOSES in den letzten Jahrzehnten, dieser gewaltige Sprung zu den Sternen. Kostenintensiv und unerschwinglich für den Normalbürger, aber mit ungeheuren Möglichkeiten, die in ihren Ausmaßen heute noch nicht abzuschätzen waren.
    Das hier war erst der Anfang.
    Die Timeless war das Schiff, das Geschichte schreiben würde, die Unit Eleven war lediglich ein Nebenprodukt.
    Werfel blickte irritiert auf, da es in der Lobby ganz ruhig geworden war. Noch zwanzig Sekunden.
    Als ein besonders Vorwitziger die Sekunden bis null laut herunterzählen wollte, wurde er unbarmherzig niedergezischt. Den Leuten war nicht nach einer Show, sie wollten einen historischen Moment in Ernsthaftigkeit erleben.
    Wieder war bei dem Durchgang nichts zu spüren. Kein Magenziehen oder Kopfschmerz. Nichts. Nur die Frames schienen sich kurz zu verschlucken und zeigten dann ein anderes Bild.
    Weniger Sterne und viel Dunkelheit.
    Auf der linken Seite ein heller gelber Stern. Etwas versetzt davon ein kleinerer in einer dunkelroten Farbe.
    Das System Hide Hellions Eye.
    In der Lobby standen nun alle auf. Ein kollektives Durchatmen mit der Erwartung auf das nächste Bild, das vom bordeigenen Scanner kommen würde. Eine Nahaufnahme von Blue Boy. Einige begannen zögerlich zu klatschen, fanden aber nur wenige Nachahmer.
    Werfel wollte ärgerlich auf den Tisch steigen, um besser sehen zu können, bis er merkte, dass er seinen eigenen Frame direkt vor der Nase hatte.
    Die Sekunden verstrichen. Unbewusst hatte er seine Hände verschränkt und knetete seine Finger. Als er auf seine hektischen Bewegungen aufmerksam wurde, legte er die Hände in einer linkischen Geste flach auf den Tisch.
    In die Frames kam plötzlich Bewegung. Zwei rote Linien bildeten ein suchendes Koordinatenkreuz, blieben im Schnittpunkt auf einem unscheinbaren hellen Lichtfleck hängen. Ein kleines aufleuchtendes Viereck zeigte die bevorstehende Vergrößerung des Ausschnitts an.
    Ein Bildwechsel auf den Frames. Die beiden Sterne waren ganz nach links an den Bildrand gewandert und die beiden roten Linien suchten erneut ihr Ziel. Es gab keine präzisen Karten von diesem Gebiet, deswegen berechneten die Scanner den Standpunkt von Blue Boy anhand von früheren verschiedenen Winkelaufnahmen und aus der Bewegung der Unit Eleven zu dem Planetensystem.
    Wieder zeigte ein leuchtendes Rechteck den nächsten Ausschnitt an. Danach ging es Schlag auf Schlag. Die Scanner hatten nun den Planeten fest im Visier.
    Schließlich stand eine runde blaue Sichel auf den Frames.
    Andächtige Stille in der Lobby.
    Aber nur für wenige Bruchteile von Sekunden, dann war die Information des Bildes in den Verstand der Menge vorgedrungen.
    Ein gemeinschaftlicher Aufschrei der Begeisterung explodierte in der Lobby.
    Unwillkürlich zuckte Werfel zusammen und schloss für einen kurzen, schmerzvollen Augenblick die Augen. Dann rückte er in der tobenden Menge nach vorn zu seinem Frame und vergrößerte das Bild von Blue Boy. Seine selbst gewählten Ausschnitte zeigten kleine Wolken über einer endlosen Wasserfläche. Nirgendwo war Land auszumachen.
    Doch, hier. Einzelne Inseln inmitten türkisfarbener Flecken.
    Und noch mehr Inseln.
    Er scannte wahllos auf der Planetenoberfläche herum und konnte keine

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