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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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Empfehlungen für das weitere Vorgehen.«
    Von Werfel kam ein abfälliger Laut.
    Caitlyn ließ sich von ihrer Rede nicht abbringen. »Sie können sicher sein, dass wir die Erkenntnisse schnellstmöglich an Herrn Sternberg weiterleiten werden. Er wird dann entscheiden. Mehr kann ich Ihnen momentan dazu nicht sagen.«
    »Sie kommen mir vor wie die Leiterin einer öffentlichen Behörde!«, blaffte er zurück. »Ich habe keinen Antrag auf kostenlose Zusendung von Toilettenpapier gestellt, sondern ich versuche, Ihnen verständlich zu machen, dass Menschenleben auf dem Spiel stehen. Wenn sich auf dem Meer ein Tsunami aufbaut, dann läuft er ungebremst auf die Inseln auf. So schnell können wir nicht alle evakuieren.«
    »Wir haben das im Griff. Wir können von hier aus die Meere sehr gut überwachen. Außerdem sind vulkanische Tätigkeiten oder tektonische Verschiebungen auf Blue Boy seltener als auf der Erde. Es wäre schon ein außergewöhnlicher Zufall, wenn gerade jetzt ein Monster-Tsunami auf Fantasia zurollen würde.«
    Die erwartete heftige Widerrede von Werfel blieb merkwürdigerweise aus. Stattdessen sah sie ihn auf ihrem Frame geistesabwesend vor sich hin starren.
    »Werfel, ist alles in Ordnung?«, fragte sie. Weniger aus Besorgnis, sondern mehr in der Hoffnung, das Gespräch damit beenden zu können.
    »Was haben Sie eben gesagt?«
    »Ich habe gefragt, ob alles in Ordnung ist.«
    »Nein, vorher. Monster-Tsunami.«
    »Ja, Monster-Tsunami«, bestätigte sie.
    »Den Begriff gibt es in der Terminologie nicht, jedenfalls nicht offiziell. Aber es gibt den Begriff Monsterwelle.«
    »Ja und? Wo ist da der Unterschied?«
    »Tsunamis werden durch Seebeben ausgelöst, Monsterwellen durch Anhäufungen von hohen Wellen und starkem Wind. Wellen treten auf Blue Boy nur sporadisch auf, jeweils bedingt durch die Anziehungskräfte der Monde, die sich jedoch wegen der unterschiedlichen Umlaufbahnen weitgehend aufheben.«
    »So haben wir das festgestellt.«
    »Was aber wird geschehen, wenn durch eine seltene Konstellation alle Monde auf einer Seite des Planeten stehen? Sind die Umlaufbahnen der Monde abgespeichert?«
    »Ja, sicher. Alle Daten des Systems wurden beim Anflug automatisch gespeichert. Bisher haben wir uns aber hauptsächlich um den Planeten gekümmert, nicht um die Monde.«
    »Ein Fehler. Hoffentlich kein verhängnisvoller.«
    Sein Gesicht verschwand abrupt vom Frame.
    Caitlyn hob in einer dramatischen Geste ihre Hände.
    Was für ein bescheuerter und ungehobelter Kauz!
    Jetzt brauchte sie eine Pause. Und eine Zigarette und ein Kaffee. Oder besser einen guten Wein. Wenn sie schon nicht runter ins Paradies durfte, dann sollte es ihr wenigstens hier oben gut gehen. Sie gab die Bestellung bei einem Larry auf und lehnte sich zurück. Trotzdem wurde sie nachdenklich. Es war ihre Aufgabe, alles unter Kontrolle zu haben. Kleinigkeiten wie hoffentlich keine verhängnisvollen Fehler zu machen gehörten ebenfalls dazu. Sie rief Jason SCIENCE an.
    »Jason, haben Sie sich schon einmal die Umlaufbahnen der Monde näher angesehen?«
    Peter Jason grinste sie breit an. »Warum, fällt einer runter?« Sein Grinsen fror ein, als er das genervte Gesicht von Caitlyn bemerkte.
    »Jason, bitte! Ein einfaches Ja oder Nein genügt!«
    »Äh … ja und nein. Im Augenblick beobachtet jedes verfügbare Gerät den Planeten. Mit allen Frequenzen oder auf allen Spektralbereichen. Anordnung von ganz oben.«
    »Gut. Ich möchte, dass Sie eine Simulation starten, die alle Umlaufbahnen der Monde zeigt. Achten Sie auf ungewöhnliche Konstellationen und deren Auswirkungen auf die Planetenoberfläche.«
    »Okay. Ich sehe gerade, dass Werfel SCIENCE die gleiche Order an George ausgegeben hat. Soll ich sie trotzdem starten? Dauert nur ein paar Minuten.«
    »Ja, sofort. Geben Sie mir umgehend Bescheid, wenn die Ergebnisse vorliegen.«
    Sie trennte die Verbindung. Es war einfach ärgerlich, sich immer zuerst dumme Bemerkungen anhören zu müssen, wenn sie eine Frage stellte. Verotroicx oder Werfel hatten dieses Problem bestimmt nicht. Es war an der Zeit, dass sie ihre Position veränderte. Sie musste mehr Autorität zeigen und energischer handeln. Seit auf der Erde die latente Religionsfrage wieder aufgebrochen war, war die über Jahrhunderte mühsam errungene Gleichstellung wieder rückläufig. Dem Mann, und zwar dem herrschenden Mann, galt die Zukunft. Das Experiment Frau wurde von der Gesellschaft als gescheitert angesehen. Leider auch von vielen Frauen,

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