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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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Verhalten nicht erklären kann. Mich macht schon jede Kleinigkeit hier auf dem Planeten verrückt. Und erzähl mir nicht, dass du jede Nacht ruhig schläfst. Dieser tiefviolette Himmel, diese rötlichen Wolken. In der Nacht das dichte und dominante Band der Milchstraße am Himmel. Es sind nur wenige einzelne Sterne zu sehen. Kein Laut ist zu hören. Kein Vogelgezwitscher, fast keine Windgeräusche. Ein endloser Blick überallhin, weil es keine Bäume gibt. Und dann dieser unregelmäßige Wellenschlag. Manchmal ist vom Meer her stundenlang nichts zu hören und dann plötzlich krachen hohe Brecher auf den Strand. Kein Wunder, dass man ständig auf eine Katastrophe wartet.«
    »Die Gravitationskräfte der vielen Monde von Blue Boy wirken auf die gewaltigen Wassermassen und heben Flut und Ebbe gegenseitig auf. Deswegen gibt es keine nennenswerten Wellenbewegungen«, sagte Scott gelangweilt, ohne seinen Blick vom Frame zu lassen. »Der violett-rote Himmel rührt vom hohen Sauerstoffanteil in der Atmosphäre her und die Milchstraße ist am nächtlichen Himmel dominierend, weil wir uns am Rande der Galaxis befinden.«
    »Jaja, ich weiß, ist ja alles logisch erklärbar, aber trotzdem fehlen uns umfassende Informationen, die wir haben sollten, bevor wir uns auf einer fremden Welt niederlassen.«
    Verotroicx hatte die Diskussion der beiden schweigsam verfolgt. Mit Sorge stellte er bei ihnen eine gewisse Ratlosigkeit fest, verständlich bei den verwirrenden Eindrücken, die zum Teil von Sternbergs unmöglichem Verhalten herrührten. Auf Escorial hatten sie es alleine mit der Natur des Planeten zu tun gehabt, hier auf Blue Boy lastete zusätzlich eine gewisse Verantwortung auf ihnen. Das galt auch für Scott Cohen, obwohl er sich ziemlich unbeeindruckt gab. Verotroicx kannte ihn seit Jahren und er wusste, dass dieser sich durch diese unbeteiligte Fassade schützte. Die Situation war letztendlich nicht einzuschätzen, aber gerade deswegen sollte Vorsicht geboten sein.
    Er nahm sich vor, so schnell wie möglich mit Sternberg darüber zu sprechen, auch wenn er sich nicht viel Erfolg davon versprach. Er konnte ihn nicht umgehen. Es wäre ein Fehler, wenn er den Hauptverantwortlichen einfach links liegen ließ. Wenn das nichts brachte, würde er Mulholland und Hoffmann kontaktieren. Sie würden seinen Rückhalt bei einem Gespräch mit Charlotte Sternberg bilden. Er war für die Sicherheit der Leute verantwortlich, von daher blieb ihm als Leiter der FORCE und SUPPORT gar nichts anderes übrig, als aktiv zu werden.
    Zuerst jedoch brauchte er weitere Informationen. Er war in den letzten Tagen hauptsächlich mit der Logistik der Besiedlung beschäftigt gewesen und hatte nur ab und zu bei der Planetenüberwachung der SCIENCE vorbeigesehen. Hoffentlich zog sein Versäumnis keine schlimmen Folgen nach sich. Irgendwie schaffte er es nicht, positiv zu denken. Wahrscheinlich lag es daran, dass er nicht an reibungslose Vorgänge glaubte, schon gar nicht bei einer – wenn auch friedlichen – Inbesitznahme eines fremden Planeten.
      
    Raphael Werfel saß auf einem Schwimmer seiner Arack und genoss den spektakulären Aufgang der beiden Sonnen Hide Hellions Eye A und B. Der kleinere, rote Stern stand leicht versetzt nach oben gegenüber dem großen, gelben. Beide bildeten dadurch eine unförmige, aber geschlossene und gigantische Strahlenquelle. Das Paar war weiter entfernt von Blue Boy als die Erde von der heimischen Sonne, deswegen ging zuerst eine kleine rötliche Rundung über dem östlichen Horizont auf, bevor kurz darauf eine gelbliche Scheibe folgte. Das alles geschah in einer ungewohnt raschen Bewegung, da eine Umdrehung von Blue Boy um die eigene Achse nur siebzehn Stunden betrug. Der Planet war etwas größer als die Erde, trotzdem betrug die Schwerkraft nur 0,85 g, eine Folge eines wahrscheinlich viel leichteren Kerns.
    Wahrscheinlich. Eine Vermutung, wie so vieles, was Sternberg in seinem Entdeckerwahn produzierte. Statt alle Aufmerksamkeit auf die Erforschung zu zentrieren, karrte er glückselig die Besatzung der Unit Eleven auf die Planetenoberfläche und spielte sich als Touristenführer auf, wie die letzten Übertragungen aus Fantasia gezeigt hatten. Zurzeit schipperte er mit seiner Mädchentruppe zu den benachbarten Inseln und veranstalte dort ausgiebige Welcome-Partys. Dabei kam er sich nicht zu blöd vor, in einem dreiviertellangen Tropenanzug und mit Sonnenschirm Polonaisen am Strand anzuführen. Es war einfach nur dumm und

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