Drake (German Edition)
weiteren Nachschub und neue ›Touristen‹ auf den Planeten bringen.
Die Sternbergs und Captain Hoffmann hatten von ihm ein Dringlichkeitsmemo erhalten, dadurch war er einem direkten Gespräch mit den Verantwortlichen entgangen. Ihm fehlte im Augenblick einfach die Energie dazu. Hoffmann hatte den Erhalt bestätigt und mit einem offiziellen Wortlaut ebenfalls seine Bedenken geäußert. Damit war seine Pflicht erfüllt. Sollten sich doch die Sternbergs untereinander die Verantwortung zuschieben, er jedenfalls würde sich erst morgen wieder Gedanken um den Planeten machen. Heute wollte er gründlich ausschlafen. Beginnen würde er damit hier auf der Liege. Die Temperatur war angenehm und es war wunderbar windstill.
Eine geradezu einlullende Situation.
»Chef, ich hätte mal eine blöde Frage!«
Oh nein, Vic!
Er öffnete ein Auge. Vic und ihr Frame stand direkt vor ihm. In ihrer rechten Hand hielt sie einen alten Baseballschläger.
»Wenn ich deine Frage nicht richtig beantworte, ziehst du mir dann mit deinem Prügel eins über die Rübe?«
»Quatsch. Das ist der Baseballschläger von meinem Urgroßvater. Hier am Griff ist noch sein Name und der Club eingelassen: Joshua B. Jones, Boston Red Sox. Den nehme ich überall da mit hin, wo es gefährlich werden könnte.«
Baseball! Der Sport war seines Wissens schon im letzten Jahrhundert ausgestorben.
»Blöde Fragen kann doch bestimmt auch dein Frame beantworten«, antwortete er und drehte sich zur Seite. Das Plastik der Liege war zwar hässlich, aber auch überaus anschmiegsam und weich.
»Das habe ich schon befragt, aber keine Antwort gefunden. Die Frage ist folgende …«, fuhr sie gleich fort, ohne auf seine offensichtliche Unlust zu achten. »Was machen wir, wenn wir uns gemütlich auf Blue Boy niedergelassen haben? Ich meine damit: Bleiben wir dann hier oder suchen wir weitere Blue Boys?«
Verotroicx’ Antwort war ein schläfriges Grunzen. Mit solchen Fragen würde er sich morgen beschäftigen – oder in einer Woche. Jetzt aber auf keinen Fall.
An seiner Stelle antwortete Katrin, die plötzlich hellwach schien. Sie stützte sich auf ihre Ellenbogen und sah Vic mit zugekniffenen Augen an. »Der Auftrag lautet: Planet finden, Daten sichern und übermitteln, erste Erkundungen nach eigenem Ermessen durchführen. So steht es im Flugplan, allerdings viel ausführlicher. Was nach den eigenen Erkundungen folgen soll, steht in den Sternen. So weit hat niemand gedacht beziehungsweise so weit wollte niemand denken, um sich nicht lächerlich zu machen. Ich habe manchmal den Verdacht, dass sich die Sternbergs aus dem Staub machen wollten und die Planetensuche nur als Vorwand benutzt haben. Eine herrliche letzte Reise durchs Weltall, finanziert von vielen verblendeten Kleinanlegern, die auf eine glorreiche Zukunft in einer neuen schönen Welt hoffen.« Sie blickte an Vic vorbei und machte eine ausladende Handbewegung. »Na ja, ich denke, das wird wohl in Erfüllung gehen, nur werden sie einiges dafür drauflegen müssen. Wenn das hier alles kein Traum ist, wird ein regelrechter Run auf die Fahrkarten nach Blue Boy einsetzen und die Preise werden nach oben gehen. Transportschiffe müssten neu konstruiert und gebaut werden oder vielleicht sogar eine direkte Verbindung über ein stationäres MOSES -Portal. Das kostet ein Vermögen. Auf jeden Fall wird es hier in den nächsten Jahren von Siedlern nur so wimmeln.«
Vic studierte gelangweilt ihren Frame. »Und was heißt das im Klartext? Bleiben wir hier oder suchen wir weiter?«
»Vic, du nervst. Frag Sternberg. Solange er auf dem Planeten bleiben will, werden wir auch hier bleiben. Die Unit Eleven kann ihn nicht alleine hier zurücklassen. Sie ist seine Rückendeckung. Es würde mich jedoch interessieren, ob Sternberg eine Nachricht an die Erde von seinem Erfolg abgesetzt hat. Bisher hat er nichts dergleichen verlauten lassen.« Sie tatschte Verotroicx auf den Rücken. »Hey, Alan, weißt du etwas davon?«
»Weisch nich, beschdimmd«, murmelte er im Halbschlaf. Nach seinen Informationen war offiziell keine Nachricht abgesetzt worden, aber es hätte ihn gewundert, wenn Sternberg in seiner Euphorie die Erde nicht benachrichtigt hätte.
»Es gibt schlechtes Wetter«, meinte Vic tonlos.
Im ersten Augenblick reagierten weder Verotroicx noch Katrin Gauthier auf die Aussage.
»Was soll das heißen?«, fragte er eine Spur wacher.
»Hier, auf dem Frame wird eine Gewitterfront angezeigt. Hat sich plötzlich gebildet. Es
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