Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
ohne jemals an einem Punkt zu verweilen. »Riechst du den Brandgeruch?«
Die Brise drehte wieder, doch der beißende Geruch
drang trotzdem in Kates Nase. »Ölige Lappen?«
Matt lief eilig über die Trittsteine, die zur
Rückseite des Hauses führten. Auf drei Seiten hatte er einen guten Meerblick,
aber das Schlafzimmer ging nach hinten. Die dunklen Flecken führten vom Strand
zur Treppe und von dort aus direkt zu dem kleinen Fotolabor. Die Tür war zu und
wirkte abgeschlossen, doch überall auf der ganzen Tür waren Ölflecken zu sehen,
dieselben öligen Schmierflecken, die sie auf dem Strand gesehen hatten.
Kates Herz begann heftig zu pochen. Sie fühlte die
immense Gefahr, die ihr drohte. Als sie aufblickte, konnte sie die Zweige des
Baumes sehen, dessen Krone sich über der Veranda ausbreitete und über das
Schlafzimmer reichte, in dem sie und Matt sich geküsst hatten. Zwischen den
Zweigen hatten sich Misteln eingenistet und das untere Ende des Baumstamms war
mit der öligen Substanz überzogen. »Matthew, lass uns auf Jonas warten.«
»Ich habe dort drinnen Chemikalien, die man
braucht, um Filme zu entwickeln, Kate. Ich denke gar nicht daran, mein Haus an
dieses Ding zu verlieren.« Er schob sie von sich. »Du bleibst hier. Das ist
mein Ernst, Kate. Für den Fall, dass ich schleunigst verschwinden muss, brauche
ich freie Bahn. Du kannst mir helfen, indem du den Wasserschlauch hierher
ziehst, aber komm bloß nicht zu nah ans Haus.«
Matt tastete behutsam die Tür ab. Sie fühlte sich
nicht heiß an. Er öffnete sie vorsichtig. Der Gestank war überwältigend.
Es roch nach Meer, toten Fischen und schmierigem Öl. Schwarzer Rauch sickerte
aus einem aufgetürmten Haufen Fotopapier und Lappen und Glasscherben, auf denen
eine Mischung von Chemikalien verteilt worden war, von der er wusste, dass sie
hochexplosiv war. Er zog einige Blätter Fotopapier von dem Haufen, weil er
versuchen wollte, das Unvermeidliche aufzuhalten. Winzige Flammen züngelten
bereits an den Seiten des Haufens hinauf. Weißes Licht erstrahlte plötzlich und
es gab einen lauten Knall.
Kate drückte ihm den Schlauch in die Hände. Der
Wasserhahn war vollständig aufgedreht. Er richtete den Strahl auf die
gefräßigen Flammen. »Verschwinde von hier, Kate«, befahl er.
Kate unterdrückte einen Aufschrei, als Jonas wie
aus dem Nichts auftauchte und sie zurückriss, fort von der Veranda. »Ruf die
Feuerwache an«, fauchte er. »Benutze das Funkgerät in meinem Wagen und geh
unter keinen Umständen ins Haus.« Er deutete auf die Auffahrt, wo er seinen
Wagen abgestellt und die Tür auf der Fahrerseite offen gelassen hatte. »Ich
habe eine Jacke im Wagen liegen, zieh sie über. Viel hast du ja nicht gerade
an.«
Kate hörte das Heulen einer Sirene und sah, wie der
Wagen des Deputy die Auffahrt hinaufgerast kam. Sie rannte Jackson entgegen.
»Jonas sagt, die Feuerwehr muss verständigt werden«, keuchte sie, sowie er aus
seinem Wagen sprang.
Er gab die Nachricht über sein Funkgerät durch und
deutete stumm auf seinen Wagen, als genügte das, damit sie blieb. Dann schloss
er sich eilig Jonas und Matt an. Kate hüllte sich in die Jacke und sackte vor
Erleichterung beinah in sich zusammen. Wenn die drei Männer zusammen waren,
ging etwas ungemein Beruhigendes von ihnen aus. Sie verströmten grenzenlose
Zuversicht und arbeiteten als Team fast so, als wüsste jeder von ihnen, was die
beiden anderen dachten. Sie hatten das Feuer schon vor dem Eintreffen der
Löschfahrzeuge der Feuerwehr gelöscht. Mehr Zeit war erforderlich, um das Chaos
im Fotolabor nach Indizien zu durchsuchen. Kate war froh, als sie wieder ins
Haus gehen konnte. Dort war es warm und sie rollte sich auf einem Sessel
zusammen, um Matts Rückkehr zu erwarten.
8.
Bunt geschmückt ist
die Stadt mit der Lichtkettenflut,
Doch im Schnee bleibt zurück leuchtend rot Möwenblut.
Matt starrte aus dem großen Erkerfenster seiner
Küche auf das aufgewühlte Meer. Er sah finster die schäumenden Wellen an und
richtete den Blick auf die Dunkelheit weit draußen in der Ferne, fast schon am
Horizont, wo eine Masse zu erstarren und feste Gestalt anzunehmen schien.
Dunkle Wolken hatten sich über den gesamten Himmel ausgebreitet, während die
drei Männer das Chaos in seinem Fotolabor gründlich nach Spuren abgesucht
hatten. Matt hatte Anrufe von seinen Eltern und von seinen Brüdern
entgegengenommen, die sich vergewissern wollten, dass er gesund und munter war
und dass sein Haus
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