Drake Schwestern 07 - Sturm der Gefuehle-01.07.12
in seiner Lunge und seine Wut brodelte wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Doch er verbannte sie in sein Inneres, bis sie unter einem eiskalten Gletscher siedete, eine brodelnde Masse brutaler Vergeltungsgelüste.
»Ich sollte dich ins Krankenhaus bringen, Elle«, sagte er. Seine Stimme war ein weiches Band aus Klang, vollkommen monoton. Als sie instinktiv zurückweichen wollte, schlang er seine Finger um ihre, um zu verhindern, dass sie sich wieder bedeckte. »Aber ich habe schon Schlimmeres gesehen und glaube daher, dass wir selbst damit fertigwerden können. Ich will allerdings, dass deine Schwester dir ein Antibiotikum gibt.«
»Ich will sie nicht sehen.«
Er zog ihr behutsam die Trainingshose hoch und achtete darauf, dass sich das Material nicht an ihrem Körper rieb. »Sie wird dich nicht bedrängen. Du weißt doch, dass Libby weniger zudringlich ist als jede andere deiner Schwestern.« Er schob sie langsam in Richtung Bad. Der Flur war breit und führte in ein großes Badezimmer mit einer Wanne, die in den Boden eingelassen war, und einem großen Fenster mit Meerblick. Er sah, wie ihr Blick darauf fiel und sie ihn hastig wieder abwandte. »Stört es dich, dass das Haus zur Hälfte aus Fenstern besteht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Es ist anders als in Stavros' Villa, die fast nur aus Glas bestand. Ich weiß, dass mich selbst dann, wenn dort draußen ein Boot wäre, niemand sehen könnte, aber es kommt mir trotzdem so vor, als sei ich vor aller Welt entblößt.« Sie wandte den Blick ab. »Vor dir.«
»Das Gefühl brauchst du bei mir nicht zu haben, Elle. Alles, was ich über dich weiß, weißt auch du über mich. Wir machen gemeinsame Sache. So musst du das sehen.«
»Mir bleibt gar nichts anderes übrig. Ich kann dich nicht aus meinem Innern aussperren und ich glaube, ich fürchte mich sogar davor, dich aus den Augen zu lassen.« Sie rang sich die Andeutung eines Lächelns ab.
Er zog sie spielerisch am Haar. »Wanne oder Dusche? Wir müssen diese Wunden reinigen und dafür sorgen, dass sie sich nicht noch mehr entzünden.« Er blickte finster, als er ihr das Hemd von den Schultern zog. »Er hatte entweder nicht allzu viel Erfahrung in diesen Dingen oder er ist ein echter Sadist.«
»Wie meinst du das?«
»Was hat er damit bezweckt? Wollte er deine Gefügigkeit erzwingen? Dich bestrafen? Weshalb wollte er bleibende Male auf deinem Körper zurücklassen? Wenn es ihm nur um Unterdrückung ging, um Unterwerfung, dann hätte er das nicht getan, es sei denn, es macht ihm wirklich Spaß, anderen Menschen wehzutun.«
»Sein Bruder hat ihm gezeigt, wie er mich ›bestrafen‹ kann, wenn ich nicht gefügig bin. Ich hatte das Gefühl, er hat ihm einen Crashkurs erteilt, wie man eine Frau ›abrichtet‹, und Stavros hat es erstaunlich schnell begriffen.«
»Sein Bruder?«, hakte Jackson nach und achtete darauf, dass seine Stimme neutral klang. »Über seinen Bruder hast du bisher kaum etwas gesagt.« Er wusste nur, dass sie dieses eine Mal voller Furcht und Abscheu von ihm gesprochen hatte.
Sie wollte nicht an Stavros' Bruder mit den toten Augen und dem ausgehungerten Gesichtsausdruck denken. Das war ein Sadist, wie er im Buche stand. Ihm machte es eindeutig Vergnügen, Frauen Schmerzen zuzufügen, und ihr hatte so sehr vor ihm gegraut, dass sie tatsächlich bei Stavros Schutz vor ihm gesucht hatte. Dafür schämte sie sich jetzt; es war widerlich und sie wollte Jacksons Reaktion darauf nicht sehen. Er war in ihrem Bewusstsein gewesen und hatte diesen Augenblick gesehen, als der Atem in ihrer Kehle gestockt hatte und sie unabsichtlich einen Schritt auf Stavros zugegangen war. Sie hatte den Triumph in den Augen des Griechen gesehen, aber das hatte in dem Moment keine Rolle gespielt; gezählt hatte nur, dass er sie vor seinem noch grausameren und viel zu ausgehungerten Bruder in Schutz nahm.
»Es hatte nichts damit zu tun, dass ich für sie eine begehrenswerte Frau war«, sann sie laut nach. »Sie haben beide geahnt, dass ich übersinnliche Kräfte besitze, und doch wusste ich nichts von ihren Gaben. Ich dachte einfach nur, sie hätten natürliche Barrieren, das ist schließlich bei manchen Menschen der Fall, aber ich habe die beiden unterschätzt.«
Jackson traf die Entscheidung für sie und wählte die Dusche. Sie wankte jetzt schon vor Erschöpfung, aber in der Badewanne hätte sie nicht bequem sitzen können. Er würde nass werden, wenn er sie stützte, aber es ging nicht um ihn, sondern nur um sie.
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