Drake Schwestern 07 - Sturm der Gefuehle-01.07.12
hatte die Ohren gespitzt, und seine leuchtenden Augen folgten konzentriert jeder Bewegung der Tänzerinnen.
Die nackten Füße, die bei jedem Schritt auf den Sand stampften, erzeugten einen pulsierenden Rhythmus, den sie zunehmend deutlicher in ihrem Blut fühlen konnten. Hannah, die durch ihre Körpergröße und ihre platinblonden Locken leicht zu erkennen war, hob ihre Arme zum Meer, während die anderen sich weiterhin im Kreis bewegten. Jackson nahm wahr, dass sich an dem Wind eine subtile Veränderung vollzog. Er fühlte das Meer, schmeckte Salz und spürte den feinen Dunst des Meeres auf seinem Gesicht. Elle hob ihre Arme, rückte von seinem Körper ab und stellte sich direkt in den Luftstrom, der vom Strand heraufkam.
Es dauerte einen Moment, bis Jackson begriff, was in dem Dunst war. Hastig zog er Elle den Pullover, den sie trug, über den Kopf, ignorierte ihre Proteste und ließ ihn auf den Sand fallen.
»Zieh die Trainingshose aus«, ordnete Jackson an und trat bereits hinter sie, um nach dem dehnbaren Bund zu greifen und ihr die Hose über die Hüften zu ziehen.
»Ich habe nichts darunter«, protestierte Elle.
»Wen interessiert das schon?«, schnauzte er sie grob an. »Es ist ja schließlich nicht so, als hätte ich dich noch nicht nackt gesehen, und deine Schwestern halten Abstand. Ich schicke Bomber zur Haustür. Er wird uns warnen, wenn jemand kommt. Raus aus der Hose.«
Er gab dem Hund ein Zeichen, zerrte gleichzeitig an der Trainingshose und ließ Elle keine Wahl. Wenn ihre Schwestern den Versuch unternehmen wollten, ihren Körper aus der Ferne zu heilen, dann würde er dieses Angebot nicht ausschlagen, sondern sie alles tun lassen, was in ihrer Macht stand. Es war quälend, ihren Körper voller Quetschungen, offener Wunden und Striemen zu sehen. Und sie schämte sich dafür, als hätte sie Stavros irgendwie davon abhalten können, sie zu foltern.
Elle schnappte hörbar nach Luft, doch sie gestattete Jackson, ihre Arme von ihrem Körper abzuspreizen und sie langsam im Kreis zu drehen, damit der stetige Strom des Dunstes ihren ganzen Körper von allen Seiten bedecken konnte. Sie fühlte, wie das Salz in ihren Wunden brannte, doch gleich darauf folgte eine lindernde Wärme. Und tief in ihrem Innern, wo es niemand außer Jackson sehen konnte, vergoss sie Freudentränen, weil sie wieder mit ihren Schwestern verbunden war, und sei es auch nur durch den Wind.
Jackson konnte fühlen, dass gemeinsam mit dem heilenden Dunst auch Liebe und Wärme herbeiströmten, doch er blickte auf das schäumende Meer hinter den Schwestern hinaus. Er rechnete damit, Delfine und vielleicht sogar einen auftauchenden Wal zu sehen, aber stattdessen war dort eine dichte graue Nebelbank, die zwar nicht ans Ufer zog, aber dennoch bedrohlich wirkte. Er hätte schwören können, dass sich etwas in dem Nebel bewegte und eisige Finger nach dem Strand ausstreckte, doch Hannahs Wind hielt die Schwaden, die sich nähern wollten, in Schach, während ihre Schwestern tanzten.
Worin genau bestand Stavros' übernatürliche Begabung? Konnte er sich über das Meer projizieren und vor der Küste schweben? Hatte er auf ähnliche Weise wie Jackson eine Verbindung zu Elle hergestellt? Diese Vorstellung beunruhigte ihn auf mehr als nur einer Ebene. Er wollte nicht, dass ein anderer Mann eine übersinnliche Verbindung mit Elle hatte.
Das Feuer knisterte und zischte, glühte leuchtend orange und sandte Flammen zum Himmel. Die weiblichen Stimmen verklangen allmählich und die Tänzerinnen sanken erschöpft auf den Sand. Hannah blieb als Letzte auf den Beinen und ließ den heilenden Dunst so lange wie möglich weiterströmen, bevor auch sie auf dem Strand zusammenbrach. Hinter ihr war das Meer rau und von den hohen Winden aufgepeitscht, die sich gewaltsam an ihr vorbeidrängen wollten, um ans Ufer zu gelangen.
Jackson warf Elle eine Decke über. »Geh ins Haus, Kleines, und zieh dich an«, sagte er. »Ich setze das Teewasser auf und hole deine Schwestern.«
»Ich kann den Tee kochen«, erbot sie sich. »Ich bin zwar noch müde, aber ich fühle mich jetzt schon besser.« Sie erschauerte ein wenig, als der Nebel wieder näher zum Strand kroch. »Mir gefällt es nicht, dass sie hilflos im Sand liegen, wenn der Nebel kommt. Vor allem Hannah, sie liegt zu dicht am Wasser.«
»Ich hole sie.« Ihm gefiel es nicht, dass die Nebelbank so dunkel war, und ihm behagte auch nicht, wie sich die Finger streckten und immer länger wurden, bis der
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