Drake Schwestern 07 - Sturm der Gefuehle-01.07.12
gespenstische Eindruck entstand, eine Hand griffe nach ihnen. »Geh ins Haus, Elle. Zieh dich an und bleib im Warmen. Bomber ist ein ausgebildeter Schutzhund und wird vor allem dich und nicht irgendwelches Eigentum beschützen. Ich habe Lisset gebeten, ihn auf russische Befehle abzurichten, weil die ganze Familie auch Russisch spricht und ich mir dachte, es sei einfacher für jeden von uns, ihm Anweisungen zu geben, wenn es nötig ist.« Er nannte ihr eine Reihe von Befehlen und forderte sie auf, sie zu wiederholen. »Zieh dich warm an, Kleines. Heute ist es kalt draußen und der Nebel zieht schnell näher.« Er gab dem Hund ein Zeichen. »Geh mit ihr, such.«
Bombers Ohren stellten sich auf und seine Augen richteten sich auf die dichte Nebelbank, die zum Ufer zog. Er winselte, um seine Besorgnis mitzuteilen, doch er lief gehorsam vor Elle die Stufen zum Haus hinauf und verschwand im Hausinneren. »Warte auf ihn, Elle. Lass ihn erst das Haus durchsuchen. Er wird dir ein Zeichen geben, wenn du bedenkenlos reinkommen kannst. Warte ab jetzt immer darauf. Du wirst in Zukunft Vorsichtsmaßnahmen ergreifen müssen.«
»Das bin ich nicht gewohnt.« Sie zitterte trotz der Decke. »Ich weiß, aber es wird dir in Fleisch und Blut übergehen. Es ist besser, wenn wir lernen, wie wir auf uns selbst und auf unsere Kinder aufpassen. Wir beide sind mit gefährlichen Drohungen konfrontiert, die sich auf unser weiteres Leben auswirken könnten.« Er sprach mit sachlicher Stimme, als sei nichts weiter dabei, mit einer Morddrohung zu leben. Eines hatte ihn Elles Entführung auf jeden Fall gelehrt: Er musste mit beiden Händen nach dem Leben greifen, statt zuzusehen, wie es an ihm vorüberzog, weil er Angst um Elle oder um seine Kinder hatte. Es passierten laufend schlimme Dinge, aber durch sein Abwarten verpasste er all die schönen Dinge, und er war wild entschlossen, Elle zu zeigen, dass sie unter allen Umständen eine Zukunft hatten.
Bomber streckte den Kopf zur offenen Tür heraus und bellte kurz. »Lobe ihn und geh mit ihm ins Haus.«
»Ich werde den Kessel aufsetzen und mich anziehen«, sagte Elle, die froh war, etwas Nützliches tun zu können.
Jackson wartete, bis Elle und der Deutsche Schäferhund im Haus in Sicherheit waren, bevor er den ausgetretenen Pfad hinunterlief. Der schmale Dünenstreifen, der sein Anwesen vom Meer trennte, war leicht gewölbt, und kleine Pflanzen, die aus dem Sand hervorkamen, sprenkelten die Landschaft mit leuchtendem Grün.
Sowie er am Strand angelangt war, kauerte er sich neben Sarah. »Alles in Ordnung mit euch?«
»Wir sind nur etwas ausgelaugt. Hat es geholfen?« Sarah warf einen Blick auf das Meer und runzelte die Stirn. »Mir gefällt gar nicht, wie das aussieht.« Ihre Stimme war dünn, und sie rührte sich nicht, drehte nicht einmal den Kopf, richtete aber ihren Blick auf den finsteren Nebel.
»Ich glaube, ihr habt ihr wirklich geholfen, Sarah. Zumindest hat sie sich besser gefühlt, sowie sie von euch allen umgeben war. Sie macht Tee. Ich werde euch ins Haus helfen, aber lass keine deiner Schwestern versuchen, in ihren Kopf zu gelangen. Sie will es nicht.«
»Das ist uns schon klar«, sagte Sarah.
Jacksons Magen schnürte sich zusammen, und ein Schauer der Sorge lief ihm über den Rücken. Er wandte sich von Sarah ab, um auf das Meer hinauszublicken. Die Wellen zogen sich zurück und wurden in die dichte Nebelbank gesogen, die sich in gespenstischer Stille draußen auf dem Meer zusammenballte.
Eine dunkle Wasserrinne floss vom Strand ins Meer und durchdrang das Blau mit einem schlammigen Grün. Draußen auf dem Meer gewann eine Welle an Schwung und stürmte zum Strand hin.
Jackson sprang auf, rief Hannah im Laufen eine laute Warnung zu und rannte zu der Stelle, an der sie auf dem nassen Sand lag und einen Arm und ein Bein von sich gestreckt hatte. Jackson wusste, dass Hannah schwanger war, obwohl ihre schmale Gestalt nur durch den leicht gerundeten Bauch einen Hinweis darauf gab. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Körper schlaff, vom Einsatz ihrer Energien ausgelaugt. Dort, wo es Hannah am nächsten war, wirkte das Wasser viel seichter, als es hätte sein sollen, und das erschuf die Illusion vollkommener Ruhe. Jackson hatte sie fast erreicht, als das Wasser sie traf und sich die langen, dicken Arme des Riementangs aus der schnell nahenden Welle reckten und sich um Hannahs Handgelenk und um ihren Knöchel schlangen.
Da der Wind die Welle mit solcher Kraft ans Ufer trieb,
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