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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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– Reue zürnt man dem Himmel nicht ab! (Weich mit Wehmuth.) Jahre voraus, Leonore, genoß ich das Fest jener Stunde, wo ich den Genuesern ihre Herzogin brächte – Wie lieblich verschämt sah ich schon deine Wangen erröthen, deinen Busen wie fürstlich schön unter dem Silberflor schwellen, wie angenehm deine lispelnde Stimme der Entzückung versagen (Lebhafter.) Ha! wie berauschend wallte mir schon der stolze Zuruf zu Ohren, wie spiegelte sich meiner Liebe Triumph im versinkenden Neide! – Leonore – die Stund' ist gekommen – Genuas Herzog ist dein Fiesco – und Genuas schlechtester Bettler besinnt sich, seine Verachtung an meine Qual und meinen Scharlach zu tauschen – (Rührender.) Eine Gattin theilt seinen Gram – mit wem kann ich meine Herrlichkeit theilen? (Er weint heftiger und verbirgt sein Gesicht an der Leiche. Rührung auf allen Gesichtern.)
    Calcagno.
Es war eine treffliche Dame.
    Zibo.
Daß man doch ja den Trauerfall dem Volk noch verschweige. Er nähme den Unsrigen den Muth und gäb' ihn den Feinden.
    Fiesco (steht gefaßt und fest auf).
Höret, Genueser! – die Vorsehung, versteh' ich ihren Wink, schlug mir diese Wunde nur, mein Herz für die nahe Größe zu prüfen. – Es war die gewagteste Probe – jetzt fürcht' ich weder Qual, noch Entzücken mehr. Kommt! Genua erwarte mich , sagt ihr? – Ich will Genua einen Fürsten schenken, wie ihn noch kein Europäer sah – Kommt! – dieser unglücklichen Fürstin will ich eine Todtenfeier halten, daß das Leben seine Anbeter verlieren und die Verwesung wie eine Braut glänzen soll – Jetzt folgt eurem Herzog! (Gehen ab unter Fahnenmarsch.)
Vierzehnter Auftritt.
    Andreas Doria . Lomellin .
    Andreas.
Dort jauchzen sie hin.
    Lomellin.
Ihr Glück hat sie berauscht. Die Thore sind bloßgegeben. Der Signoria wälzt sich Alles zu.
    Andreas.
Nur an meinem Neffen scheute das Roß. Mein Neffe ist todt. Hören Sie, Lomellin –
    Lomellin.
Was? noch? noch hoffen Sie, Herzog?
    Andreas (ernst).
Zittre du für dein Leben, weil du mich Herzog spottest , wenn ich auch nicht einmal hoffen darf.
    Lomellin.
Gnädigster Herr – eine brausende Nation liegt in der Schale Fiescos – Was in der Ihrigen?
    Andreas (groß und warm).
Der Himmel!
    Lomellin (hämisch die Achsel zuckend).
Seitdem das Pulver erfunden ist, campieren die Engel nicht mehr.
    Andreas.
Erbärmlicher Affe, der einem verzweifelnden Graukopf seinen Gott noch nimmt! (Ernst und gebietend.) Geh! mache bekannt, daß Andreas noch lebe – Andreas, sagst du, ersuche seine Kinder, ihn doch in seinem achtzigsten Jahre nicht zu den Ausländern zu jagen, die dem Andreas den Flor seines Vaterlandes niemals verzeihen würden. Sag' ihnen das, und Andreas ersuche seine Kinder um so viel Erde in seinem Vaterland für so viel Gebeine.
    Lomellin.
Ich gehorsame, aber verzweifle. (Will gehen.)
    Andreas.
Höre! und nimm diese eisgraue Haarlocke mit – Sie war die letzte, sagst du, auf meinem Haupt und ging los in der dritten Jännernacht, als Genua losriß von meinem Herzen und habe achtzig Jahre gehalten und habe den Kahlkopf verlassen im achtzigsten Jahre – die Haarlocke ist mürbe! aber doch stark genug, dem schlanken Jüngling den Purpur zu knüpfen (Er geht ab mit verhülltem Gesicht. Lomellin eilt in eine entgegengesetzte Gasse. Man hört ein tumultuarisches Freudengeschrei unter Trompeten und Pauken.)
Fünfzehnter Auftritt.
    Verrina vom Hafen. Bertha und Bourgognino .
    Verrina.
Man jauchzt. Wem gilt das?
    Bourgognino.
Sie werden den Fiesco zum Herzog ausrufen.
    Bertha (schmiegt sich ängstlich an Bourgognino).
Mein Vater ist fürchterlich, Scipio!
    Verrina.
Laßt mich allein, Kinder – O Genua! Genua!
    Bourgognino.
Der Pöbel vergöttert ihn und forderte wiehernd den Purpur. Der Adel sah mit Entsetzen zu und durfte nicht Nein sagen.
    Verrina.
Mein Sohn, ich hab' alle meine Habseligkeiten zu Gold gemacht und auf dein Schiff bringen lassen. Nimm deine Frau und stich unverzüglich in See. Vielleicht werd' ich nachkommen. Vielleicht – nicht mehr. Ihr segelt nach Marseille, und (schwer und gepreßt sie umarmend) – Gott geleit' euch! (Schnell ab.)
    Bertha.
Um Gotteswillen! Worüber brütet mein Vater?
    Bourgognino.
Verstandst du den Vater?
    Bertha.
Fliehen, o Gott! Fliehen in der Brautnacht!
    Bourgognino.
So sprach er – und wir gehorchen. (Beide gehen nach dem Hafen.)
Sechzehnter Auftritt.
    Verrina . Fiesco im herzoglichen Schmuck.
(Beide treffen auf einander.)
    Fiesco.
Verrina!

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