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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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durchdonnert zu Boden. Verschworne stehen in todter Pause und schauervollen Gruppen.)
    Fiesco (matt aufgerichtet mit dumpfer Stimme).
Hab' ich mein Weib ermordet, Genueser? – Ich beschwöre euch, schielt nicht so geisterbleich auf dieses Spiel der Natur – Gott sei gelobt! Es gibt Schicksale, die der Mensch nicht zu fürchten hat, weil er nur Mensch ist . Wem Götterwollust versagt ist, wird keine Teufelqual zugemuthet – Diese Verirrung wäre etwas mehr. (Mit schrecklicher Beruhigung.) Genueser, Gott sei Dank! Es kann nicht sein.
Dreizehnter Auftritt.
    Vorige . Arabella kommt jammernd.
    Arabella.
Mögen sie mich umbringen, was hab' ich auch jetzt noch zu verlieren? – Habt Erbarmen, ihr Männer – Hier verließ ich meine gnädige Frau, und nirgends find' ich sie wieder.
    Fiesco (tritt ihr näher mit leiser bebender Stimme).
Leonore heißt deine gnädige Frau?
    Arabella (froh).
O daß Sie da sind, mein liebster, guter, gnädiger Herr! – Zürnen Sie nicht über uns, wir konnten sie nicht mehr zurückhalten.
    Fiesco (zürnt sie dumpfig an).
Du Verhaßte! von was nicht?
    Arabella.
Daß sie nicht nachsprang –
    Fiesco (heftiger).
Schweig! wohin sprang?
    Arabella.
Ins Gedränge –
    Fiesco (wüthend).
Daß deine Zunge zum Krokodil würde – Ihre Kleider?
    Arabella.
Ein scharlachner Mantel –
    Fiesco (rasend gegen sie taumelnd).
Geh in den neunten Kreis der Hölle! – der Mantel?
    Arabella.
Lag hier am Boden –
    Einige Verschworne (murmelnd).
Gianettino ward hier ermordet –
    Fiesco (todesmatt zurückwankend zu Arabella).
Deine Frau ist gefunden. (Arabella geht angstvoll. Fiesco sucht mit verdrehten Augen im ganzen Kreis herum, darauf mit leiser, schwebender Stimme, die stufenweis bis zum Toben steigt.) Wahr ist's – wahr – und ich das Stichblatt des unendlichen Bubenstücks. (Viehisch um sich hauend.) Tretet zurück, ihr menschlichen Gesichter – Ah, (mit frechem Zähnblecken gen Himmel) hätt' ich nur seinen Weltbau zwischen diesen Zähnen – Ich fühle mich aufgelegt, die ganze Natur in ein grinsendes Scheusal zu zerkratzen, bis sie aussieht wie mein Schmerz – (Zu den Andern, die bebend herumstehen.) Mensch! – wie es jetzt dasteht, das erbärmliche Geschlecht, sich segnet und selig preist, daß es nicht ist wie ich – Nicht wie ich! (In hohles Beben hinabgefallen.) Ich allein habe den Streich – (Rascher, wilder.) Ich? Warum ich? Warum nicht mit mir auch diese? Warum soll sich mein Schmerz am Schmerz eines Mitgeschöpfs nicht stumpf reiben dürfen?
    Calcagno (furchtsam).
Mein theurer Herzog –
    Fiesco (dringt auf ihn ein mit gräßlicher Freude).
Ah, willkommen! Hier, Gott sei Dank! ist Einer, den auch dieser Donner quetschte! (Indem er den Calcagno wüthend in seine Arme drückt.) Bruder Zerschmettert! Wohl bekomm die Verdammniß! Sie ist todt! Du hat sie auch geliebt! (Er zwingt ihn an den Leichnam und drückt ihm den Kopf dagegen.) Verzweifle! Sie ist todt! (Den stieren Blick in einen Winkel geheftet.) Ah, daß ich stünde am Thor der Verdammniß, hinunterschauen dürfte mein Aug auf die mancherlei Folterschrauben der sinnreichen Hölle, saugen mein Ohr zerknirschter Sünder Gewinsel – Könnt' ich sie sehen, meine Qual, wer weiß, ich trüge sie vielleicht? (Mit Schauern zur Leiche gehend.) Mein Weib liegt hier ermordet – Nein, das will wenig sagen (Nachdrücklicher.) Ich, der Bube, habe mein Weib ermordet – O pfui, so etwas kann die Hölle kaum kitzeln – Erst wirbelt sie mich künstlich auf der Freude letztes glättestes Schwindeldach, schwätzt mich bis an die Schwelle des Himmels – und dann hinunter – dann – o könnte mein Odem die Pest unter Seelen blasen – dann – dann ermord' ich mein Weib – Nein, ihr Witz ist noch feiner – dann übereilen sich (verächtlich) zwei Augen, und (mir schrecklichem Nachdruck) ich – ermorde – mein Weib! (Beißend lächelnd.) Das ist das Meisterstück!
    (Alle Verschwornen hängen gerührt an ihren Waffen. Einige wischen Thränen aus den Augen. – Pause.)
    Fiesco (erschöpft und stiller, indem er im Zirkel herumblickt).
Schluchzt hier Jemand? – Ja, bei Gott, die einen Fürsten würgten, weinen . (In stillen Schmerz geschmolzen.) Redet! Weint ihr über diesen Hochverrath des Todes, oder weint ihr über meines Geistes Memmenfall? (In ernster, rührender Stellung vor der Todten verweilend.) Wo in warme Thränen felsenharte Mörder schmelzen, flucht Fiescos Verzweiflung! (Sinkt weinend an ihr nieder.) Leonore, vergib

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