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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Wie? Heute erst in diesen zwanzig Tagen?
    Max.
Auf jenem Jagdschloß war es, zwischen hier
Und Nepomuk, wo Sie uns eingeholt,
Der letzten Station des ganzen Wegs.
In einem Erker standen wir, den Blick
Stumm in das öde Feld hinaus gerichtet,
Und vor uns ritten die Dragoner auf,
Die uns der Herzog zum Geleit gesendet.
Schwer lag auf mir des Scheidens Bangigkeit,
Und zitternd endlich wagt' ich dieses Wort:
Dies alles mahnt mich, Fräulein, daß ich heut
Von meinem Glücke scheiden muß. Sie werden
In wenig Stunden einen Vater finden,
Von neuen Freunden sich umgeben sehn;
Ich werde nun ein Fremde für Sie sein,
Verloren in der Menge – »Sprechen Sie
Mit meiner Base Terzky!« fiel sie schnell
Mir ein, die Stimme zitterte, ich sah
Ein glühend Roth die schönen Wangen färben,
Und von der Erde langsam sich erhebend
Trifft mich ihr Auge – ich beherrsche mich
Nicht länger –
    (die Prinzessin erscheint an der Thüre und bleibt stehen, von der Gräfin, aber nicht von Piccolomini bemerkt)
    – fasse kühn sie in die Arme,
Mein Mund berührt den ihrigen – da rauscht' es
Im nahen Saal und trennte uns – Sie waren's.
Was nun geschehen, wissen Sie.
    Gräfin (nach einer Pause mit einem verstohlenen Blick auf Thekla).
Und sind Sie so bescheiden oder haben
So wenig Neugier, daß Sie mich nicht auch
Um mein Geheimniß fragen?
    Max
Ihr Geheimniß?
    Gräfin.
Nun ja! Wie ich unmittelbar nach Ihnen
Ins Zimmer trat, wie ich die Nichte fand,
Was sie in diesem ersten Augenblick
Des überraschten Herzens –
    Max (lebhaft).
Nun?
Vierter Auftritt.
    Vorige. Thekla , welche schnell hervortritt.
    Thekla.
Spart Euch die Mühe, Tante!
Das hört er besser von mir selbst.
    Max (tritt zurück).
Mein Fräulein! –
Was ließen Sie mich sagen, Tante Terzky!
    Thekla (zur Gräfin).
Ist er schon lange hier?
    Gräfin.
Ja wohl, und seine Zeit ist bald vorüber.
Wo bleibt Ihr auch so lang?
    Thekla.
Die Mutter weinte wieder so. Ich seh' sie leiden
– Und kann's nicht ändern, daß ich glücklich bin.
    Max (in ihren Anblick verloren).
Jetzt hab' ich wieder Muth, sie anzusehn.
Heut' konnt' ich's nicht. Der Glanz der Edelsteine,
Der Sie umgab, verbarg mir die Geliebte.
    Thekla.
So sah mich nur Ihr Auge, nicht Ihr Herz.
    Max.
O! diesen Morgen, als ich Sie im Kreise
Der Ihrigen, in Vaters Armen fand,
Mich einen Fremdlich sah in diesem Kreise –
Wie drängte mich's in diesem Augenblick,
Ihm um den Hals zu fallen, Vater ihn
Zu nennen! Doch sein strenges Auge hieß
Die heftig wallende Empfindung schweigen,
Und jene Diamanten schreckten mich,
Die, wie ein Kranz von Sternen, Sie umgaben.
Warum auch mußt er beim Empfange gleich
Den Bann um Sie verbreiten, gleich zum Opfer
Den Engel schmücken, auf das heitre Herz
Die traur'ge Bürde seines Standes werfen!
Wohl darf die Liebe werben um die Liebe,
Doch solchem Glanz darf nur ein König nahn.
    Thekla.
O, still von dieser Mummerei! Sie sehn
Wie schnell die Bürde abgeworfen ward. (Zur Gräfin.)
Er ist nicht heiter. Warum ist er's nicht?
Ihr, Tante, habt ihn mir so schwer gemacht!
War er doch ein ganz Andrer auf der Reise!
So ruhig hell! so froh beredt! Und wünschte,
Sie immer so zu sehn und niemals anders.
    Max.
Sie fanden sich, in Ihres Vaters Armen,
In einer neuen Welt, die Ihnen huldigt,
Wär's auch durch Neuheit nur, Ihr Auge reizt.
    Thekla.
Ja! Vieles reizt mich hier, ich will's nicht leugnen,
Mich reizt die bunte, kriegerische Bühne,
Die vielfach mir ein liebes Bild erneuert,
Mir an das Leben, an die Wahrheit knüpft,
Was mir ein schöner Traum nur hat geschienen.
    Max.
Mir machte sie mein wirklich Glück zum Traum.
Auf einer Insel in des Aethers Höhn
Hab' ich gelebt in diesen letzten Tagen;
Sie hat sich auf die Erd' herabgelassen,
Und diese Brücke, die zum alten Leben
Zurück mich bringt, trennt mich von meinem Himmel.
    Thekla.
Das Spiel des Lebens sieht sich heiter an,
Wenn man den sichern Schatz im Herzen trägt,
Und froher kehr' ich, wenn ich es gemustert,
Zu meinem schönern Eigenthum zurück –
(Abbrechend, und in einem scherzhaften Ton.)
Was hab' ich Neues nicht und Unerhörtes
In dieser kurzen Gegenwart gesehn!
Und doch muß alles Dies dem Wunder weichen,
Das dieses Schloß geheimnißvoll verwahrt.
    Gräfin (nachsinnend).
Was wäre das? Ich bin doch auch bekannt
In allen dunkeln Ecken dieses Hauses.
    Thekla (lächelnd).
Von Geistern wird der Weg dazu beschützt,
Zwei Greife halten Wache an der Pforte.
    Gräfin (lacht).
Ach so! der astrologische Thurm! Wie hat

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