Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
Vom Netzwerk:
sich
Dies Heiligthum, das sonst so streng verwahrt wird,
Gleich in den ersten Stunden Euch geöffnet?
    Thekla.
Ein kleiner alter Mann mit weißen Haaren
Und freundlichem Gesicht, der seine Gunst
Mir gleich geschenkt, schloß mir die Pforte auf.
    Max.
Das ist des Herzogs Astrolog, der Seni.
    Thekla.
Er frage mich nach vielen Dingen, Wann ich
Geboren sei, in welchem Tag und Monat,
Ob eine Tages- oder Nachtgeburt –
    Gräfin.
Weil er das Horoskop Euch stellen wollte.
    Thekla.
Auch meine Hand besah er, schüttelte
Das Haupt bedenklich, und es schienen ihm
Die Linien nicht eben zu gefallen.
    Gräfin.
Wie fandet Ihr es denn in diesem Saal?
Ich hab' mich stets nur flüchtig umgesehn.
    Thekla.
Es ward mir wunderbar zu Muth, als ich
Aus vollem Tageslichte schnell hineintrat;
Denn eine düstre Nacht umgab mich plötzlich,
Von seltsamer Beleuchtung schwach erhellt.
In einem Halbkreis standen um mich her
Sechs oder sieben große Königsbilder,
Den Scepter in der Hand, und auf dem Haupt
Trug jedes einen Stern, und alles Licht
Im Thurm schien von den Sternen nur zu kommen.
Das wären die Planeten, sagte mir
Mein Führer, sie regierten das Geschick,
Drum seien sie als Könige gebildet.
Der äußerste, ein grämlich finstrer Greis
Mit dem trübgelben Stern, sei der Saturnus ;
Der mit dem rothen Schein, grad' von ihm über,
In kriegerischer Rüstung, sei der Mars ,
Und Beide bringen wenig Glück den Menschen.
Doch eine schöne Frau stand ihm zur Seite,
Sanft schimmerte der Stern auf ihrem Haupt,
Das sei die Venus , das Gestirn der Freude.
Zur linken Hand erschien Mercur geflügelt.
Ganz in der Mitte glänzte silberhell
Ein heitrer Mann, mit einer Königsstirn,
Das sei der Jupiter , des Vaters Stern,
Und Mond und Sonne standen ihm zur Seite.
    Max.
O, nimmer will ich seinen Glauben schelten
An der Gestirne, an der Geister Macht.
Nicht bloß der Stolz des Menschen füllt den Raum
Mit Geistern, mit geheimnißvollen Kräften,
Auch für ein liebend Herz ist die gemeine
Natur zu eng, und tiefere Bedeutung
Liegt in dem Märchen meiner Kinderjahre,
Als in der Wahrheit, die das Leben lehrt.
Die heitre Welt der Wunder ist's allein,
Die dem entzückten Herzen Antwort gibt,
Die ihre ew'gen Räume mir eröffnet,
Mir tausend Zweige reich entgegenstreckt,
Worauf der trunkne Geist sich selig wiegt.
Die Fabel ist der Liebe Heimathwelt,
Gern wohnt sie unter Feen, Talismanen,
Glaubt gern an Götter, weil sie göttlich ist.
Die alten Fabelwesen sind nicht mehr,
Das reizende Geschlecht ist ausgewandert;
Doch eine Sprache braucht das Herz; es bringt
Der alte Trieb die alten Namen wieder,
Und an dem Sternenhimmel gehn sie jetzt,
Die sonst im Leben freundlich mir gewandelt;
Dort winken sie dem Liebenden herab,
Und jedes Große bringt uns Jupiter ,
Noch diesen Tag, und Venus jedes Schöne.
    Thekla.
Wenn das die Sternenkunst ist, will ich froh
Zu diesem heitern Glauben mich bekennen.
Es ist ein holder, freundlicher Gedanke,
Daß über uns, in unermeßnen Höhn,
Der Liebe Kranz aus funkelnden Gestirnen,
Da wir erst wurden, schon geflochten ward.
    Gräfin.
Nicht Rosen bloß, auch Dornen hat der Himmel.
Wohl dir, wenn sie den Kranz dir nicht verletzen!
Was Venus band, die Bringerin des Glücks,
Kann Mars, der Stern des Unglücks, schnell zerreißen.
    Max.
Bald wird sein düstres Reich zu Ende sein!
Gesegnet sei des Fürsten ernster Eifer,
Er wird den Oelzweig in den Lorbeer flechten
Und der erfreuten Welt den Frieden schenken.
Dann hat sein großes Herz nichts mehr zu wünschen,
Er hat genug für seinen Ruhm gethan,
Kann jetzt sich selber leben und den Seinen.
Auf seine Güter wird er sich zurückziehn,
Er hat zu Gitschin einen schönen Sitz,
Auch Reichenberg, Schloß Friedland liegen heiter;
Bis an den Fuß der Riesenberge hin
Streckt sich das Jagdgehege seiner Wälder.
Dem großen Trieb, dem prächtig schaffenden,
Kann er dann ungebunden, frei willfahren.
Da kann er fürstlich jede Kunst ermuntern
Und alles würdig Herrliche beschützen –
Kann bauen, pflanzen, nach den Sternen sehn –
Ja, wenn die kühne Kraft nicht ruhen kann,
So mag er kämpfen mit dem Element,
Den Fluß ableiten und den Felsen sprengen
Und dem Gewerb die leichte Straße bahnen.
Aus unsern Kriegsgeschichten werden dann
Erzählungen in langen Winternächten –
    Gräfin.
Ich will denn doch gerathen haben, Vetter,
Den Degen nicht zu frühe wegzulegen.
Denn eine Braut, wie die, ist es wohl werth,
Daß mit dem Schwert um sie geworben werde.
    Max.
O! wäre sie mit Waffen zu

Weitere Kostenlose Bücher