Dramatische Werke
Gestüte halten,
Sich eine Hofstatt gründen, goldne Schlüssel
Austheilen, gastfrei große Tafel geben,
Und kurz, ein großer König sein – im Kleinen!
Und weil er klug sich zu bescheiden weiß,
Nichts wirklich mehr zu gelten, zu bedeuten,
Läßt man ihn scheinen, was er mag; er wird
Ein großer Prinz bis an sein Ende scheinen.
Ei nun! der Herzog ist dann eben auch
Der neuen Menschen einer, die der Krieg
Emporgebracht, ein übernächtiges
Geschöpf der Hofgunst, die mit gleichem Aufwand
Freiherrn und Fürsten macht.
Wallenstein (steht auf, heftig bewegt).
Zeigt einen Weg mir an aus diesem Drang,
Hilfreiche Mächte! einen solchen zeigt mir,
Den ich vermag zu gehn – Ich kann mich nicht,
Wie so ein Wortheld, so ein Tugendschwätzer,
An meinem Willen wärmen und Gedanken –
Nicht zu dem Glück, das mir den Rücken kehrt,
Großthuend sagen: Geh! ich brauch dich nicht!
Wenn ich nicht wirke mehr, bin ich vernichtet.
Nicht Opfer, nicht Gefahren will ich scheun,
Den letzten Schritt, den äußersten, zu meiden;
Doch eh ich sinke in die Nichtigkeit,
So klein aufhöre, der so groß begonnen,
Eh mich die Welt mit jenen Elenden
Verwechselt, die der Tag erschafft und stürzt,
Eh spreche Welt und Nachwelt meinen Namen
Mit Abscheu aus, und Friedland sei die Losung
Für jede fluchenswerthe That.
Gräfin.
Was ist denn hier so wider die Natur?
Ich kann' nicht finden, sage mir's – o, laß
Des Aberglaubens nächtliche Gespenster
Nicht deines hellen Geistes Meister werden!
Du bist des Hochverraths verklagt; ob mit,
– Ob ohne Recht, ist jetzo nicht die Frage –
Du bist verloren, wenn du dich nicht schnell der Macht
Bedienst, die du besitzest – Ei! wo lebt denn
Das friedsame Geschöpf, das seines Lebens
Sich nicht mit allen Lebenskräften wehrt?
Was ist so kühn, das Nothwehr nicht entschuldigt?
Wallenstein.
Einst war mir dieser Ferdinand so huldreich;
Er liebte mich, er hielt mich werth, ich stand
Der Nächste seinem Herzen. Welchen Fürsten
Hat er geehrt, wie mich – Und so zu enden!
Gräfin.
So treu bewahrst du jede kleine Gunst,
Und für die Kränkung hast du kein Gedächtniß?
Muß ich dich dran erinnern, wie man dir
Zu Regensburg die treuen Dienste lohnte?
Du hattest jeden Stand im Reich beleidigt;
Ihn groß zu machen, hattest du den Haß;
Den Fluch der ganzen Welt auf dich geladen;
Im ganzen Deutschland lebte dir kein Freund,
Weil du allein gelebt für deinen Kaiser.
An ihn bloß hieltest du bei jenem Sturme
Dich fest, der auf dem Regensburger Tag
Sich gegen dich zusammenzog – Da ließ er
Dich fallen! ließ dich fallen! dich dem Bayern,
Dem Uebermüthigen, zum Opfer fallen!
Sag' nicht, daß die zurückgegebne Würde
Das erste, schwere Unrecht ausgesöhnt.
Nicht wahrlich guter Wille stellte dich,
Dich stellte das Gesetz der herben Noth
An diesen Platz, den man dir gern verweigert.
Wallenstein.
Nicht ihrem guten Willen, das ist wahr!
Noch seiner Neigung dank' ich dieses Amt.
Mißbrauch' ich's, so mißbraucht' ich kein Vertrauen.
Gräfin.
Vertrauen? Neigung? – Man bedurfte deiner!
Die ungestüme Presserin, die Noth ,
Der nicht mit hohlen Namen, Figuranten
Gedient ist, die die That will, nicht das Zeichen ,
Den Größten immer aufsucht und den Besten,
Ihn an das Ruder stellt, und müßte sie ihn
Aufgreifen aus dem Pöbel selbst – die setzte dich
In dieses Amt und schrieb dir die Bestallung.
Denn lange, bis es nicht mehr kann, behilft
Sich dies Geschlecht mit feilen Sklavenseelen
Und mit den Drahtmaschinen seiner Kunst –
Doch wenn das Aeußerste ihm nahe tritt,
Der hohle Schein es nicht mehr thut, da fällt
Es in die starken Hände der Natur,
Des Riesengeistes, der nur sich gehorcht,
Nichts von Verträgen weiß und nur auf ihre
Bedingung, nicht auf seine , mit ihm handelt.
Wallenstein.
Wahr ist's! Sie sahn mich immer, wie ich bin,
Ich hab' sie in dem Kaufe nicht betrogen,
Denn nie hielt ich's der Mühe werth, die kühn
Umgreifende Gemüthsart zu verbergen.
Gräfin.
Vielmehr – du hast dich furchtbar stets gezeigt.
Nicht du , der stets sich selber treu geblieben,
Die haben Unrecht, dir dich fürchteten,
Und doch die Macht dir in die Hände gaben.
Denn Recht hat jeder eigene Charakter,
Der übereinstimmt mit sich selbst; es gibt
Kein andres Unrecht, als den Widerspruch.
Warst du ein Andrer, als du vor acht Jahren
Mit Feuer und Schwert durch Deutschlands Kreise zogst,
Die Geißel schwangest über alle Länder,
Hohn sprachest allen Ordnungen des Reichs,
Der Stärke fürchterliches Recht nur übtest
Und
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