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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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(nachdem er gelesen).
Der Brief hat Händ' und Füß'. Es ist ein klug
Verständig Haupt, Herr Wrangel, dem Ihr dienet.
Es schreibt der Kanzler, er vollziehe nur
Den eignen Einfall des verstorbnen Königs,
Indem er mir zur böhm'schen Kron' verhelfe.
    Wrangel.
Er sagt, was wahr ist. Der Hochselige
Hat immer groß gedacht von Euer Gnaden
Fürtrefflichem Verstand und Feldherrngaben,
Und stets der Herrschverständigste, beliebt' ihm
Zu sagen, sollte Herrscher sein und König.
    Wallenstein.
Er durft' es sagen. (Seine Hand vertraulich fassend.)
Aufrichtig, Oberst Wrangel – Ich war stets
Im Herzen auch gut schwedisch – Ei, das habt ihr
In Schlesien erfahren und bei Nürnberg.
Ich hatt' euch oft in meiner Macht und ließ
Durch eine Hinterthür euch stets entwischen.
Das ist's, was sie in Wien mir nicht verzeihn,
Was jetzt zu diesem Schritt mich treibt – Und weil
Nun unser Vortheil so zusammengeht,
So laßt uns zu einander auch ein recht
Vertrauen fassen.
    Wrangel.
Das Vertrau'n wird kommen,
Hat Jeder nur erst seine Sicherheit.
    Wallenstein.
Der Kanzler, merk' ich, traut mir noch nicht recht.
Ja, ich gesteh's – Es liegt das Spiel nicht ganz
Zu meinem Vortheil. Seine Würden meint,
Wenn ich dem Kaiser, der mein Herr ist, so
Mitspielen kann, ich könn' das Gleiche thun
Am Feinde, und das Eine wäre mir
Noch eher zu verzeihen, als das Andre .
Ist das nicht Eure Meinung auch, Herr Wrangel?
    Wrangel.
Ich hab' hier bloß ein Amt und keine Meinung.
    Wallenstein.
Der Kaiser hat mich bis zum Aeußersten
Gebracht. Ich kann ihm nicht mehr ehrlich dienen.
In meiner Sicherheit, aus Nothwehr thu' ich
Den harten Schritt, den mein Bewußtsein tadelt.
    Wrangel.
Ich glaub's. So weit geht Niemand, der nicht muß.
(Nach einer Pause.)
Was Eure Fürstlichkeit bewegen mag,
Also zu thun an Ihrem Herrn und Kaiser,
Gebührt nicht uns zu richten und zu deuten.
Der Schwede ficht für seine gute Sach'
Mit seinem guten Degen und Gewissen.
Die Concurrenz ist, die Gelegenheit
Zu unsrer Gunst, im Krieg gilt jeder Vortheil,
Wir nehmen unbedenklich, was sich bietet;
Und wenn sich Alles richtig so verhält –
    Wallenstein.
Woran denn zweifelt man? An meinem Willen?
An meinen Kräften? Ich versprach dem Kanzler,
Wenn er mir sechzehntausend Mann vertraut,
Mit achtzehntausend von des Kaisers Heer
Dazu zu stoßen –
    Wrangel.
Euer Gnaden sind
Bekannt für einen hohen Kriegesfürsten,
Für einen zweiten Attila und Pyrrhus.
Noch mit Erstaunen redet man davon,
Wie Sie vor Jahren, gegen Menschendenken,
Ein Heer wie aus dem Nichts hervorgerufen.
Jedennoch –
    Wallenstein.
Dennoch?
    Wrangel.
Seine Würden meint,
Ein leichter Ding doch möcht' es sein, mit Nichts
Ins Feld zu stellen sechzigtausend Krieger,
Als nur ein Sechzigtheil davon – (Er hält inne.)
    Wallenstein.
Nun was?
Nur frei heraus!
    Wrangel.
Zum Treubruch zu verleiten.
    Wallenstein.
Mein er? Er urtheilt wie ein Schwed' und wie
Ein Protestant. Ihr Lutherischen fechtet
Für eure Bibel; euch ist's um die Sach';
Mit eurem Herzen folgt ihr eurer Fahne. –
Wer zu dem Feinde läuft von euch , der hat
Mit zweien Herrn zugleich den Bund gebrochen.
Von all Dem ist die Rede nicht bei uns –
    Wrangel.
Herr Gott im Himmel! Hat man hier zu Lande
Denn keine Heimath, keinen Herd und Kirche?
    Wallenstein.
Ich will euch sagen, wie das zugeht. – Ja,
Der Oesterreicher hat ein Vaterland
Und liebt's und hat auch Ursach, es zu lieben.
Doch dieses Heer, das kaiserlich sich nennt,
Das hier in Böheim hauset, das hat keins;
Das ist der Auswurf fremdere Länder, ist
Der aufgegebne Theil des Volks, dem nichts
Gehöret, als die allgemeine Sonne.
Und dieses böhm'sche Land, um das wir fechten,
Das hat kein Herz für seinen Herrn, den ihm
Der Waffen Glück, nicht eigne Wahl gegeben.
Mit Murren trägt's des Glaubens Tyrannei,
Die Macht hat's eingeschreckt, beruhigt nicht.
Ein glühend, rachvoll Angedenken lebt
Der Gräuel, die geschahn auf diesem Boden.
Und kann's der Sohn vergessen, daß er Vater
Mit Hunden in die Messe ward gehetzt?
Ein Volk, dem das geboten wird, ist schrecklich,
Es räche oder dulde die Behandlung.
    Wrangel.
Der Adel aber und die Officiere?
Solche eine Flucht und Felonie, Herr Fürst,
Ist ohne Beispiel in der Welt Geschichten.
    Wallenstein.
Sie sind auf jegliche Bedingung mein.
Nicht mir, den eignen Augen mögt Ihr glauben.
    (Er gibt ihm die Eidesformel. Wrangel durchliest sie und legt sie, nachdem er gelesen, schweigend auf den Tisch.)
    Wie ist's? Begreift Ihr nun?
    Wrangel.

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