Dramatische Werke
Rheingraf,
Und was er bringt, will ich voraus dir melden.
Die Schweden stehn fünf Meilen nur von hier.
Bei Neustadt hab' der Piccolomini
Sich mit der Reiterei auf sie geworfen,
Ein fürchterliches Morden sei geschehn,
Doch endlich hab' die Menge überwältigt,
Die Pappenheimer alle, auch der Max,
Der sie geführt – sei'n auf dem Platz geblieben.
Wallenstein.
Wo ist der Bote? Bringt mich zu ihm. (Will abgehen.)
Indem stürzt Fräulein Neubrunn ins Zimmer, ihr folgen einige Bediente, die durch den Saal rennen.
Neubrunn.
Hilfe! Hilfe!
Illo und Terzky.
Was gibt's?
Neubrunn.
Das Fräulein!
Wallenstein und Terzky.
Weiß sie's?
Neubrunn.
Sie will sterben. (Eilt fort.)
(Wallenstein mit Terzky und Illo ihr nach.)
Sechster Auftritt.
Buttler und Gordon.
Gordon (erstaunt).
Erklärt mir. Was bedeutete der Auftritt?
Buttler.
Sie hat den Mann verloren, den sie liebte,
Der Piccolomini war's, der umgekommen.
Gordon.
Unglücklich Fräulein!
Buttler.
Ihr habt gehört, was dieser Illo brachte,
Daß sich die Schweden siegend nahn.
Gordon.
Wohl hört' ich's.
Buttler.
Zwölf Regimenter sind sie stark, und fünf
Stehn in der Näh', den Herzog zu beschützen.
Wie haben nur mein einzig Regiment,
Und nicht zweihundert stark ist die Besatzung.
Gordon.
So ist's.
Buttler.
Nicht möglich ist's, mit so geringer Mannschaft
Solchen einen Staatsgefangnen zu bewahren.
Gordon.
Das seh' ich ein.
Buttler.
Die Menge hätte bald das kleine Häuflein
Entwaffnet, ihn befreit.
Gordon.
Das ist zu fürchten.
Buttler (nach einer Pause).
Wißt! Ich bin Bürge worden für den Ausgang,
Mit meinem Haupte haft' ich für das seine,
Wort muß ich halten, führ's, wohin es will,
Und ist der Lebende nicht zu bewahren,
So ist – der Todte uns gewiß.
Gordon.
Versteh' ich Euch? Gerechter Gott! Ihr könntet –
Buttler.
Er darf nicht leben.
Gordon.
Ihr vermöchtet's!
Buttler.
Ihr oder ich. Er sah den letzten Morgen.
Gordon.
Ermorden wollt Ihr ihn?
Buttler.
Das ist mein Vorsatz.
Gordon.
Der Eurer Treu' vertraut!
Buttler.
Sein böses Schicksal!
Gordon.
Des Feldherrn heilige Person!
Buttler.
Das war er!
Gordon.
O, was er war, löscht kein Verbrechen aus!
Ohn' Urthel?
Buttler.
Die Vollstreckung ist statt Urthels.
Gordon.
Das wäre Mord und nicht Gerechtigkeit.
Denn hören muß sie auch den Schuldigsten.
Buttler.
Klar ist die Schuld, der Kaiser hat gerichtet,
Und seinen Willen nur vollstrecken wir.
Gordon.
Den blut'gen Spruch muß man nicht rasch vollziehn,
Ein Wort nimmt sich, ein Leben nie zurück.
Buttler.
Der hurt'ge Dienst gefällt den Königen.
Gordon.
Zu Henkers Dienst drängt sich kein edler Mann.
Buttler.
Kein muthiger erbleicht vor kühner That.
Gordon.
Das Leben wagt der Muth, nicht das Gewissen.
Buttler.
Was? Soll er frei ausgehn, des Krieges Flamme,
Die unauslöschliche, aufs neu' entzünden?
Gordon.
Nehmt ihn gefangen, tödtet ihn nur nicht,
Greift blutig nicht dem Gnadenengel vor.
Buttler.
Wär' die Armee des Kaisers nicht geschlagen,
Möcht' ich lebendig ihn erhalten haben.
Gordon.
O, warum schloß ich ihm die Festung auf!
Buttler.
Der Ort nicht, sein Verhängniß tödtet ihn.
Gordon.
Auf diesen Wällen wär' ich ritterlich,
Des Kaisers Schloß vertheidigend, gesunken.
Buttler.
Und tausend brave Männer kamen um!
Gordon.
In ihrer Pflicht – das schmückt und ehrt den Mann;
Doch schwarzen Mord verfluchte die Natur.
Buttler (eine Schrift hervorlangend).
Hier ist das Manifest, das uns befiehlt,
Uns seiner zu bemächtigen. Es ist an Euch
Gerichtet, wie an mich. Wollt Ihr die Folgen tragen,
Wenn er zum Feind entrinnt durch unsre Schuld?
Gordon.
Ich, der Ohnmächtige, o Gott!
Buttler.
Nehmt Ihr's auf Euch! Steht für die Folgen ein!
Mag werden draus, was will! Ich leg's auf Euch.
Gordon.
O Gott im Himmel!
Buttler.
Wißt Ihr andern Rath,
Des Kaisers Meinung zu vollziehen? Sprecht!
Denn stürzen, nicht vernichten will ich ihn.
Gordon.
O Gott! Was sein muß, seh ich klar, wie Ihr,
Doch anders schlägt das Herz in meiner Brust.
Buttler.
Auch dieser Illo, dieser Terzky dürfen
Nicht leben, wenn der Herzog fällt.
Gordon.
O, nicht um Diese thut mir's leid. Sie trieb
Ihr schlechtes Herz, nicht die Gewalt der Sterne.
Sie waren's, die in seine ruh'ge Brust
Den Samen böser Leidenschaft gestreut,
Die mit fluchwürdiger Geschäftigkeit
Die Unglücksfrucht in ihm genährt – Mag sie
Des bösen Dienstes böser Lohn ereilen!
Buttler.
Auch sollen sie im Tod ihm gleich
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